Kapitel 15 - Duell

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31. Januar 2081

16.25 Uhr Ortszeit

Cybit-Hauptquartier, USA

Jan war von den Mechs zurück in seine Zelle gebracht worden. Er hatte sich daraufhin weitere Gedanken darüber gemacht, wie er von hier abhauen konnte. Auf jeden Fall würde ihm nur eine Chance zur Verfügung stehen. Wenn er die nicht ergriff, würde eine Flucht ohne fremde Hilfe unmöglich werden. Er kannte sich in der Basis zwar einigermaßen gut aus, jedoch hatte er keine Ahnung, ob die Cybit-Truppen irgendetwas an ihr geändert hatten.

Letztendlich würde es darauf hinauslaufen, dass er spontane Entscheidungen treffen musste. Und das gefiel ihm absolut gar nicht.

Sein gesundheitlicher Zustand hatte sich nicht gerade gebessert. Die Schmerzen waren teilweise sogar noch schlimmer geworden, sodass Jan sich nicht einmal vernünftig hinlegen konnte, ohne zu stöhnen. Als er gerade den x-ten Versuch unternommen hatte, irgendwie ein bisschen Schlaf zu kriegen, hatte jemand die Tür geöffnet. „Bist du wach?", hatte eine sanfte Frauenstimme gesagt.

Jan hatte sich umgedreht und in ein nicht gerade unhübsches Gesicht geschaut.

Die Augen waren hellblau gewesen, das lange Haar strohblond mit einer einzigen, feuerroten Strähne an der Seite. „Ich... soll mich um dich kümmern", hatte sie gesagt. „Ich muss deine Knochenbrüche heilen. Machst du dich bitte obenrum einmal frei?" Was hatte er schon für eine Wahl gehabt? Jan hatte getan wie ihm befohlen. Die junge Frau hatte sich ihn kurz angesehen und dann vorsichtig ihre Hände auf seine Brust gelegt. „Das tut jetzt einmal kurz ziemlich weh", hatte sie gewarnt. Jan hatte sich bereit gemacht. Und es hatte scheiße weh getan! Mehrmals! Jan hatte versucht nicht zu schreien, es aber natürlich nicht geschafft. „Sorry, aber anders geht's nun einmal nicht", hatte sie gesagt.

Als sie fertig gewesen war, war Jan überraschender Weise schmerzfrei gewesen. „Wie hast du das gemacht?" Sie hatte verlegen gelächelt.

„Meine Fähigkeit ist es Knochenbrüche zu korrigieren, oder Gewebe nachwachsen zu lassen. Ich bin als Projekt eben ganz aufs Heilen spezialisiert." Na wenigstens gab es nicht nur Projekte mit zerstörerischen Fähigkeiten. Jan hatte sie eingehender betrachtet. Die kleine Stubsnase, die vollen Lippen zu einem unsicherem Lächeln verzogen. Insgesamt wirkte ein wenig schüchtern.

Sie hatte viel zu nett ausgesehen, um zu Cybit zu gehören, aber Jan wusste nur zu gut, dass der Schein trügen kann. So wie bei Jason. „Weshalb bist du bei Cybit, wenn ich das wissen darf?", hatte er ein wenig skeptisch gefragt. Das hatte ihr augenblicklich das Lächeln aus dem Gesicht gewischt. „Ich... kann nicht gut kämpfen. Alles wozu ich in der Lage bin, ist Verletzten helfen. Sie haben mir keine Wahl gelassen. Entweder ich versorge die Verletzten Projekte von Cybit, oder..." Ihre Stimme hatte versagt. Sie war aufgestanden und hatte sich verabschiedet. „Ruh dich jetzt aus. Du wirst deine Kräfte brauchen." Damit war sie verschwunden gewesen.

Die Begegnung mit dem namenlosen Mädchen war jetzt ein paar Stunden her. Jan war vor lauter Staunen gar nicht dazu gekommen, sie nach ihrem Namen zu fragen. Auf jeden Fall war sie ihm durchaus sympathisch gewesen. Er konnte sie doch nicht einfach so bei diesen Mördern zurücklassen. Jan würde sie auf seiner Flucht mitnehmen, er hatte nur keine Ahnung, wie genau er das anstellen sollte. Mit zwei Personen war die Flucht um einiges schwieriger.

Bevor er aber noch einen weiteren Gedanken daran verlieren konnte, wurde seine Zellentür geöffnet. Im Türrahmen stand Alex, ein spöttisches Grinsen auf den Lippen. „Darf ich den werten Herren bitten, mir zu folgen?" Jan stand auf und verließ die Zelle. Draußen warteten zwei bewaffnete Roboter, das mit der Flucht konnte Jan vorerst vergessen. „Wir haben deine Ausrüstung gefunden. Mal sehen, wie du dich so schlägst."

Projekt- Systems online (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt