Kapitel 6

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Lara Weber

Als ich vormittags zuhause ankam, schloss ich leise unsere Haustür auf. Ich hoffte natürlich das niemand da ist.

Und zu meinem Glück war es auch niemand. Schnell lief ich hoch in mein Zimmer und griff nach dem Rucksack den ich gestern schon gepackt hatte.

Also tauschte ich meinen Schulrucksack gegen den alten, großen Wanderrucksack meines Vaters ein. Ich griff noch nach meiner Regenjacke und nach meinen Tabletten. Natürlich.

Anschließend lief ich wieder zur Haustür, legte einen Zettel auf die Kommode und verschwand nach draußen. Die Sonne brannte. Es war ein heißer, schöner Sommertag. 'Perfekt um ein Abenteuer zu erleben' dachte ich mir und schmunzelte vor Vorfreude.

Ich lief zur Bushaltestelle und setzte mich auf die Bank. Sie war warm von der Sonne.

Nach einer weiteren halben Stunde kam dann auch endlich ein Bus. Ich stieg ein und suchte mir einen Platz. Eine Familie stieg hinzu und setzte sich vor mich. Das kleine Mädchen stellte sich auf den Sitz und drehte sich zu mir um. Sie lächelte mich an.

Ich grinste zurück und winkte ihr spielerisch zu. Sie lachte. Bei den Anblick ging mir mein Herz auf. Sie hatte so ein Zuckersüßes Lachen.

Ich glaube, wenn ich nicht krank wäre, dann würde ich irgendwann auch Kinder haben. Zwei oder drei. Ein großes Haus mit einem noch größeren Garten.

Aber das waren alles Wünsche die niemals in Erfüllung gehen werden. In solchen Momenten, hasste ich mein Leben, meine Krankheit.

Doch ich glaube immer noch an die guten Seiten meines Lebens. Ich bin Optimist, auch wenn ich nicht mehr an die Heilung meiner Krankheit glaube. Ich denke jeder sollte so sein. Das gute in alles und jeden sehen.

Meine Haltestelle kam und ich stieg als letzte aus dem Bus. Ich war an einem Parkplatz am Fuße des Berges. Der Busfahrer drehte sich zu mir als ich den Rucksack über meine Schultern geworfen hatte.

"Und auf wen wartest du? Oder willst du ganz alleine wandern gehen?" Fragte er, als hätte er die Situation schon mal gehabt. Wie ein Deja Vu. Ich war, um ehrlich zu sein, etwas irritiert.

"Äh.. Ich treffe mich hier mit jemanden." Log ich dem netten Busfahrer ins Gesicht. Sofort fühlte ich mich schlecht deswegen.

Er nickte. "Dann viel Spaß euch." So schloss er die Tür vom Bus, winkte mir nochmal zu und fuhr dann wieder.

Als er weg war, lief ich dann los. Ich weiss nicht wirklich wohin, aber egal. Ich werde das Kreuz schon finden.
Ich muss nur rechtzeitig etwas zum übernachten finden. Da ich nicht weiss wie lange ich brauchen werde mit meiner Krankheit, die mich sehr schwächt.

Während ich lief, fiel mir wieder der kleine Bergsee ein. Der müsste hier in der Nähe sein. Ich glaube 1 oder 2 Stunden von hier.

Es ist halb 12 und die Sonne brannte ganz schön auf meiner Haut.
Ich nahm ein Schluck Wasser aus meiner Flasche und schmiss mir die erste Tablette ein. Diese Kopfschmerzen machten mich ganz schön fertig.

Während ich zwischen den Bäumen her lief und links neben mir das Panorama der Berge anzusehen war, musste ich wirklich kämpfen. Meine Kräfte waren jetzt schon am Ende, doch die Luft hier oben war super frisch und befreiend.

Ich blieb kurz stehen und machte ein Bild für Instagram. Ich bin vielleicht krank, doch trotzdem kann ich ja wohl mit der Gesellschaft gehen, oder? Aber ich poste es nicht sofort in meine Story, denn dann sieht es meine Mutter sofort. Ich warte am besten bis ich in der Hütte bin.

Danach lief ich weiter. Meine dicken Wanderschuhe drückten an meine Fersen, was höllisch weh tat, aber ich versuchte das auszublenden. Nach einiger Zeit kam ich dann endlich zu diesem See. Doch wie es aussah, war ich nicht alleine. Wer ist das?

Ein Mädchen saß vor mir auf einem Stein und starrte auf das Wasser. Sie hatte Blondes langes Haar, was ihr locker mit ein paar Wellen, über den Rücken fiel. Das sah echt hübsch aus und ich sehe gerade mal ihren Rücken. Ob sie wohl alleine unterwegs ist, sowie ich? Das kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Was sollte sie schon hier oben wollen, ganz alleine?

Na gut, ich bin auch alleine.

Plötzlich drehte sie sich um und ich sah ihr direkt in ihre dunkel grünen Augen.
Meine Mutter hat immer gesagt, grün ist die Farbe der freiheit und wer diese Augenfarbe besitzt neigt zu Abenteuer. Ihre Schultern zuckten zusammen. Sie sah mich erschrocken an.

"Oh, tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich will nur etwas trinken." sagte ich sofort. Sie sah mich skeptisch an. Ich stellte mich neben sie und beugte mich hinunter zum Wasser. Meine Hände formte ich zu einer kleinen Schale und tauchte sie unter Wasser. Dann setzte ich sie an meinen Mund und schlürfte das Wasser aus meinen Handflächen. Es war kalt und tat unglaublich gut an einen so heißen Tag.

Hold Me Tight Until I Fly Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt