Kapitel 4

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Als mein Wecker am nächsten Morgen klingelte, hatte ich das Gefühl, als wäre ich gerade erst eingeschlafen. Wahrscheinlich war es auch so, denn ich hatte noch bis in die tiefe Nacht hinein mit Dylan über Gott und die Welt geredet. Genau so sollte ein perfekter Freund für mich sein: Er sollte immer zuhören und mit mir reden können. Doch die Art von Jungs war entweder vergeben, potthässlich oder schwul. Müde schwang ich meine Beine über die Bettkante, wo ich mir prompt den kleinen Zeh anschlug. Na toll, der Tag fing ja schon mal super an! Auf einem Bein humpelnd zog ich mir das Schlafshirt über den Kopf und suchte in meinem Schrank nach frischer Unterwäsche. Nachdem ich einen süssen Traum über einen gesichtslosen Jungen hatte, der mir auf seiner Gitarre romantische Lieder vorspielte, humpelte ich ziemlich beschwingt ins Badezimmer, wo ich unter die Dusche stieg.

Mit frisch gewaschenen Haaren, die ich in einem Turban über den Kopf geschlungen hatte tappte ich auf nackten Füssen zurück in mein Zimmer. Das Licht der kalifornischen Sonne durchflutete mein Zimmer, als ich erneut vor meinem Kleiderschrank stand. Nach längerem Überlegen (ach komm, ich bin schliesslich auch nur ein Mädchen!) entschied ich mich für eine schwarze Hotpants, ein pinkes Top mit Flatterärmeln und meine schwarze knappe Lederjacke. Ich schlüpfte in meine Airmax, die mein Outfit komplett machten. Ein wenig Mascara, die meinen Augen etwas Glanz verlieh und ich war fertig. Nachdem ich die Zähne geputzt hatte, verliess ich das stille Haus und holte mein Skateboard aus der Garage und machte mich auf den Weg zu Demi. Dieser kurze Abschnitt des Morgens war immer mein liebster. Man konnte noch nichts von dem, für L.A. so typischen, Verkehr hören, nur ein paar einzelne Autos brausten in der Ferne vorbei. Die Vögel, die immer fröhlich zwitscherten, wann immer die morgendliche Sonne ihr samtes Gefieder liebkoste, gab mir die Vision, dass ich anstatt in der berühmten Stadt in Kalifornien, in einem kleinen Dörfchen in Louisiana lebte. Doch eigentlich genoss ich mein Leben in der Grossstadt, in der immer was los war, in vollen Zügen.

Ding dong. Das Geräusch der Klingel hallte durch das stille Haus der Lovatos. Die Tür vor mir öffnete sich und Justin erschien. Na toll, die Person die ich am wenigsten sehen wollte! Seine Haare waren verstrubbelt und leicht feucht, da er wahrscheinlich gerade aus der Dusche gekommen war. Das Handtuch, das als sein einziges Kleidungsstück um seine Hüfte gewickelt war und eine angenehme Sicht auf seine, zugegebenermassen beträchtlichen Bauchmuskeln freigab, deutete ebenfalls daraufhin. Seine Augen blickten verschlafen drein und Rasierschaum war gleichmässig um seinen Mund verteilt, die sich sofort zu einem Grinsen verzogen, als er mich erblickte. "Wow, du hast mich anscheinend vermisst Baby. Willst du das von gestern fortführen?" Er zwinkerte mir zu, zweifelsohne mit schmutzigen Hintergedanken. Ich schenkte ihm nur einen tödlichen Blick. "Demi, bist du fertig?", schrie ich hinter Justin ins Haus. Er weitete, immer noch grinsend, die Augen. "Oh man, du hast vielleicht eine Stimmkraft! Ich freue mich schon darauf, wenn du damit meinen Namen schreist!", er zwinkerte mir zu. Oh mann dieser Typ war echt total am Arsch. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe zu antworten und seufzte erleichtert auf, als Demi neben Justin erschien. "Boah Justy, zieh dir mal was an, das ist ja nicht zum aushalten!", sie lachte ihn frech an. Er lächelte zurück und ich meinte für einen Moment echte Zuneigung darin zu erkennen. Justin Bieber schien tatsächlich brüderliche Gefühle für meine beste Freundin zu entwickeln! Also verzichtete ich darauf, ihm die Meinung zu geigen und zog Demi einfach mit in die Schule.

"Selly!" Eine kleine zierliche Person rannte auf mich zu und flog mir um den Hals. Rote Locken fielen über ihre schmalen Schultern und grosse braune Kulleraugen blickten mich unter dichten Wimpern an. Meine Freundin Ariana Grande, genannt Ari, trug heute wieder ein supersüsses Kleidchen mit Blumendruck abstehendem Rock. "Rate mal!", quitschte sie. "Umm was denn?", ich guckte sie verwirrt an. "Du sollst raten!", schrie sie. Hatte ich schon erwähnt, dass sie schnell wütend wurde. "Ähm du hast die Haare geschnitten..?", riet ich. Sie schüttelte lachend den Kopf. "Wir kriegen einen neuen Schüler!" 

My best friends BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt