Schützend stellte ich mich vor den Menschen und beschwor mit all meiner, zugegebenen geschwächten Macht, das Wasser. Es bildete sich ein beschützender Wall vor uns, ehe die Feuermassen mit gewaltiger Wucht auf das Wasser trafen. Von unserer Position aus sah man das Feuer durch das Wasser lodern und, für einige Sekunden, war das Wasser in glutrotes Licht getaucht. Rot-wie Blut. Vergangenes blitzte auf. Erschrocken ließ ich meine Hände sinken. Zu unserem Glück hatte ich bis dahin den Feuerstrahl abwehren können.
„ICH BIN DER TOD, ICH BIN DAS FEUER! WER WAGT ES SICH MIR ENTGEGEN ZU STELLEN?"
Smaugs Stimme glich einem Erdbeben, ohrenbetäubend und tief bis ins Mark.
„Ich kann dich riechen, MENSCH! Du stinkst nach Angst! Doch wer bist du?"
Ich antwortete nicht.
„Ahh, ich erkenne dich! Du warst da, als ich den Berg eroberte!" Ein tiefes Grollen, das wie ein Lachen klang, ertönte. „Ich hatte Angst vor dir. Doch schau dich an! Verängstigt! KLEIN! Ein NIEMAND!"
Gegen einen Drachen zu kämpfen überstieg meine bisherigen Kenntnisse um einiges. Wo sollte man ihn treffen, wo ist er verwundbar? Doch in dem Moment, als sich Smaug vor uns aufbäumte, da erblickte ich eine fehlende Schuppe unterhalb seines Halses. Der Mensch hatte Recht behalten. Smaug wurde verletzt.
„Die Schuppe! Er ist verwundbar." sagte ich mit gedrossselter Stimme zu Bard.In dem Moment hörten wir einen Schrei. „Vater!" Kurz darauf lugte der Kopf eines gelockten Jungens von der Leiter hervor. Ich tauschte geschockte Blicke mit dem Menschen aus, er verstand und bemühte sich seinen Sohn abzuwimmeln. „Der Turm ist instabil, zu dritt können wir hier nicht bleiben," sagte ich mit ernstem Ton. Doch der Junge ließ sich nicht beirren, er kletterte hinauf und umarmte seinen Vater. Doch die beiden wurden von einem beängstigenden Grollen Smaugs gestört.
Der Drache bäumte sich vor uns auf. In Windeseile zog ich meinen Bogen und spannte den Pfeil mit all meiner Kraft. Er verfehlte sein Ziel nicht. Die abgelöste Schuppe war unsere einzige Chance, doch meine Pfeile vermochten keinen Schaden anzurichten. Entsetzt schaute ich zu den beiden Menschen. „Wir können nichts mehr tun, meine Pfeile sind nicht massiv genug." Der Sohn trat vor. „Ist dieser massiv genug?" In seiner Hand hielt er einen Pfeil, keineswegs gemacht für einen Bogen,- ja sogar eine Armbrust würde nicht genug Kraft besitzen. Ein solcher Pfeil würde nicht viel nützen ohne die passende Schusswaffe.
„Ein schwarzer Pfeil, hergestellt um einen Drachen zu töten." Die Stimme des Jungen klang beinahe stolz. Verstand er denn nicht in welcher Gefahr er sich befand?
Bevor ich weitere Anweisungen geben konnte kam Smaug zurück. Sein Hals glühte, ohne Frage würde uns bald ein weiterer Feuerstoß erwarten. Ich machte mich bereit ihm zu trotzen. Drohend öffnete der Drache sein Maul, den Feuerwall seinen Rachen hinaufsteigend. Ich nutze diesen Moment und formte die Wassermassen unter mir zu einem kraftvollen Strahl. Dieser ergoss sich wenige Sekunden, noch bevor das Feuer seine scharfkantigen Zähne passierte, in des Drachens Rachen. Erschöpft torkelte ich rückwärts, in die Arme des Fischers, mein Augenlicht flimmerte doch die Nachwirkungen meiner Tat sah ich dennoch.
Die Glut in seinem Hals verschwand, doch sein Wut wurde umso größer. Tosend schlug er mit seinem schuppigen Schwanz gegen den Turm. Der Turm wankte, der Junge geriet aus dem Gleichgewicht und fiel. Geistesgegenwärtig hob ich meine Hand, beschwor die Luft und geleitete ihn zu Boden. Die Wirkung meiner Kräfte, geschwächt wie sie waren, ließ zu wünschen übrig. Ich spürte wie der Junge nur um einiges langsamer fiel und dennoch nicht sanft landete. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
Wenige Augenblicke darauf war ich wieder bei Bewusstsein, doch ich konnte nichts sehen außer Schwärze. „Bard, ich sehe nichts."
„Der Drache, er kehrt zurück, wir müssen jetzt etwas unternehmen, oder wir werden untergehen."
Ich atmete tief durch. „Nimm die Sehne meines Bogens und spanne sie zwischen die äußeren Pfosten. Das muss genügen."
Smaugs Flügelschläge ließen die Luft vibrieren. Er kam näher. Ich stand auf.
„Leg den Pfeil auf meine Schulter und spanne ihn."
Ich spürte die Kälte des Stahls an meinem Hals, des Drachens Getose vor mir und der nervöse Atem des Menschen hinter mir. Ich bemühte mich ruhig zu stehen. Smaug wurde lauter und lauter. Es machte den Eindruck er sei direkt vor mir, ich konnte seinen Gestank riechen, seinen fauligen Atem schmecken. Wie lange wartete der Mensch? Es kam mir vor wie eine Ewigkeit.
„Wir haben nur diese Chance," flüsterte Bard, ehe der Pfeil mit gewaltiger Geschwindigkeit die Sehne verließ.Die ersten Momente geschah nichts. Ich hörte weder Smaugs Tosen, noch spürte ich seinen Atem. Doch dann ertönte ein ohrenbetäubendes Brüllen, einige kraftvolle Flügelschläge ließen meine Haare verwirbeln und dann war es still. Gedankenverzehrende Sekunden verstrichen. Horchend lehnte ich mich nach vorne. Mit einer enormen Druckwelle traf der Drache auf das Wasser. Die Welle riss unseren Turm um. In den letzten Sekunden meines Bewusstseins bäumte sich meine Energie auf und meine letzte Kraft floss darin uns für wenige Sekunden schweben zu lassen, sodass wir nicht von der versinkenden Stadt mit in die Tiefe gezogen wurden.
Dann erschlaffte mein Geist und wir fielen. Ich spürte kurz die Kälte des Wassers, doch ich fiel weiter. Weiter in bodenlose Dunkelheit.
Ein etwas kürzeres Kapitel, aber das Ende passte so perfekt :)
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Elrond's Schwester
FanfictionStellt euch vor Elrond hätte eine ältere Schwester. Eine geborene Elbe mit Fähigkeiten, von denen sie selbst nichts weiß. Doch reichen diese Fähigkeiten um Mittelerde zu retten? Zwei königliche Kinder. Das eine gesannt um Imladris zu regieren und a...