Projekt- Systems online (Teil 1)

Kapitel 24 - Letzte Hoffnung

3. Februar 2081

10.41 Uhr Ortszeit

Cybit-Stützpunkt Tokyo, Japan

Die Schlacht tobte um sie herum. Mirages Plan war zum Glück aufgegangen. Zuvor hatten sie im Kontrollraum eine Übungsebene in der großen Haupthalle aktiviert und sich gleich darauf dorthin begeben. So hatten sie eine größere Chance länger durchzuhalten, bis Jan seinen Part erfüllt hatte. Die Ebene, für die sich Mirage entschieden hatte, war 'Masterplan'.

Sie hatten ihre Leute an wichtigen Punkten im Labyrinth positioniert und außerdem hatten ihre Feinde weniger Angriffsfläche. Bis jetzt verlief alles genau wie Mirage es sich erhofft hatte. Durch die verschlungenen Schluchten und Gassen der Ebene, hatten sie eindeutig den Vorteil der Guerilla Taktik. Wenn das weiter so ging, würde es noch ganze zehn Minuten dauern, bis sie langsam an Boden verlieren könnten. Mirage hoffte, dass Jan mit Hilfe der zwei anderen es geschafft hatte den X-Killer zu aktivieren. Sie hatte den Plan mehrmals genauestens überdacht. Er war riskant, doch so hatten sie die größte Chance auf Erfolg. Außerdem war sie noch auf eine andere Idee gekommen.

Die Mechs hatten zwar eine eingebaute KI, aber die konnte nicht ohne Anschluss an irgendein Kontrollzentrum funktionieren. Sie vermuteten, dass die Funkstelle, die alle Mechs auf der Welt in Betrieb hielt, hier irgendwo in der japanischen Basis sein musste. Schließlich waren sie hier hergestellt worden. Wenn sie dieses Kontrollzentrum fanden und zerstören konnten, würden alle Mechs binnen kürzester Zeit abgeschaltet werden. Einen Haken hatte die Sache nur. Sie hatten keine Zeit nach so einer Funkstation zu suchen. Deshalb hatten Mirage und Gale sich für diese Variante des Plans entschieden. Gale war nicht mehr da, um dessen Umsetzung zu erleben. Mirage trauerte um ihn, jedoch hatte der Erfolg dieser Mission nun Vorrang.

Viele Stunden hatte sie sich gefragt, ob sie sich auch richtig entschieden hatte. Letztendlich hatte es nichts gebracht. Wenn sie es nicht so machten, würden sie scheitern und dann wäre alles verloren. Sie hatte Angst vor der Zukunft, genau wie viele andere auch. Doch sie hatte die Kraft, ihre Ängste hinter das Allgemeinwohl zu stellen. Deswegen war sie damals zur Anführerin eines Teams und im Ernstfall einer Armee ernannt worden. Die Verantwortung erdrückte sie. Sie war schon längst innerlich zerrissen, dennoch musste sie weitermachen. Das Leben ging weiter, egal, wie man sich entschied. Es geht nicht anders, dachte sie.

Jemand meldete sich über Funk. Es war Jan. War etwa irgendwas schiefgegangen? Mirage betete, dass keiner der drei gestorben war. „Mirage hier", meldete sie sich. „Jan, was ist passiert?" Jan wirkte kurz überrascht. „Woher weißt du, dass überhaupt was passiert ist?"

„Jade hat dir mit Sicherheit gesagt, dass es gefährlich ist, jetzt Funkkontakt mit uns aufzunehmen. Also muss was passiert sein, dass du's trotzdem machst." Es knackte kurz in der Leitung. „Wir sind schon erwartet worden", kam es darauf von Jan. Toll, das konnte jetzt alles heißen. „Uns geht's allen gut, keine Sorge", fügte Jan zu Mirages Erleichterung an. „Jade hatte ein kleines Familientreffen mit ihrem Zwillingsbruder."

Mirage runzelte die Stirn. „Zwillingsbruder?" Das war selbst ihr neu. Anscheinend kannte sie Jade doch nicht so gut, wie sie gedacht hatte. „Ja", fuhr Jan fort. „Ihre Beziehung zueinander ist irgendwie... verwirrend. Zuerst wollten sie sich gegenseitig umbringen und dann wiederum den jeweils anderen beschützen. Naja, was jetzt allerdings wichtiger ist als ihre Gründe, ist Folgendes: Jade hat ihn zwar vorerst kampfunfähig gemacht, musste dafür aber irgend so eine Droge einschmeißen."

Mirage erstarrte zu Eis. Das war nicht gut. Der Schlachtlärm wurde allmählich lauter. Franck signalisierte per Handzeichen, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. Sie mussten den Plan so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. „Wie geht es ihr jetzt?", fragte Mirage.