Komplizierte Liebe

„Sollen wir gehen, Schatz?"

Erschrocken löste sich Nazli von dem jungen Mann und schaute zur Tür, an die geklopft wurde. Schnell entfernt sie sich von Baran und strich sich durch die Haare. Die Tür öffnete sich und ihre Tante Yaren kam herein. Beschämt senkt das Mädchen ihren Kopf, während sich Baran durch die Haare fährt. Skeptisch musterte Yaren die beiden. Sie wusste, dass ihr ältester Sohn sich in seine Cousine verliebt hatte, aber anscheinend schienen seine Gefühle erwidert zu werden, wenn sie sich die beiden anschaute. „Guten Morgen, ihr beiden. Baran, was machst du hier?"

„Ich habe Nazli nur geweckt, Mama. Damit sie nicht zu spät zur Schule kommt."

Misstrauisch nickte seine Mutter und verlässt das Zimmer wieder. Erleichtert atmete Nazli aus. Anscheinend hatte ihre Tante nichts bemerkt. Verlegen schaute sie zu Baran, der sie sanft anlächelte. „Mach dich fertig, Engelchen.", er drückt ihr einen Kuss auf die Stirn und verlässt das Zimmer. Verträumt geht sie zur ihrem Koffer und durchwühlt ihre Sachen. Sie wollte unbedingt etwas schönes anziehen, damit sie neben Baran nicht wie ein kleines Kind aussieht. Schließlich war er schon 22 und sie erst 17. Kritisch betrachtete sie einen Rock, als ihre Cousine Lara das Zimmer betrat.

„Kannst du mir helfen, Lara? Ich möchte etwas schönes anziehen."

„Uh, möchtest du dich etwa für meinen Bruder schick machen?", meinte sie und wackelte mir ihren Augenbrauen, sodass ihre Freundin knallrot wurde. Lachend suchte Lara ihr ein schönes Outfit heraus und schickte sie ins Bad, wo Nazli sich ihr Geschäft machte, Zähne putzte und sich anzog. Dann kämmte sie ihre Haare durch und schminkte sich etwas. Ihre Haare fielen ihr in Locken über ihren Rücken.

Sie verlässt das Bad, holte ihre Schultasche aus Laras Zimmer und stieg die Treppen herunter. Im Wohnzimmer saß die Familie schon am Tisch und frühstückte. „Guten Morgen."

„Guten Morgen, Schätzchen.", begrüßte ihr Onkel sie und lächelte seine Nichte an. Die anderen taten es ihm nach. Nazli setzte sich neben Baran und machte sich verlegen ein Brot. Neben ihm konnte sie sich nicht entspannen, dafür war sie viel zu aufgeregt. Sein Lächeln haute sie fast um. Auf einmal spürte sie eine Hand an ihrer linken. Überrascht schaute sie nach links, doch Baran ließ sich nichts anmerken. Zum Glück war er Linkshändler, sonst würde das auffallen. Verlegen verschränke sie ihre Hand mit seiner und hielt sie während des ganzen Frühstücks fest in ihrer. Yaren und ihre Tochter bemerkten ihr Gesicht und lächelten still vor sich hin. Nur die Männer am Tisch bekamen nichts mit. Zu Nazlis Glück. Sie wollte nicht wissen, was ihr Onkel machen würde. Ganz abgesehen von ihren Brüdern oder ihrem Vater.

Nach dem Frühstück standen Lara und Nazli auf und verabschiedeten sich von den älteren. Dann folgten sie Baran aus dem Haus und setzten sich in sein Auto. Dabei schubste Lara ihre Freundin auf den Beifahrersitz. Verlegen setzte sie sich hin und schnallte sich an. Baran schüttelte seinen Kopf und fuhr los. Während der Fahrt nahm er wie automatisch ihre Hand und drückte zu. Ab und zu fiel sein Blick auf ihre Beine, da sie einen Rock trug und der Stoff hochgerutscht war. Deswegen verdüsterte sich auch sein Gesicht, was die Mädels auch mitbekamen, doch nichts darauf erwiderten. Vor der Schule parkte er den Wagen und gab Lara ein Zeichen auszusteigen. Nazli wollte es ihr gleich tun, doch Baran hielt ihre Hand fest und stoppte sie. Fragend drehte sie sich zu ihm und blickte ihn neugierig an. Wollte er sie wieder küssen?

„Nazli, warum hast du diesen Rock an? Deine Beine sieht man!"

Verwirrt betrachtete sie sein finsteres Gesicht. Er mochte ihren Rock nicht, weil es zu kurz war? Aber sonst hatte er doch nie etwas zu ihren Klamotten gesagt. Außerdem hatte sie diese Klamotten nur wegen ihm angezogen. Damit er sie hübsch fand. Auch sie wurde etwas sauer. Trotzig verschränkte sie ihre Arme vor der Brust und schaute ihn nicht an.