Navidad, año nuevo, reyes

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Weihnachten, ein Fest der Freunde und der Familie. Ein Fest, um gemeinsam Zeit zu verbringen, sich zu freuen und liebe zu schenken. Den ersten Vorgeschmack auf weihnachten bekommt man durch Lebkuchen und Spekulatius, die schon Anfang September in den Supermarktregalen liegen. Am ersten Dezember darf das erste Türchen vom Adventskalender geöffnet werden, ab dem ersten Advent wird wöchentlich eine Kerze angezündet, man kann es kaum erwarten bis Weihnachten beginnt. Es werden leckere Plätzchen gebacken, wunderschöne Weihnachtsmärkte besucht, das Haus und der Weihnachtsbaum werden festlich geschmückt. Aus dem Radio klingen Weihnachtslieder und am großen Tag wird das Krippenspiel in der Kirche angesehen.

Das alles habe ich sehr vermisst. Ich habe hier leider überhaupt nichts von dieser schönen Weihnachtszeit mitbekommen. Weder Lebkuchen noch Spekulatius, kein Adventskalender oder -kranz, keine Plätzchen, kein Weihnachtsmarkt. Das einzige, was ein bisschen darauf hindeuten ließ, dass Weihnachten bevor steht, war ein, aus recycelten grünen Glasflaschen gebauter Weihnachtsbaum im Zentrum der Stadt, mit Lichterketten behangene Brücken und spärlich geschmückte Schaufenster. Außerdem, was unglaublich ungewohnt war, lief ich in T-Shirt und kurzer Hose rum, da ich mich auf der Südhalbkugel befinde und es unglaublich warm war.

Der Weihnachtsabend lief auch sehr ungewohnt für mich ab. Wir trafen uns spät Abends mit der ganzen Familie im Haus der Großmutter und haben ein riesen Grillfest veranstaltet. Ich habe tatsächlich erwartet, dass es, dass es in die Kirche geht, weil ich immer gehört habe, dass Argentinien ein sehr katholisches Land ist, oder dass es, wenigstens für die Kinder, Geschenke gibt, aber wir saßen alle einfach nur zusammen, haben uns unterhalten, gelacht, gegessen und es ist reichlich Alkohol geflossen. Ich selber saß ein wenig gelangweilt daneben, da ich selber keinen Alkohol trinke und sich kaum jemand mit mir unterhalten hat.

Um ungefähr vier Uhr Morgens, als alle stockbesoffen waren, sind wir dann nach Hause aufgebrochen und am nächsten Tag ist meine Familie ganz normal Arbeiten gegangen, als wäre es ein Tag wie jeder andere.

Ich muss gestehen, so habe ich mir mein Weihnachtsfest so überhaupt nicht vorgestellt. Ich habe die Besinnlichkeit vermisst, meine Familie und Freunde, und ja, auch die Geschenke, die gehören für mich nun einmal einfach dazu. Man muss dazu sagen, dass ich es in meiner Familie so erlebt habe, das läuft bei anderen Familien mit ihren Gastschülern bestimmt anders, aber für mich war in diesem Jahr nicht nach Weihnachten zumute. Ich musste zum Glück nicht lange um mein "verlorenes Weihnachten" trauern, denn...


Nach ein paar Tagen ging es mit der nächsten Feier weiter, der Abschluss von 2019 um das neue Jahr 2020 zu begrüßen. Ich kenne es von mir zu Hause, dass sich mit Freunden getroffen wird, um null Uhr wird angestoßen und danach geht's auf die Straße um Feuerwerkskörper zu zünden.

So ähnlich lief dass auch in meiner Gastfamilie ab. Ein paar Freunde kamen nach Hause, um null wurde angestoßen, allerdings haben wir selber nicht geböllert, wir haben uns das Feuerwerk nur angesehen. Danach wurde weiter Alkohol getrunken, laut Musik angemacht und die ganze Nacht getanzt.

Am ersten Januar gehen viele hier aus dem Norden in ein Dorf namens Maimará um Silvester nach zu feiern. Ich selber bin nicht hin gegangen, also kann ich nur berichten was ich mir von meiner Familie und meinen Freunden erzählen lassen habe. Tatsächlich haben alle, die ich gefragt habe, mir davon abgeraten auch dort hin zu gehen. Es werden Massen an Alkohol getrunken, kaum einer tanzt weil viel zu viel los ist und jedes Jahr gibt es mindestens eine Schlägerei. Das heißt, wenn man nicht selber sturz betrunken ist um sich mit jemandem zu Prügeln, kann es ziemlich langweilig werden.

Ein anderes sehr beliebtes Dorf um Silvester zu feiern ist Purmamarca. Das kann man ungefähr mit Maimará vergleichen, allerdings geht es dort sehr viel ruhiger zu, da es mehr Polizei gibt und die Stimmung einfach sehr viel entspannter ist. Ich hatte mir davor überlegt, ob ich dort hin gehe soll um es mir anzusehen, bin dann am Ende allerdings doch nicht hingefahren, da alle, die für die Begleitung infrage kämen, zu betrunken oder ausgelaugt waren, um mit mir hin zu gehen.

Als nächstes kam das dort viel zelebrierte Fest "Reyes" (auf deutsch: Könige) was unseren heiligen drei Königen entspricht. Schon vor Weihnachten versammeln sich jeden Abend die Kinder des Viertels und tanzen zu lauter selbstgespielter Musik gemeinsam die dort für Reyes typischen Tänze.
Ich selber habe leider nichts mitgefilmt, und auch im Internet konnte ich leider nichts dergleichen finden.
Meine Mutter hat mit mal erklärt, dass Reyes in anderes Regionen Argentiniens völlig anders gefeiert wird, aber dazu später.

Der Festtag Reyes selber ist am 6.Januar. Den ganzen Morgen standen wir in der Küche und haben kleine Leckereien vorbereitet wie zum Beispiel mini-Pizzen oder kleine Schüsseln mit Chips. Eine kleiner improvisierter Tisch wurde vor dem Haus zur Straße hin aufgebaut, auf dem eine Marienfigur mit dem Jesuskind stand.

Gegen Mittag versammelten sich die Kinder des Viertels ein letztes Mal um zusammen zu tanzen, allerdings nicht wie die Abende davor nur an einem Ort, sondern sie zogen von einem Tisch vor einem Haus zum anderen, um dort jedes Mal aufs neue zu tanzen.

Als sie fertig waren mit tanzen, bekamen sie von uns die Lekereien, die wir am Morgen vorbereitet hatten, und Getränke und Eis, da es sehr heiß war. Nachdem sie fertig gegessen hatten, haben sie an uns eine Art Dankeslied gesungen, für die Speisen und Getränke die sie von uns bekommen hatten. Danach zogen sie zum nächsten Haus.

Allerdings wird das soweit ich weiß nur im Norden so gefeiert. In anderen Gegenden würde ich es eher mit unserem Nikolaustag vergleichen, den es dort nicht gibt. Die Kinder stellen ihre Schuhe in der Nacht auf den 6.Januar vor die Tür, um sie von den heiligen drei Königen mit kleinen Geschenkchen füllen zu lassen.

Mir persönlich hat Reyes am besten gefallen, da es einfach noch so stark an Traditionen gebunden ist und ich den Akt des Tanzes und die anschließende Beschenkung schön finde. Weihnachten hingegen verbringe ich das nächste Jahr lieber wieder mit meiner deutschen Familie😉

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Hola an alle! Und zuerst einmal ein riesiges Entschuldigung, dass so ewig nichts mehr kam, aber es war einfach sehr viel los und ich habe es zugegebenermaßen schlicht und einfach vergessen. Aber ich bin dran neue Kapitel zu schreiben! Ich habe mittlerweile schon über ein Dutzend neue Kapitel Entwürfe und bin dran weiter zu schreiben und mehr zu veröffentlichen😄wenn ihr irgendwelche Themenvorschläge habt, irgendetwas, was euch besonders noch interessiert dann lasst es mich in den Kommentaren oder privat wissen, denn dieses "Buch" neigt sich dem Ende. Ich wünsche viel Spaß mit den Kapiteln!

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