Der Test #2 #3 #4

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Er war schnell. Zu schnell. Ich konnte mich nicht so schnell im Wasser bewegen wie er. Seine Krallen schnitten durch meine Haut und hinterließen eine große, tiefe Wunde. Diese brauchte einige Minute länger zum Heilen. Aber so weit kam es nicht einmal. Er griff schon wieder an und hinterließ wieder eine klaffende Wunde an meiner Seite. Das Blut strömte aus mir heraus und das Wasser hatte schon bald eine rötliche Farbe angenommen. Er kam wieder und wieder und immer mehr Wunden und Bissspuren waren auf meinem Körper abgebildet. Ich spürte, wie meine Lebensenergie langsam aus mir herausfloss. Ich wurde müde und meine Augen fielen langsam zu, während das Monster einer Attacke nach der nächsten ausübte und ich unfähig war, mich zu verteidigen. 

Und dann fühlte ich es. Ein Stromschlag, der durch meinen gesamten Körper fuhr. Meine Augen öffneten sich sofort und Adrenalin fing wieder an, sich in meine Adern zu pumpen. Mein Kampfwille kehrte zurück und dieses mal, hatte ich einen Plan. 

Das Vieh kam wieder auf mich zu. Ich regte keinen Muskel, nur meine Krallen waren ausgefahren. Er kam näher und ich bleckte die Zähne. Ich fuhr meine Schwimmheute an meinen Händen aus. Sie waren hauchdünn, doch mit ihnen konnte ich schneller schwimmen. Als der Feind kurz davor war wieder zuzubeißen, machte ich eine geschmeidige Umdrehung und packte ihn an der Schnautze, schubste ihn nach unten und bewegte mich vorwärts. Erst recht langsam, doch nach einer Weile, hatte ich mich an das tauchen gewöhnt und wurde ziemlich schnell. Je nach dem. Der Gegner war etwas schneller. Ich konnte nicht gegen ihn im Wasser kämpfen und einfach abhauen war auch unmöglich. Ich musste geschickter vorgehen. 

In der nächten Biegung machte ich anstalten, den rechten Weg zu nehmen. Doch kurz bevor ich abbog, machte ich eine schnelle linksdrehung und schwamm dort entlang. Ich schwamm und schwamm. Im zick-zack, im Kreis, machte haarscharfe abbiegungen und dann sah ich es. Das Ende. Es war so nah und doch so fern. Mit dem Vieh an meinen Fersen geheftet, wurde ich schneller. Ich hatte es fast geschafft. Nur noch ein Stück. Ich war gezwungen auszuweichen, da es nach mir schnappte, doch ich war nicht vom Weg abzukommen. Immer schneller und schneller wurde ich. Ich durfte nicht zögern, sonst war dies hier nun mein Ende. Als ich ankam, packte ich sofort die Leine, die im Wasser hing und kletterte nach oben. Naja, das Vieh hatte etwas anderes im Sinn. Es biss sich an meinem Bein fest und versuchte, mich nach unten zu ziehen. Ich jedoch, hielt mich krampfhaft am Seil fest und versuchte, ihn abzuschütteln. Das Wasser färbte sich nun wieder in diese rote Farbe. Der Schmerz war unerträglich. Ich schrie, doch dann füllte sich Wasser in meine Lungen. Verzweifelt, trat ich mit dem anderen Fuß nach dem Monster, doch das half auch nicht. Wenn ich nicht los lassen würde, wäre mein Fuß weg. Und so ließ ich das Seil gehen und das Monster zog mich in die Tiefe. Doch ich war noch nicht fertig. Ich holte mit meinen Krallen aus, und kratze ihm die Augen aus. Ich schnitt in seine Kiemen, seine Ohren, seine Haut und dan, oh Gott, ich konnte mein Glück kaum fassen, traf ich eine sehr wichtige Vene. Als ich durchschnitt, verlor das Vieh in Rasender Geschwindigkeit Blut und das Wasser war nun dunkelrot. Ich sah fast gar nichts mehr. Doch ich spürte, wie sich der Griff um mein Bein lockerte und schließlich, ganz weg war. Sofort schwamm ich nach oben, krallte mich am Seil fest und zog mich nach oben. Endlich am sicheren Boden angekommen, brach ich zusammen. Ich spürte nun die Schmerzen. Das Adrenalin hatte meinen Körper verlassen. Ich würgte Wasser hervor. Blutrotes Wasser. Mir war schlecht und die Wunden heilten nicht sehr schnell. Ich fror und war müde. Ich wollte nicht mehr. 

Und da war es wieder. Ein Elektroschock. Noch stärker als der vorherige. Ich biss mir auf die Zunge, um den Schrei zu unterdrücken, doch mir entwich ein leises Wimmern. Da erinnerte ich mich daran, wie die Ärtztin gesagt hatte, dass ein Schocker in meinem Anzug war und an ging, wenn ich mich nicht bewegte. Dies war stufe 2 gewesen. Ich wollte gar nicht erfahren, wie stufe 3 oder 4 oder 5 aussahen. 

Ich stemmte mich schwach in die Höhe. Ich ging vornübergebeugt. Mein Zustand war miserabel, körperlich und geistlich. Ich fühlte, wie meine geistige Gesundheit langsam verschwand und ersetzt wurde durch puren Wahnsinn. Ich fing an zu lachen. Immer lauter. Warum? Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt selbst nicht. Kennt ihr das? Ihr habt Schmerzen. Riesengroße Schmerzen und alles was ich tut ist lachen? Ihr möchtet weinen, doch lacht einfach nur? Ja, das tat ich nun. Doch nicht nur wegen den Schmerzen, auch, weil ich alles unglaublich lustig und bescheuert fand. Es kam mir wie gestern vor, dass ich ins Krankenhaus gegangen bin und nach meiner Schwester gefragt hatte. 

Eine Stimme in meinem Kopf sagte mir immerzu: Finde einen Weg hinaus. Setzte dem hier ein Ende. Hole dich und three hier heraus. Und ich wunderte mich nur, warum ich three mitnehmen sollte. 

Mein lachen und meine Gedanken wurden unterbrochen, als ein weiterer Stromschlag durch meinen Körper fuhr. Der dritte. Ich zuckte erstmal ein wenig. Ich hatte nicht einmal schreien können, so plötzlich war es. Meine Wunden waren geheilt. Wie lange hatte ich da gestanden und gelacht?

Wie aus dem Nichts wurde der Boden plötzlich heiß. Brennend heiß. Wie im Sommer die Straßen wenn man barfuß läuft. Nur dies hier wurde immer schlimmer. Dann schoss es mir nur den Kopf: Der dritte Test. Hitze. 

Die Gänge sahen wieder so aus, wie in dem ersten Labyrinth und ich dachte mir, dass ich denselben Weg einschlagen sollte. Besser gesagt, meine innere Stimme sagte es mir. Und so rannte ich drauf los. Nahm immer die Selben Abbiegungen wie wei Test #1. Ich wurde immer schneller und traf auf keine Gegner. Anscheinend wurde hier bloß meine Hitzeresistenz getestet. Immer schneller und schneller wurde ich. Meine Füße schmerzten und ich fühlte sogar, wie sich kleine Brandbläschen bildeten. Ich schwitzte am ganzen Leib. Der Schweiß verdeckte mir teilweise sogar die Sicht. Mein gesamter Körper fühlte sich an, als würde er verbrennen. Ich durfte nicht noch länger bleiben, sonst wäre das mein tod. Ich wäre lieber erfroren als verbrannt um ehrlich zu sein. 

Als ich um die nächste Ecke bog, türmten sich nicht weit von mir, Stangen auf. Es war nicht schwer zu erkennen, dass ich an ihnen Entlang hangeln musste. Also steigerte ich meine Geschwindigkeit und sprang. Ich umklammerte die Erste Stange mir einer Hand und stellte fest, dass diese aus Metall bestand und glühend heiß war. Meine Haut verbrannte sich in weniger als einer Sekunden und ich hangelte mich gleich zur nächsten. Ich durfte nicht verweilen, denn sonst hätte ich meinen Halt verloren. Unter mir, war ganz weit unten ein Gitter aufgespannt und unter ihm, loderte Feuer. Wenn ich fiel, war es mein Ende. 

Auch beim Hangeln wurde ich immer schneller. Schon bald, war ich so schnell, dass meine Hände gar nicht mehr richtig verbrennen konnten, da ich das Metall fast gar nicht mehr berührte. Und dann sah ich in der Ferne etwas. Ein dunkler Umriss in diesem Raum voller Qualm. Je näher ich kam, desto besser konnte ich es erkennen. Es waren Umrisse einer Tür. Einer grünen. Ich wurde noch schneller und als ich bei der letzten Stange ankam, nahm ich viel schwung und landete auf dem Boden vor der Tür. Ich öffnete sie, ging hindurch und schloss sie im nächsten Moment. Kühle Luft empfing mich und ich schloss die Augen, als ein plötzliches Glücksgefühl durch mich strömte. 

Und dann öffnete ich sie wieder. Mein Atem blieb stecken und mein Herz kam zu einem Stillstand. 

Ich war wieder ganz am Anfang, bei Test #1.

Experiment L1v3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt