Auf Neugier folgt Reue

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»Selveigh«, es war die Stimme ihres Vaters, die sie erneut unsanft um ihren Schlaf brachte. Blinzelnd öffnete sich ihr Augenpaar und sie erblickte ihn, wie er mit verschränkten Armen vor ihrem Bett stand und eine Miene aufgesetzt hatte, die sie nicht zu deuten vermochte.

»Hast du vor deinen ganzen Aufenthalt hier zu verschlafen?«, fragte er streng, woraufhin sie sich aufrichtete und mit einem Gähnen verschmolzen seine Aussage verneinte. Er schnaubte auf und ließ sich seine gegenwärtige Unzufriedenheit vollends anmerken. »Du wirst übrigens erwartet«, sagte er schließlich und wandte sich von ihr ab, »falls du es vergessen haben solltest.«

»Natürlich nicht!«

Die junge Frau sprang förmlich aus dem Bett, um sich vor einem der Spiegel hektisch die Haare zu richten. Aegir begann unweigerlich zu schmunzeln, als er sie dabei beobachtete und schüttelte leicht den Kopf. »Gewiss nicht...Übrigens werde ich die Zeit deiner Abwesenheit ebenfalls sinnvoll nutzen. Halvar und ich werden uns um unsere Vorräte kümmern, sodass wir bald heimkehren können.«

Selveigh nickte abwesend, indessen sie noch immer beschäftigt mit ihrer Frisur war und fast verzweifelte. Wie konnten sich ihre Haare in so kurzer Zeit dermaßen zerzausen?

»Ach, verdammt!«, brach es schließlich aus der jungen Frau heraus, während sie trotzig ihre Schultern hängen ließ.

Aegir legte ihr behutsam eine Hand auf den Rücken. »Du siehst gut aus«, sprach er zu seiner Tochter und zauberte ihr somit ein gequältes Lächeln auf die Lippen, »lass Ivar nicht warten, das wäre unhöflich.«

Sie nickte und strich sich noch eine letzte Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie durch die Tür verschwand.

Ivar saß bereits auf einer der Bänke, die sich im Vorraum der Kammern befanden. In seiner Hand hielt er ein merkwürdiges Konstrukt, welches eine Art Gehhilfe zu sein schien. Sein Kopf bettete auf dem Griffstück, während er den Blick genervt geradeaus gerichtet hatte. Selveigh hoffte inständig ihn nicht zu lange warten gelassen zu haben.

»Tut mir leid. Ich bin jetzt soweit«, sagte sie und versuchte ihre Unsicherheit mit einer überschwänglichen Lässigkeit zu vertuschen. Ivar, welcher in seiner Haltung und Mimik verharrte, sah an ihr herauf musterte sie einen Herzschlag lang, bis er mit apathischen Unterton erwiderte: »Lässt du die Leute eigentlich immer so lange warten?«

Seine Frage und sein offensichtlich genervtes Dasein trafen sie wie ein Stich in der Brust. Sie musste unweigerlich schlucken, bevor sie nervös zu lächeln begann, in der Hoffnung es würde etwas an der unangenehmen Situation ändern.

»Nein...Tut mir wirklich leid, das ist eigentlich gar nicht meine Art...«

»Wie auch immer«, begann er und drückte sich nun am Griffstück hoch, auf dem vorher sein Kopf gelegen hatte. Sein Gesicht war plötzlich schmerzverzerrt und löste in Selveigh ein ungutes Gefühl aus. Sie erkannte, dass es offensichtlich seine Beine waren, die ihm Schmerzen bereiteten und so fügte sich das Puzzle langsam zusammen.

Die junge Frau war sich nicht sicher, ob sie ihm irgendwie helfen konnte, geschweige denn, ob es überhaupt angebracht war. Also stand sie bloß da, gefangen in ihrem eigenen Gedankenchaos.

»Also? Willst du hier Wurzeln schlagen?«, durchbrach plötzlich die Stimme von Ivar ihre geistige Abwesenheit. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er schon vorausgegangen war. Kopfschüttelnd verneinte sie seine Frage, bevor sie ihm wortlos zu folgen begann. Jeder einzelne Schritt schien ihm enorme Kraft abzuverlangen. Er schnaufte und verzerrte jedes Mal das Gesicht, sobald seine Füße den Boden erreichten.

In jenem Moment begann Selveigh wirklich zu bereuen, ihn überhaupt gefragt zu haben, sie zu begleiten. Sie wollte nicht, dass er wegen ihr leiden musste.

𝑅𝑎𝑣𝑒𝑛 𝐵𝑙𝑎𝑐𝑘 || Ivar the Boneless/ Vikings FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt