Kapitel 6

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Kapitel 6

Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wie ich nach Hause gekommen bin. Wie ich es geschafft hatte, trotz der großen Angst, die immer noch in meinem Körper hauste, nach Hause zu „rollen“. Wie ich es geschafft hatte, obwohl ich kein Handy mehr hatte, die Tür aufzukriegen und den Aufzugsknopf zu bedienen. Oder wie ich es geschafft hatte, den neugierigen, aber auch zu gleich vorwurfsvollen Blicken meiner Mutter zu entweichen, und nun sicher auf dem Bett lag. Ich starrte – wie so oft – an meine weiße Zimmerdecke und versuchte nicht daran zu denken, wie gerne ich Gales bescheuertes Grinsen aus seinem Gesicht schlagen würde. Normalerweise hörte ich immer mit meinem Handy per Bluetooth Musik, aber da dieses nun in den Händen von diesem gruseligen, zugegeben auch gutaussehenden, Gale lag, musste ich mit der Boxenqualität von meinem Laptop zurecht kommen.

We're only getting older baby
And I’ve been thinking about you lately
Does it ever drive you crazy
Just how fast the night changes

Auch wenn ich kein OneDirection-Fan war, fand ich ihr neustes Lied total schön, vor allem wegen der Message, die sie sangen. Ja, es war absurd, wie schnell sich die Nacht ändern kann, wie schnell man in einem glücklichen Moment total traurig werden kann. Ich musste wieder an die Begegnung mit Gale und seinen Jungs denken und an die Angst, die ich verspürt hatte. Hätten sie mir wirklich etwas angetan?                                                                                                                                                             

Plötzlich fiel mir der Zettel wieder ein, den mir Gale gegeben hatte. Jähe Angst überfiel mich, oder war sie die ganze Zeit noch da gewesen…? Wo hatte ich den Zettel hingetan? Ich konnte mich nur noch erinnern, dass ihn Gale mir in die Hand gedrückt hatte, aber nicht mehr, wo genau ich ihn dann hingesteckt hatte. Wenn ich ihn jetzt verloren hätte, wäre das nicht, wirklich überhaupt nicht gut. Wer weiß, was dieser kranke Typ mir oder noch schlimmer, meiner Mutter, antun würde, wenn ich ihm nicht das besorge, was er will. Außerdem musste ich auch zugeben, dass ich ziemlich neugierig war. Was war ihm so wichtig, dass er dafür mich und meine Mutter beobachtet hatte für Informationen? Was konnte er sich mit seinen bestimmt vorhandenen kriminellen Machenschaften nicht selber besorgen? Nachdem ich vergeblich mit meinen Händen meinen Körper abtastete, mit de Hoffnung, den Zettel irgendwo zu finden, rief ich meine Mutter, damit sie mir meine Handtasche gibt. Wenn ich den Zettel nicht geistesgegenwärtig in meine Handtasche gesteckt hatte, wüsste ich auch nicht weiter. Aber als ich auch die Handtasche durchsuchte und keinen Zettel fand, wurde ich ziemlich nervös. Was sollte ich jetzt tun? Ich musste zu dem Treffen, schon alleine deswegen, dass ich mein Handy zurückbekomme. Vielleicht könnte ich ihn dann auch einfach erklären, dass ich den Zettel verloren habe und deswegen noch nichts für ihn besorgen konnte. Falls er mich davor nicht killen würde… Seufzend betrachtete ich wieder die Decke. Die Musik hüllte mich immer mehr ein und ich spürte, wie die Müdigkeit langsam Überhand nahm. Seit dem Unfall war ich viel erschöpfter und müder als sonst. Jede Minute, die ich im Bett verbringen konnte, genoss ich. Als ich langsam in den Schlaf glitt, zogen vor meinen geschlossenen Augen noch einmal die Geschehnisse von heute vorbei. Das Einkaufen, der ruhige Park, die drei Jungs, Jules mitfühlende Lächeln, der Zettel… Aber vor allem sah ich andauernd Gales Gesicht vor mir, sein Lächeln und seine braunen Augen, die mich nun – nicht mehr in Gefahr befindend - an Schokolade an kalten Wintertagen erinnerten. Aber kurz bevor mein Bewusstsein ganz die Kontrolle verlor, ging meine Zimmertür auf. „Ashley, ich habe einen Zettel in deinem Rollstuhl gefunden. Brauchst du den noch?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 23, 2014 ⏰

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