DROGENKONSUM AN 'NEM FREITAGABEND

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„Bist du dir wirklich sicher Cem", hör ich
sie sagen. Nein bin ich nicht, aber ich nicke, nehme, schlucke und fühle. Die Farbe der Pille, die ich zu mir nehme, hat dieselbe Farbe wie die Nippel des Mädchens, das neben mir sitzt. Sie schenkt mir ihre Wärme, mit ihrem Körper. Ein Freund, der auch hier ist, schenkt mir Erfahrung, mit seiner Techno Musik.

Ich fühle mich anders, was ist das? Warum ist er weg, der Hass gegen mich selbst? Was ist das, warum lieb' ich die Welt? Die Pille gibt mir das, was mir davor kein Mensch geben konnte. Ich nahm's zum ersten Mal, doch wollt' nie wieder ohne.

Mein Konsum beschränkte sich nicht nur auf die Pille an diesem Abend, ich hatte bereits Alkohol und Cannabis konsumiert. Ich fühlte mich weder ängstlich noch verantwortlich meinem Körper gegenüber. Worte aus meinem Mund, Bewegungen meiner Hand, alles Dinge die ich nicht kontrollierte. Alles, was ich weiß ist, dass ich traurig sein sollte, aber ich lächle. – Filmriss

Ich steh' auf und fühle mich etwas mulmig nicht wirklich erwähnenswert. Der Freund ruft mich an und erkundigt sich, ob alles Okey ist bei mir, kurz danach auch das Mädchen. Ach, war doch lustig gestern Abend, sage ich. Nur heute stimmt was nicht. Gestern war ich glücklich, heute bin ich wieder leer. So leer wie ein Strand im Winter. So leer wie die Skipiste im Sommer. So leer wie der Blick eines gebrochenen Mannes. Nur wenige verrückte Einzelfälle von Dopamin und Serotonin verirren sich auf meinem Strand der Emotionen.

Drei Tage sind vergangen. Während ich im Büro bin und der Geruch vom Bohnenkaffee, durch meine Nase scheinbar bis in meine Lungen eindringt und ich vor Genuss die Augen schließe, habe ich plötzlich einen Flashback.

Aus der Perspektive eines dritten beobachte ich mich selbst beim hochklettern auf ein gefährliches Geländer. Ich bekomme Gänsehaut und versuche in Gedanken meine Vergangenheit und diesen Flashback aufzuhalten. Alle schreien, dass ich herunterkommen soll, auch ich zumindest in mich hinein.

Es hilft alles nichts, ich bin dort oben. Die Entfernung zum Betonboden ist höher als jedes Schwimmbad Sprungbecken, das ich je gesehen habe. Fünfundzwanzig Meter freier Fall, könnten auf mich warten. Alle schreien, dass ich herunterkommen soll, auch ich zumindest in mich hinein.

Doch ich sehe mich selbst laufen, nein rennen. Ich renne in Richtung Ende meines Lebens und fühle mich in diesem Moment, das erste Mal seit langem, wieder am Leben. Ich sehe mich, wie ich renne und im Moment des Laufens lächle ich, solange bis ich in diesen Abgrund schaue, denn dann bleibt die Zeit stehen.

Weder Beton noch Wiese, das Einzige, was ich sehe, ist dunkelheit. Es ist so, als würde ich in den Abgrund meiner Seele schauen, es ist angst-einflößend und beeindruckend zugleich. Alle schreien, dass ich herunterkommen soll, auch ich zumindest in mich hinein.

Meine Knie werden wacklig, ich sehe den Abgrund etwas näher, ich will dem Abgrund nahe sein. Ich nehme all meinen Mut, all meine Stärke zusammen und springe.
Zurück zu meinen Freunden.

Thoughts at NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt