Ich habe Hunger, ich faste, es ist Ramadan. Ich denke an Essen, ich denke an die Zigarette danach und ich denke daran mir einen runterzuholen.
Doch ich mache es nicht, zumindest nicht vor Iftar. Ich weiß gar nicht so genau wie man betet aber ich liebe Ramadan, denn es ist die einzige Zeit, in der mein Vater stolz auf mich ist.
Wir scheinen alle so glücklich für diesen einen Monat, aber warum ist das nicht immer so? Ich bin froh, dass mein Vater zumindest für diesen Monat meine Mutter nicht schlägt. Mich kann er schlagen, so viel er will, mir macht das nichts, aber zu Ramadan schlägt er mich auch nicht.
Mein Magen hört nicht auf zu knurren, daher esse ich heimlich. Wir stehen alle gemeinsam um halb 3 in der Früh auf und essen das letzte Mal, bevor die Sonne aufgeht.
Eine Woche ist es nun her, dass Ramadan vorbei ist, wir essen nicht mehr gemeinsam. Mein Vater sitzt wieder vor dem Fernseher, wenn er von der Arbeit kommt. Er trinkt wieder, er raucht wieder. Meine Mutter kocht wieder allein und wieder ist diese Stille in unserer Familie. Wieder fastet jeder für sich allein, bei dem Fest, das sich Leben nennt.
Wieder schlägt er meine Mutter. Ich wünschte, es wäre wieder still. Er schlägt sie immer und immer wieder. Das nächste Mal geh ich dazwischen.
Kurz war es wieder laut, doch jetzt ist es still, dieses Mal für immer. Ich liebe dich Mama, vergib mir.
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Thoughts at Night
PoetryNihilistische Kurzgeschichten - Die meine Gedanken und Erfahrungen widerspiegeln.