Teil 15 - Abwesenheit

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Die Woche verlief bis auf einige Momente der Zweisamkeit ohne Zwischenfälle. Einige Male fing er mich hinter der Sporthalle vor dem Training ab, nur um mich in einen innigen Kuss zu ziehen. Es war ein Wunder, dass uns noch niemand gesehen hatte. Noch ein größeres Wunder war, dass das Team uns noch nicht darauf angesprochen hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass niemand davon Wind bekam. Meine Eltern hatten sich wieder ins Ausland abgesetzt, weshalb sowohl Hajime als auch Oikawa häufig zu Besuch kamen. Die Bekanntgabe eines Trainingscamps am Wochenende löste Panik in den Gesichtern vieler Erstis aus. Die bitte Kindaichis ihm Nachhilfe zu geben, der sich doch einige Erstis anschlossen, hätte letztendlich eine Einnistung in meiner Wohnung zur Folge. Die Lehrstunden fanden wie selbstverständlich in meinem Wohnzimmer statt. Unter Hajimes Aufsicht. Während sein strenger Blick auf uns lag und die Jungs zeitweilig ins schlottern geritten, konnte ich das Ganze nicht ganz nach vollziehen. Er wirkte nicht im geringsten angespannt, dennoch linsten die Erstis schnell nervös zu dem Spiker herüber, sobald ich etwas näher rutschte. Erschöpft schloss ich die Tür, als die Jungs nach einer Lehreinheit mein Haus am Donnerstag Abend verlassen hatten. Leise seufzte ich auf und tappste zurück in das Wohnzimmer, wo mich zwei grüne Augen genau beobachteten. "Alles klar?", fragte er ruhig als ich verzweifelt versuchte das Ziehen in meinem Nacken los zu werden. Ich nickte nur kurz und gab dann auf. Das Volleyballtraining hatte mich die Woche über einige Verspannungen gekostet, die sich nun mit einem Mal alle gleichzeitig wieder meldeten. Nach einiger Zeit hielt mir der Spiker eine Hand entgegen. "Komm her." Unsicher legte ich meine Hand in seine nur um von ihm aufs Sofa platziert zu werden. "Wo ist es am Schlimmsten?", fragte er ruhig und sah mich sanft lächelnd an. Er lächelte so häufig in meiner Gegenwart, dass Shittykawa bereits mehrfach gefragt hatte ob er todkrank sei. Ich liebte sein Lächeln. Den Satz den mein Herz jedes Mal dabei machte, liebte ich mindestens genauso. "Hier...", sagte ich ruhig während ich ihm mit der Hand deutete und spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Meine Hand wanderte zu der ziehenden Stelle im Nacken und es überraschte mich als Hajime sofort hinter mich trat und seine Hand vorsichtig auf die Stelle legte. Sanft übte er etwas Druck auf die Stelle aus und ließ mich vor Schmerz kurz aufgrummeln. "Du bist aber böse verspannt. Wie kommt das denn?" "Weiß nicht...", stammelte ich unsicher zurück. Ich starrte auf den Tisch vor mir, als ich spürte wie Hajime seine Arme von hinten um mich legte und seinen Kopf leicht auf meinen ablegte. Still saßen wir so einige Minuten da und während seine Wärme mich vollends umgab, drang sie langsam in mich ein. Ich genoss seine Nähe und lehnte mich sogar ein Stück zu ihm. "Habt ihr etwas Öl da? Ich würd dir da gern helfen.", vernahm ich seine tiefe Stimme. Er klang ein wenig besorgt, aber dennoch erstaunlich motiviert. "Also... Nur wenn du willst." Er bemühte sich dies schnell an zu fügen. Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe. Mein Gesicht glühte förmlich und ich konnte mir gut vorstellen wie rot ich sein musste. Unsicher sah ich zu ihm hinauf und sofort fing sein Blick meinen ein. Ruhig wartete er auf eine Antwort ohne mich dabei in irgendeiner Form zu drängen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. "Ich... denke, ich komm zurecht.", stammelte ich unsicher. Die Verspannung ausmassieren würde bedeuten, er würde mich berühren. Er würde meine nackte Haut mit Hitze tränken, während ich zudem kein Oberteil mehr tragen würde. Ich würde schon verrückt bei dem Gedanken daran.

Sie wurde nervös, was mir sichtlich die Röte ins Gesicht trieb. Sie dachte an Dinge, die ich nicht gemeint hatte. Dennoch machte sie nicht den Eindruck, dass sie es verabscheuen würde. Midori schien eher Angst zu haben, sich zu etwas hin zu reißen. 'Auch wenn das sicher nicht das Problem wäre.', dachte ich mir kurz, schellte ich mich wiederum im nächsten Moment selbst dafür. Ich hatte die letzte Woche über das Gefühl gehabt Stück für Stück mehr von ihr zu kennen. Ihre Familie nahm mich herzlich auf und auch sie selbst öffnete sich mir immer mehr. Es waren zwar nur kleine Schritte, doch es waren Schritte in die Richtung die ich mir innigst wünschte. Sanft lächelte ich und Strich mit meiner Hand durch ihr Haar. "Wenn nein, dann nein.", schmunzelte ich und beugte mich zu ihr herunter. Vorsichtig legte ich einen Kuss auf ihre Lippen. Sie wirkte nervös auch wenn die Angst, dass ich gehen würde langsam nach ließ.
"Was macht diese kleine Prinzessin hier heute noch?", fragte ich. Wir hatten morgen Literatur in der ersten Stunde. Ich war also nicht wirklich scharf darauf morgen wach zu sein im Unterricht. Es würde nicht stören einige Stunden später zuhause mit der Tür zu klappen. Ihr leises kichern lies mein Herz höher schlagen. Ich liebte es. So wie alles andere an ihr. "Ich werde bald schlafen gehen. Wir schreiben morgen eine Arbeit, Hajime." Verdammt. Natürlich hatte ich dieses Detail vergessen. Wer brauchte dieses Fach überhaupt? Es war nicht so, dass sich jemand Gedanken darüber machen würde, wer wann was für eine Art Poesie verfasst hat. Zummindest Ich tat es nicht. Grummelnd ließ ich meine Hand durch ihr Haar streichen. Ich hatte vor einigen Tagen damit angefangen. Es beruhigte mich, wenn meine Finger durch ihre blonde Mähne glitten. Ich verstand selbst nicht warum. Midori ließ es einfach zu. Eine Zeit lang verweilten wir so. Dann entschied ich mich, doch langsam heim zu gehen. Mai hatte erzählt, dass das Mädchen vor mir an dem Abend vor einem Test immer eine Stunde lang ihre Aufzeichnungen wälzte. Wenn man bedachte, dass sie auch wach sein musste um nicht schlecht bei der Kontrolle abzuschneiden, war es vermutlich besser. "Dann sehen wir uns morgen Nachmittag? Wir haben schließlich Trainingscamp." "Du bist morgen früh nicht da?", sah sie mich plötzlich verwundert an. Es freute mich, wie sie sich bereits daran gewöhnt hatte morgens von mir abgeholt zu werden. "Morgen muss ich den Trottel holen. Der schleppt zum Trainingscamp immer seinen halben Hausrat mit.", lächelte ich und beugte mich zu ihr herunter. Sanft legten sich meine Lippen auf ihren Hals und ich konnte ihren leisen Atemaussetzer hören. Ein weiteres Mal küsste ich ihre Haut, diesmal ein Stück höher. Wieder setzte ihr Atem für einen kurzen Moment aus. Diese Frau trieb mich eines Tages noch in den Wahnsinn. "Schlaf gut, okay?" Sie nickte nur stumm. Natürlich. Sie würde vermutlich kein klares Wort heraus bekommen so rot wie sie war. Bevor ich ging, legte ich noch kurz meine Finger an ihr Kinn und zog sie sanft zu mir heran. Ich schloss die Augen, während unsere Lippen miteinander verschmolzen und sie sämtliche Anspannung aus ihrem Körper entließ. "Ich liebe dich, Midori.", flüsterte ich direkt als wir uns voneinander lösten und ich kurz meine Stirn gegen ihre lehnte. "Ich habe dich auch unglaublich lieb, Hajime." Sofort setzte mein Herz aus. Sicher. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mir abgeneigt war. Doch es zum ersten Mal aus ihrem Mund zu hören, löste nochmal ein komplett anderes Gefühl in mir aus. Es war unbeschreiblich. Doch es erinnerte an das Gefühl, als ich meinen ersten eigenen Volleyball in den Händen hielt, nur um einiges intensiver.

"Aber Iwa-chan!", schmollte der Setter während ich frustriert eine seiner Taschen für das Trainingscamp auf seinem Bett verteilte. "Nix aber, wozu brauchst du den ganzen Scheiß?" Ich war mir noch immer nicht sicher, ob dieser Idiot verstanden hatte was ein 'Trainingscamp' bedeutete. Wenn doch, fragte ich mich ernsthaft, was er mit einem Haarpflegeprodukt nach dem Nächsten wollte. "Na hör mal Iwa-chan, ich habe Prinzipien!" "Scheiß auf deine Prinzipien. Dein einziges Prinzip fürs Wochenende ist ein Ball in deinen Händen.", grummelte ich und ließ meine Faust auf seinen Hinterkopf nieder sausen. Dieser Typ machte mich fertig und das nicht im positiven Sinn. Nachdem wir noch weitere zwanzig Minuten den Inhalt seiner Taschen ausdiskutierten, machten wir uns langsam auf den Weg. Schon am Morgen erschöpft stapfte ich neben dem Braunschopf zur Schule und konnte es kaum erwarten dort an zu kommen. Es war schließlich Literaturunterricht. Frustrierenderweise nahm der Test jedoch mehr vom Unterricht ein, als mir lieb war und auch danach wurde Midori sofort belagert, so dass ein herankommen schier unmöglich wurde. Ich freute mich also mehr darauf Midori das Wochenende beim Trainingscamp um mich zu haben als auf das Training an sich.
Als es draußen langsam dämmerte traf die Partnerschule ein. Wir haben bereits öfters gegen die Johsenji High gespielt und jedes Mal durfte man sagen, sie waren anstrengend. Sowohl auf dem Feld als auch privat. Während diese Jungs absolut undurchsichtig spielten, kein bisschen Konstanz in Ihren Zügen und Angriffen haben und auch vor keinem Risiko zurück schrecken, sind sie privat absolute Draufgänger die ihren Spaß im Leben suchen. Kaum zu glauben, dass diese Jungs es in die Hochschule geschafft haben. Selbst Oikawa wirkte im Gegensatz zu diesen Typen wie ein erwachsener Mann und das darf teilweise schon etwas heißen. "Deren Managerin ist doch auch im dritten Jahr oder?", grinste Matsun hinter mir und trat langsam neben mich. Unberührt zuckte ich mit den Schultern und sah herüber zu einer Traube von Johsenji Spielern. "Gut möglich." Mit einem leichten Seufzer suchte mein Blick in der Halle nach dem kleinen Blondschopf. Sie war heute spät dran und ich wunderte mich wirklich, was sie aufgehalten hatte. "Pennen wir heute alle wieder in einer Unterkunft?", fragte ich letztendlich Matsun um mich ab zu lenken. "Hab ich gehört, ja. Die beiden Mädchen sind die Einzigen die in ein anderes Gebäude kommen." Erleichtert atmete ich auf. 'Gott sei Dank.', schoss es sofort durch meinen Kopf. Für meinen Geschmack war das eindeutig zu viel Testosteron in der Luft. Sicher konnte ich ruhig bleiben wenn Midori sich in Anwesenheit unseres Teams frei bewegte. Bei den Party-People der Johsenji wurde mir bei dem Gedanken allerdings etwas unwohl. Mit lautem Gelächter löste sich die Gruppe von Jungen auf und verteilte sich in der Halle um mit dem Einzeltraining zu starten. Unser braunhaariger Setter hingegen schien nichts besseres zu tun zu haben, als den Weiberhelden zu markieren. "Oi Shittykawa!", rief ich zu ihm herüber während ich auf ihn zu stapfte. Sofort zog er den Kopf ein und sah mich grinsend an. Er war also auf eine Kopfnuss vorbereitet. "Was ist denn Iwa-chan?" Sein Trällern machte mich verrückt. Unsicher legte sich meine Hand in meinen Nacken und sah noch einmal durch die Sporthalle in der mittlerweile das laute Hallen der Volleybälle zu hören war. "Hast du was von Midori gehört?" Mit großen braunen Augen sah mich der Setter an und legte den Kopf schief. "Hat sie dir nicht geschrieben?"

Harte Schale, Weicher Kern (Iwaizumi X OC) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt