Die forensische Abteilung war dunkel, ein einziger Bildschirm erhellte die Umgebung, an dem Masaru Abarai gerade seine Arbeit fertigstellte. Er entfernte den USB-Stick von seinem Rechner und erhob sich von seinem Schreibtischplatz. Er streckte sich gähnend und fuhr sich kurz durch die zerzausten und leicht abstehenden braunen Haare, ehe er seinem Arbeitsplatz den Rücken zuwandte. In diesem Augenblick betrat die schwarzhaarige Ermittlerin die Forensik und ging auf den Älteren zu.
„Ah, Akame, du kommst genau richtig. Ich habe die Dateien der Kamera teilweise wiederherstellen können“, meinte er und hielt den USB-Stick hoch.„Deshalb wollte ich zu dir, danke, dass du dich so beeilt hast“, bedankte sie sich und nahm den Stick entgegen.
„Ach, du brauchst dich nicht zu bedanken, dass ist schließlich mein Job. Hoffentlich findest du etwas brauchbares“, erwiderte er und lockerte die Krawatte um seinen Hals.
Er konnte diese nicht leiden, jedoch verlangte sein Chef, dass er sie trägt, allerdings hielt er sich nicht wirklich an den Dresscode. Sein Kragen war immer unordentlich und die Spitze seiner Krawatte hatte er meistens in die Brusttasche seines Hemdes gesteckt.Er war mehr ein Außenseiter, auch wenn man ihm dies für gewöhnlich nicht ansah, und wusste nicht genau, wie man eine normale Konversation führt. Aus diesem Grund war er in solchen Situationen recht unbeholfen und verließ sich in diesen Fällen auf Sätze, die er aus Serien gelernt hatte. Doch diese brachten ihn in der Regel nicht sonderlich weit, allerdings entging ihm das jedes Mal, weshalb er seiner Methode treu blieb. Diese unbeholfene Art stand im direkten Widerspruch zu seinem monoton und gelangweilt dreinblickenden Äußeren. Es war ausgeschlossen, dass sich daran noch etwas ändern würde, es sei denn, er würde jemanden kennenlernen, der seinen sozialen Kompetenzen auf die Sprünge half.
Akame verabschiedete sich schlussendlich von Masaru, bevor die unerträgliche und zeitfressende Stille noch länger anhielt, er machte sich daraufhin auf den Heimweg während sie sich an ihren Schreibtisch begab. Toshio war sicherlich bereits zu Hause und auch sie sollte sich langsam auf den Weg machen, doch ihre Neugier hielt die Schwarzhaarige davon ab, denn ihr Gespür sagte ihr, dass etwas wichtiges auf dem Stick war.
Sie fuhr den Rechner hoch, steckte den USB-Stick an ihren PC und öffnete die Datei, die ihr daraufhin angezeigt wurde. Hierbei handelte es sich um ein einziges Video, welches nur wenige Minuten Laufzeit besaß. Die Ermittlerin startete dieses und sah gebannt auf den Bildschirm.
Das Bild war zu Beginn komplett schwarz, dann sprang es einige Sekunden weiter, dieses Mal war es verzerrt, dennoch konnte man das Opfer, Seiko Shimizu, darauf erkennen.
„... öffnet... diese Email“, der restliche Teil ihrer Botschaft wurde von einem Rauschen verschluckt.
Die Schwarzhaarige fragte sich augenblicklich, um was für eine Email es sich hierbei handelt.
Sie gähnte leicht und spulte nochmal zum Anfang des Videos, doch statt dem schwarzen Hintergrund sah man nun einen Jungen, viel konnte man nicht von ihm erkennen, nur sein breites Grinsen, als er sprach.
„Du bist die Nächste“, damit sprang die Aufnahme erneut zum letzten Teil.Die Ermittlerin rieb sich die Augen und zweifelte gerade an sich, ob sie das wirklich gesehen hatte. Ein weiteres Mal sah sie sich die Aufzeichnung an, aber ohne den Jungen noch einmal zu Gesicht zu bekommen.
Sie machte sich selbst weis, dass sie sich das ganze, aufgrund ihrer Müdigkeit, nur eingebildet hatte. Akame fuhr den Rechner herunter, verstaute den Stick sicher in der Schublade und machte sich auf den Heimweg.Erst als sie in ihrem Apartment ankam, bemerkte sie, dass sie eine Email erhalten hatte.
„Traust du es dich, deinen schlimmsten Ängsten entgegenzutreten?“, stand in dieser.
Sie seufzte und legte das Handy beiseite. Für so etwas hatte sie heute einfach keine Nerven mehr.Am nächsten Morgen hatte die Ermittlerin zwanzig Emails, alle mit ein und derselben Nachricht: „Ignorier mich nicht!“, nur klangen die Botschaften jedes Mal aggressiver.
Die Ermittlerin wusste nicht, von wem diese Benachrichtigungen kamen und das wollte sie auch ehrlich gesagt gar nicht erfahren. Sie löschte die Mails und begab sich auf ihre Arbeit, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.
Dort wartete bereits ihr Partner mit einer Tasse Kaffee auf sie, der es sich angewöhnt hatte, vor ihr zu kommen. Akame begrüßte ihn und nahm dankend die Tasse entgegen.
Sie nahm einen Schluck von dem heißen Getränk, ehe sie zu sprechen begann.
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Fear
TerrorIm Dunkeln lauern Gefahren meist tödlicher Natur. Doch was passiert, wenn kein Serienkiller, Vampir oder Zombie, sondern Du selbst Dein größter Feind wirst? Wenn sich Deine schlimmsten Ängste manifestieren, ist es meist nur noch eine Frage der Zeit...