Kapitel 25 - X-Killer

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3. Februar 2081

10.49 Uhr Ortszeit

Cybit-Stützpunkt Tokyo, Japan

Das Innere der Hochsicherheitszelle ähnelte einer Ausstattung für eine Raumstation. Datenpulte, Anzeigetafeln und zwei große Behälter mit Glasscheiben. Eine Vielzahl an Kabeln und Verbindungselementen füllte die Lücken zwischen den Geräten. Die zwei Glasbehälter sahen aus, wie Teleportationsgeräte aus alten Science-Fiction Filmen. Die roten Knöpfe überall starrten sie wie kalte Augen an.

Katie stand bereits an einem der Pulte und machte sich an einigen Hebeln und Schaltern zu schaffen. Jan ging zu ihr. „Alles klar soweit?" Sie nickte und deutete auf die zwei Behälter mit den Glasscheiben. „In eines der zwei Dinger musst du gleich rein steigen. Ich habe das Gerät weitestgehend schon eingeschaltet. Allerdings gibt es immer noch einige Sachen, die ich nicht ganz verstehe. Es ist eine ziemlich beeindruckende Maschine."

Jade ging zu einem anderen Pult. „Das macht nichts. Ich weiß, wie wir weiter fortfahren müssen", sagte sie. Irgendwie wirkte sie anders, als vor noch so wenigen Augenblicken. Sie hatte ihre Härte und Verschlossenheit zurückgewonnen. Jetzt war sie wieder, wie Jan ihr zum ersten Mal begegnet war. Kühl und unzugänglich. Ganz die Kämpferin, stets das Ziel im Blick. Jan mochte diese Seite an ihr nicht gerade, jedoch war es nötig gewesen. Nur so hatten sie eine Chance die Mission schnell hinter sich zu bringen und den Krieg für sich zu entscheiden. Sie mussten sich beeilen. „Sag mir einfach, was ich machen muss. Wir müssen uns beeilen, sonst stirbt von den anderen womöglich noch einer", sagte er. Er wollte auf keinen Fall, dass sie es zwar schaffen würden, den X-Killer zu aktivieren, von ihren Freunden dann aber keiner mehr am Leben war. Außerdem hatte er eben Mirage angefunkt, um ihr von Jades Zustand zu berichten. Es war also gut möglich, dass ihr Feind sie abgehört und schon eine Abteilung zu ihnen geschickt hatte. Wenn das Jades Bruder nicht schon veranlasst hatte.

Wieso hatte Jade ihm nicht von ihrem Bruder erzählt? Das konnte nur bedeuten, dass er unangenehme Erinnerungen in ihr weckte. Mirage hatte sich ebenfalls so angehört, als wüsste sie nichts von Jades Bruder. Anscheinend war es ein Geheimnis, dass Jade nicht einmal mit ihrer engsten Freundin teilte. War es etwa so düster? Oder so traurig? Jan hatte mehr Fragen als Antworten. Immer mehr offenbarten sich mit der Zeit, doch er konnte sie alle nicht beantworten. Der Haufen an Fragen war mittlerweile zu einer Armee geworden. Alles musste er noch herausfinden, so vieles über HTS, ihre Feinde und die Projekte überhaupt.

Er hatte versucht die Fragen zu vergessen, doch er wusste selbst, dass das nicht möglich war. Das Hier und Jetzt war immer wichtiger, als die unbeantworteten Fragen. Der Krieg war wichtiger. Fragen zu beantworten beanspruchte Zeit. Bei Jans Armee aus Fragen sehr viel Zeit. Zeit, die weder er noch seine Freunde hatten. Genau deswegen wollte er Frieden. Er wollte Frieden, damit niemand mehr sterben musste und damit er Zeit hatte, all seine Fragen zu beantworten. Denn er wusste, dass die Fragen ihn niemals loslassen würden.

„Du musst dich in einen der Behälter stellen", sagte Jade. Jan tat wie geheißen. Er legte seine Schwerter und den Helm ab und ging zum rechten der beiden Dinger. Die Glasklappe fuhr mit einem surrenden Geräusch nach oben. Jan stellte sich hinein und Jade befestigte seine Arme mit Gurten. Dann seine Beine und den Hals. Dann schloss sie die Klappe. Die Luft war dünn hier drin. Jan sollte versuchen nicht zu viel Sauerstoff zu verbrauchen. Er fühlte sich nicht besonders wohl, so wie wahrscheinlich jeder, der bewegungsunfähig in einem sargähnlichen Kasten steckte. Er würde es schon überleben.

Jades Stimme drang nur gedämpft zu ihm durch. „Katie, du musst in den anderen Behälter." Katie sah sie verwirrt und ein wenig erschrocken an. „Ich?" Jade nickte.

Projekt- Systems online (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt