Teil 3: And in the End the Fear: Kapitel 12: Ängste einer Mutter

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Nur wenige Stunden nach dem Tod der Ermittlerin, kam ihre Schwester, Chihiro Yanagashima, von der Arbeit nach Hause. Ihr Verlobter, Haruto Asakawa war bereits außer Haus und ihre Tochter, Akako, müsste eigentlich schon von der Schule zurück sein. Jedoch fehlte von dieser jede Spur. Die schwarzhaarige Frau machte sich darüber allerdings keine Gedanken, da es bereits öfters vorgekommen ist, dass ihr Liebling mit Freunden unterwegs war und dabei vergessen hatte bescheid zu geben, deshalb entschloss sie sich einfach zu warten. Irgendwann musste sie schließlich wieder nach Hause kommen. 

Eine Weile, nach dem sie es sich gemütlich gemacht hatte, klingelte es an der Tür. Davon überzeugt, dass ihr Kind vor dieser stand, öffnete sie die Eingangspforte. Doch statt ihrem einzigen Kind erblickte sie eine Frau mit weißblond gefärbten Haaren. 
„Verzeihen Sie die späte Störung, aber ich müsste einen Moment mit Ihnen sprechen. Ich nehme an, Ihre Tochter Akako ist noch nicht nach Hause gekommen“, begann die Gerichtsmedizinerin.
„Nein, aber woher wissen Sie das?“, fragte die Mutter sichtlich besorgt, da sie die Freunde ihrer Tochter kannte und sie keinesfalls zu diesen gehörte, machte es die Frau in den frühen Dreißigern umso misstrauischer, dass diese den Namen ihrer Kleinen kannte.

„Ich weiß, dass was ich Ihnen jetzt erzählen werde ist schwer zu glauben, aber hören Sie mir bitte bis zum Ende zu“, sprach die bebrillte Frau unbeirrt weiter.
Von ihrem Gegenüber war nur ein Nicken zu vernehmen, als diese mit dem Gedanken spielte, die Tür einfach wieder zu schließen, aber sie wollte wissen, was die Blondine über ihre Tochter wusste, also hörte sie notgedrungen weiter zu.
„Zu erst einmal tut es mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Tochter nicht mehr wiederkommen wird.“

Akame's Schwester war drauf und dran die Frau vor sich anzuschreien. Wieso sollte ihr Kind, denn nicht wiederkommen, ist ihr irgendetwas zu gestoßen? Diese Gedanken beschäftigten sie augenblicklich. Ihre Hand ballte sich zu einer Faust und sie zitterte. Sie könnte es nicht ertragen, ihren kleinen Schatz zu verlieren, immerhin war sie das kostbarste in ihrem Leben.

„Sie werden schon bald eine Email erhalten, die Sie zu einem Spiel einlädt, bei dem Sie Ihren Ängsten gegenüberstehen. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als zuzustimmen, denn der Absender hat ihre Tochter“, erklärte die Frau weiter.
„Woher soll ich wissen, dass Sie die Wahrheit sagen?“, Chihiro war skeptisch, es gab keine Beweise, für die Behauptungen dieser Frau.
„Ich habe keinen Grund Sie anzulügen. Wie dem auch sei, danach wird sich Ihre Umgebung verändern und das Spiel beginnt. Ich kann Ihnen nicht sagen, was er für Sie vorbereitet hat, aber versuchen Sie, die Angst nicht zu nah an sich heranzulassen.“
Das war leichter gesagt, als getan, dass wusste die Gerichtsmedizinerin aus eigener Erfahrung. Zwar war sie noch nie in dieser alptraumhaften Welt, die ihr jüngerer Bruder erschaffen hatte, dennoch erlebte sie gerade ihre ganz persönliche Hölle auf Erden.

„Ich weiß nicht, ob ich Ihnen glauben kann, aber wenn das Wahr ist, kann ich nur so meine Tochter zurückholen, richtig?“, fragte sie hoffnungsvoll.
Sie klammerte sich an diesen Gedanken fest.
„So ist es“, entgegnete ihr Gegenüber ohne erkennbare Emotion in der Mimik.
Es gab keine Garantie, dass sie ihr Kind überhaupt sehen, geschweigen denn retten könnte. Aber das musste ihr die Blondine vorenthalten, sonst würde sie wohl kaum einwilligen das folgende für sie zu tun.
„Sie werden einem Mann mit zugenähtem Mund begegnen, bitte geben Sie ihm das“, sie überreichte ihrem Gegenüber einen zusammengefalteten Zettel mit der Bitte, diesen nicht zu öffnen.

Den nächsten Schritt konnte sie erst tun, wenn das Spiel begonnen hatte, sonst könnte dies ihr jüngerer Bruder mitbekommen, selbst dieses Gespräch war sehr riskant, schließlich beobachtete dieser sie ständig, wenn er nicht gerade beschäftigt war.

Die Hoffnung war groß, dass Akako einfach wieder nach Hause kommen würde und die bebrillte Frau ihr nur einen Schrecken einjagen wollte, doch die Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme ließ sie zweifeln. Was wenn ihre Worte doch der Wahrheit entsprachen und diese Person ihre Tochter hat? Sollte sie die Polizei rufen? Aber was sollte sie denen sagen? Dass laut Aussage einer fremden Frau ihre Tochter entführt wurde. Niemand würde sie ernst nehmen. 

Misaki hatte fast alles vorbereitet, nur noch wenige Dinge fehlten, darunter auch, wie sie in die Welt ihres jüngeren Bruders kommen sollte.
Dieser kann durch Geräte gehen, denen er zuvor eine Email geschickt hat. Das war ein fester Bestandteil seiner Regel, die die Gerichtsmedizinerin außer Kraft gesetzt hatte. Das bedeutet, dass sie nun dieselbe Fähigkeit besitzt, wie ihr Blutsverwandter. Sie wusste nicht genau, wie das funktionierte, daher entschied sie sich dafür, es exakt so zu machen, wie es der Junge immer tat, wenn er eine neue Person zu einem Spiel einlädt.
Sie schickte ihrem Handy eine ähnliche Mail und bestätigte die Einladung.

Die bebrillte Frau versuchte daraufhin mehrere Male erfolglos durch ihr Handy in die andere Welt zu kommen. Irgendetwas musste sie vergessen haben, aber sie wusste nicht was.
Sie musste es irgendwie schaffen, ansonsten würde ihr ganzer Plan zu Nichte gemacht werden. Dann könnte sie ihre Brüder nie befreien.

Sie schloss die Tür hinter sich und atmete einmal tief durch, sie musste das Ganze erst einmal in Ruhe verarbeiten. Doch diese Zeit wollte ihr der Junge offensichtlich nicht geben, denn ihr Handy zeigte ihr bereits die Email.
„Traust du es dich, deinen schlimmsten Ängsten entgegenzutreten?“, stand in der Nachricht. Darunter waren ein Fenster für Ja und Nein.
Obwohl er nicht mehr an die von ihm selbst auferlegte Regel gebunden war, tat er es dennoch aus Gewohnheit. Nur spielt es nun keine Rolle mehr, wie sich das neue Opfer entscheiden würde, es hat letzten Endes keine andere Wahl, als teilzunehmen.

Sie zögerte, zwar war es genauso eingetroffen, wie es die blonde Frau gesagt hatte, doch wieso sollte die Person ihre Tochter haben. Dieser Punkt wollte nicht in ihren Kopf, sie konnte es sich einfach nicht erklären. Akako hatte, bis auf einmal, nie jemanden irgendetwas angetan. Damals kam ein Junge bei einer ihrer Mutproben um, seitdem hat sie nie wieder Probleme gemacht. Sie hatte aus ihren Fehlern gelernt, so hoffte zumindest ihre Mutter.

Die Schwarzhaarige sprach sich selbst Mut zu und drückte auf Ja.
„Nun beginnt dein persönliches Spiel mit der Angst, Chihiro Yanagashima, es gibt nun kein Zurück mehr. Viel Glück“, stand in der zweiten Mail geschrieben.
Chihiro hatte Angst, vor dem, was passieren könnte, aber sie musste für sich und ihre Tochter stark sein.

Ein letztes Mal wollte Misaki es noch versuchen, ehe sie die Hoffnung aufgab. Sie drückte erneut ihre Finger gegen das Display und dieses Mal versanken ihre Fingerkuppen im Glas. Dabei hatte sie nichts anders gemacht, als die Male zuvor. Allerdings konnte sie ihre Finger nicht mehr hinausziehen. Es fühlte sich mehr so an, als würden ihre wie Finger wie durch einen Sog weiter hineingezogen werden.

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