Kapitel 5

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Der Moderator hat angekündigt wir sollen uns alle auf die Eisfläche befinden. Ich bewege mich auf das Eis zu und will mich mit den anderen Teilnehmerinnen zusammen in eine Reihe aufstellen.

Leider stellt sich Jenna neben mich und funkelt mich schon böse an. Ich versuche ihren Blicken so gut wie möglich auszuweichen, sie ist wirklich eine Schlange keine Frage. „Möge die bessere Eisläuferin gewinnen Ria." flüstert Jenna mich von der Seite an. Ich verdrehe mir die Augen „natürlich" ich seufze. Sie kann einen echt müde machen mittlerweile.

Unser Moderator steht hinter der Tribüne in einem Raum mit einem Lautsprecher, um uns somit die Punkte Vergabe vorzulesen. Die Punkte werden bildlich aus einem riesen Bildschirm gezeigt. Es wirkt dadurch übersichtlicher, wie viel an Punkten jeder erhalten hat von uns Teilnehmerinnen.

„Ich fange nun an mit den Punkten die Jenna Hudson erhalten hat von den Juroren. Von insgesamt 30 Punkten haben Sie 23 Punkte erreicht Miss Hudson." verkündet der Moderator.

Das Publikum applaudiert und ich bemerke das Jenna nicht gerade zufrieden ist mit ihrem Ergebnis. Ich sehe wie ihre Hände zu Fäusten geballt sind und sie ein leises aber hörbares Knurren von sich gibt.

Sie hat mich ertappt wie ich sie angeschaut habe, dennoch schau ich sie weiterhin an. „Was?" Sagt sie mit einer genervten Stimme. Ich möchte sagen das Sie eine gute Leistung gebracht hat aber bekomm nichts raus, stattdessen seufze ich kurz und drehe meinen Kopf wieder auf seine Position.

Von meinen Gedanken bekam ich nicht mit wie die Punkte der anderen vorgelesen wurden, weshalb dieser Bildschirm echt praktisch ist. Ich kann sehen das bis jetzt alle Teilnehmer weniger Punkte hatten als Jenna also steht sie noch auf dem ersten Platz.

Eine andere Teilnehmerin die es ebenso prima gemacht hat, bekommt zwei Punkte mehr als Jenna und holt sich somit voraussichtlich den ersten Platz.

Ich kann mir vorstellen das Jenna hofft das ich weniger Punkte bekomme als sie, aber das kann ich nicht zulassen. Ich will als Sieger nach Hause kommen und meinen Eltern, Sergej und Tani meine Trophäe zeigen.

„Und zu guter Letzt die Punkte unserer Eisprinzessin Choi Ria." ruft der Moderator. Meine Aufmerksamkeit gilt wieder komplett diesem Mann.

„Die Juroren geben Ihnen für diese Vorstellung sagenhafte 30 Punkte und somit haben Sie die volle Punktzahl erreicht. Ladies and Gentlemans der Gewinner für unseren diesjährigen Landeswettbewerb in Eiskunstlauf ist unsere atemberaubende Eisprinzessin Choi Ria." Ich verbeuge mich vor dem Publikum und erhalte einen Blumenstrauß von einem kleinen Jungen und eine Medaille von einem kleinen Mädchen, die sie mir auch umlegt. Ich bedanke mich bei den Kindern mit einem nicken.

Die anderen Teilnehmerinnen sind runter von dem Eis, außer die Zweitplatzierte mit 25 erreichten Punkten und die Drittplatzierte, indem Fall Jenna mit 23 Punkten.

Beide stellen sich neben mich um uns nochmals vor dem Publikum und den Juroren zu verbeugen. Dann gehen wir zu dritt von dem Eis runter um noch ein paar Fotos zu schießen für die Zeitung.

Ich mag keine Fotos von mir, dennoch bin ich es schon gewohnt ein falsches, perfektes Lächeln von mir zu geben. Jenna war öfters die drittplatzierte oder die zweitplatzierte, es ist quasi auch schon gewohnt neben ihr zu posieren. Ich hätte trotzdem jemanden neben mir, der nicht vor Neid platzt wie sie.

Nachdem die Fotografen fertig mit ihrer Arbeit waren, möchte ich mich umziehen gehen und mich bei Sergej bedanken für sein intensives Training. Jedoch schneidet Jenna mir den Weg ab und verschränkt ihre Arme vor mir.

Ich atme laut aus und verdrehe gleichzeitig mir die Augen „ich will mich umziehen, kann ich bitte durch?" Bitte ich höflich um keinen weiteren Stress zu verursachen.

Sie sieht mich mit einem herablassenden Blick an „Wie viel haben deine Eltern gegeben damit du gewinnst?" urteilt Sie plötzlich. Es macht mich rasend das Jenna so etwas meiner Familie unterstellt.

„Hast du schon darüber nachgedacht das ich einfach besser bin als du oder du einfach zu schwach bist um die Nummer eins zu werden." Antworte ich und ziehe eine Augenbraue hoch.

Sie lacht „Ach Ria, denkt dir keine Ausreden aus. Es ist schon bemitleidenswert wie du deine Eltern verteidigst, obwohl jeder einzelne Einwohner aus Toronto weiß, dass du ungeliebt bist von deinen Eltern. Sonst...".

„hör jetzt auf". Versuche ich sie zu unterbrechen, doch Jenna lässt sich nicht stoppen. „...Sonst hätten deine Eltern dich jemals begleitet zu einer deiner Veranstaltungen. Nicht ein einziges Mal hat man die beiden gesehen, als du auf dem Eis gelaufen bist. Du tust mir wirklich leid." Sie lacht mich aus und schaut auf mich herab.

Ich fühle mich wie ein Haufen Elend. Wieso tu ich nix dagegen. Ich kann ihre Worte nicht mehr ertragen, doch sie hat recht. Meine Eltern sind nie da. Ich hab aufgehört sie zu vermissen seit dem ich sieben Jahre alt bin. Mein Großvater ist in der Zwischenzeit auch verstorben, weshalb ich mich schon darauf eingestellt hab mein ganzes Leben lang allein zu bleiben.

Es sollte mir also nichts ausmachen was Jenna erzählt. Aber irgendwie kann ich es nicht ignorieren. „Vermutlich haben deine Eltern soviel Mitleid mit dir das sie selbst die Juroren bezahlen müssen damit du 6 Jahre hintereinander erster wirst." Redet Jenna weiter. Ich schaue auf meine Hände runter. Wieso bekommt sie es immer wieder hin meinen Tag zu ruinieren.

Ich hebe meinen Kopf hoch und seh sie monoton an. „Was interessiert dich das wie meine Familie mich behandelt. Du hast kein Recht dazu, zu urteilen ob mich meine Eltern lieben oder nicht. Es ist meine Sache wie ich damit zurecht komme. Und jetzt lass mich durch, es stinkt nur zu sehr nach Neid." Sage ich ihr direkt.

Sie hat ein teuflisches Lächeln und ich spüre nur zu gut, dass es noch nicht das Ende mit ihr ist. Jenna macht ein Schritt zur Seite und ich kann meinen Weg zur Umkleidekabine fortsetzen.

Nachdem ich meinen bequemen Jogginganzug anziehe, gehe ich zu Sergej. Er wartet draußen vor der Eishalle neben seinem Auto. Er ist ein guter Kerl, er weiß soviel und bringt mir jeden Tag etwas neues bei. Ich könnte keinen besseren Trainer haben. „Ohh krasivaya devushka (hübsches Mädchen), du warst heute großartig. Ich habe nichts anderes erwartet von meinem Schützling." Lobt Sergej mich mit seinem russischen Akzent.

Er umarmt mich, während er mich lobt. Ich lächle ihn an. „Danke, wir sind einfach ein sehr gutes Team". Gebe ich bescheiden zu.

Wir steigen in sein Auto ein. Ich schaue durch die Fensterscheibe in die Ferne. Ich denke ständig an die Worte von Jenna. All die Jahre, seit dem ich ein kleines Kind war, haben mich meine Eltern ständig vernachlässigt. Mir ist aber nie in den Sinn gekommen, das sie mich nicht lieben würden.

Vielleicht stimmt es was Jenna sagt. Alle gehen mir aus dem Weg, genauso wie meine Eltern. Bin ich zu Kalt zu meinen Mitmenschen?

Apropos Mitmenschen, Jimin meinte ich sollte netter sein und anderen eine Chance geben. Hat er damit recht? Er ist aber unglaublich nervig. Für wen hält er sich mich zu fragen ob wir gemeinsam Schlittschuhlaufen. Wir kennen uns noch nicht mal einen kompletten Tag.

Ich bin frustriert und seufze laut „Was ist los, kleines?" fragt mich Sergej. „Ich weiß nicht" antworte ich ihm. „Du weißt wenn dich was belastet kannst du mir alles sagen" heitert mich Sergej auf.

Dieser Mann ist so ein guter Mensch. Nachdem mein Großvater starb war er für mich eine große Stütze in meinem Leben. Er wird bestimmt von viele Menschen geliebt. Ich beneide ihn. „Ach, ist schon gut" antworte ich und lächle ihn leicht an. Den Rest der Fahrt schaue ich einfach durch die Fensterscheibe und sehe mir das bewölkte Wetter an.

Ich verabschiede mich von Sergej, bevor ich in mein Zuhause eintrete. Dann mach ich mich direkt Bett fertig. Es war ein sehr ermüdender Tag für mich. Der Wettbewerb, ein Schulneuling und eine Zicke sind schwer zu verdauen. Naja, etwas schönes kann ich jedoch mitnehmen. Es war wieder einmal nach langer Zeit ein tolles Gefühl vor Publikum auf dem Eis zu laufen.

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Wörter 1325

Fertig 😐

Colder than Ice❄️ | BTS JiminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt