Gray
Auf meinem Weg in den Bio-Raum fragte ich mich mal wieder, wieso ich mir dieses Fach angetan habe. Ich hätte Bio abwählen können und stattdessen Physik oder so wählen können aber nein, ich musste Bio wählen und somit drei mal pro Woche meine Existenz hinterfragen. Als ich mich aber auf meinen Platz setze bin ich positiv überrascht:
Ich habe tatsächlich einen Zettel mit einer kurzen Zusammenfassung über Molekularbiologie, unserem jetzigen Thema erhalten. Also hat die Person welche hier auf diesem Platz sitzt sich tatsächlich die Zeit genommen um mir zu helfen. Und wenn man so drüber nachdenkt, muss diese Person ein echter Goldschatz sein, wenn sie sich die Zeit nimmt um jemand Fremdes eine komplette Bio-Zusammenfassung zu schreiben. Ich muss mich also echt bedanken. Und bei Gelegenheit herausfinden wer mein lieber Schreibtischfreund oder meine liebe Schreibtischfreundin ist. Also schreibe ich eine kurze Nachricht auf den Tisch.
Ich bin dabei gerade einzunicken, als ich dass Wort „Klausur" und „in 1 1/2 Wochen" höre. Ich schrecke auf und versuche so schnell wie möglich die Themen mitzuschreiben. Schon währenddessen fällt mir auf, dass ich diese Klausur sowas von verhauen werde. Über die Hälfte der Themen verstand ich nämlich gar nicht. Allerdings kenne ich ja jemand, der mir da sicher helfen kann. Also schreibe ich eine Nachricht an Annie.
Ich brauche deine Hilfe für Bio.
Zugestellt
Ich hatte früh gemerkt dass Annie ziemlich intelligent war. Besonders als sie mir dann erklärte dass sie erst 15, bald 16 ist. Zu hören dass ich also mit 17, bald 18, in der selben Stufe bin wie sie schockte mich dann doch ziemlich. Außerdem hat sie ebenfalls Bio, also wird sie mir sicher helfen können.
Als ich aus dem Bio-Raum laufe, erwarte ich eigentlich, dass ich so wie immer auf einen grinsenden Blake treffen würde. Auf den treffe ich auch, allerdings steht neben ihm auch eine ebenfalls grinsende Annie.
„Du brauchst also meine Hilfe?", fragt sie mich.
„Äh jaa?"
Ich sehe wohl genau so fragend aus wie ich klinge, denn Blake bricht neben ihr bricht in schallendes Gelächter aus.
Sie schenkt ihm nur ein kleines Lächeln, bevor sie sich wieder zu mir dreht und weiterredet:
„Ich kann natürlich versuchen dir zu helfen, aber ich kann dir nicht garantieren dass ich es hinbekomme."
„Und wenn. Geht Sonntag um drei? Bei mir?"
Mit einem leichten Nicken zeigt sie mir dass dies passt und läuft dann zu Gravity und Pride, wobei ich merke, dass Gravity Annie etwas angepisst anschaut, aber sofort lächelt als sie merkt dass ich sie ansehe.
An sich muss ich sagen, dass ich Gravity nicht wirklich ausstehen kann. Ich weiß nichtmal, woran das liegt, schließlich kenne ich sie ja nicht. Aber gut, vielleicht habe ich einfach nur einen falschen Eindruck von ihr. Wenn ich so über Annies Freundinnen nachdenke, fällt mir auf, dass ich die drei noch nie getrennt gesehen habe. Die drei sind auch immer irgendwie gleich.
Gravity, welche mit ihren roten Haaren und ihre Größe ziemlich aus der Masse rausstach, schien ihren Mund nur aufzumachen, um sich über etwas zu beschweren oder jemanden anzumeckern.
Pride hingegen schien eine ziemlich aufgedrehte und humorvolle Person zu sein. An ihrer Haltung ist zu erkennen, dass die Blondine ihrem Namen alle Ehre machte: den Kopf immer hoch erhoben und ein schneller, bestimmter Gang, wegen dem Annie öfters etwas neben ihr her joggen muss.
Annie selber ist ziemlich schüchtern und zurückgezogen, oft ist sie so in ihren eigenen Gedanken gegangen, dass man sie drei vier mal ansprechen muss bevor sie einen bemerkt. Trotzdem kann man sich wunderbar mit ihr unterhalten.
Während ich so über die drei Mädchen, beziehungsweise eigentlich fast nur Annie nachdenke, wünsche ich mir wieder, Annie besser kennenzulernen und ihr näher kommen zu können, denn ich merke, dass hinter der Fassade des stillen Mädchens mit den dunkelblauen Augen noch viel mehr steckt.
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Dear Desk Friend
Ficção AdolescenteAuf Tische schreiben darf man eigentlich nicht. Aber eben nur eigentlich. (Slow updates)