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"Wie lange wird es noch dauern bis wir da sind?" fragte Latica und merkte selber, dass sie sich wie ein quengelndes Kind anhörte, aber das war ihr in diesem Moment total egal. Sie war so erschöpft wie noch nie in ihrem Leben und wollte nur noch schlafen. Sie liefen jetzt schon seit Stunden durch diese öde Wüstenlandschaft, in der die Sonne den ganzen Nachmittag erbarmungslos auf ihrer Haut gebrannt hatte. Nirgens gab es auch nur ein winziges Bäumchen, das ihnen Schatten hätte bieten können. Latica fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen und wickelte sich das Tuch vom Kopf, das sie als Schutz gegen die Sonne benutzt hatte, um es sich anschließend um die zitternden Schultern zu legen. Nachdem die Sonne vor etwa einer Stunde untergegangen war, taten es ihr die Temperaturen gleich und sanken beträchtlich. Dieser Umschwung hatte Latica gleichzeitig gewundert wie auch erschrocken. Sie wollte nun noch dringender einen Unterschlupf finden. Damian hatte ihr von einer Felshöhle erzählt, die er mal beim Jagen entdeckt hatte. Diese suchten sie gerade, aber noch war keine Spur davon zu sehen. "Da vorne wird die Landschaft steiniger, wir sind also nicht mehr weit entfernt!" rief Damian, der ein paar Meter vor Latica lief. Während ihrer Reise hatten sie nicht viel geredet, da sie sich beide auf ihren Weg und auf Geräusche von möglichen Verfolgern konzentriert hatten.

Latica zwang sich, weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen um voran zu kommen, aber die Gefangenschaft hatte sie wirklich mitgenommen und schlapp gemacht. Ihr Blick verschwamm allmählich und dann wurde es ganz schwarz vor ihren Augen. Fast schon erleichtert ließ sie sich in die Dunkelheit sinken.

"Latica! Bist du wach?" rief eine Stimme und ließ Latica aufschrecken. Sie öffnete die Augen und blickte in ein wunderschönes Gesicht. "Damian. Was ist passiert?" fragte sie verwirrt und blickte sich um. Von allen Seiten streckten sich ihr graue Felswände entgegen. "Wo sind wir?". Er drückte ihre Schultern sanft nach unten. "Bleib besser liegen, du hattest einen kleinen.. Nun ja sagen wir Zusammenbruch. Du bist einfach umgekippt. Ich habe dich das letzte Stück getragen, bis zur Höhle in der wir jetzt sind war es nicht mehr weit.". "Oh." war das einzige, was Latica heraus brachte. "Danke." fügte sie dann noch leise hinzu, aber so dass er es hörte. Sie wusste nicht recht ob sie es unangenehm fand, dass sie ganz schutzlos in seinen Armen, den Armen eines eigentlich fast Fremden lag, oder ob ihr es gefiel. Generell war sie viel zu verwirrt, um überhaupt irgendetwas zu wissen. Sie war totmüde und wollte nur noch schlafen. Doch es war einfach zu kalt in dieser verdammten Höhle. Sie schlang sich bibbernd die Arme um die Beine und schaute zu Damian, der in einer Tasche kramte. "Was suchst du?" fragte sie müde, aber er antwortete nicht. Stattdessen kam er mit etwas in der Hand auf sie zu. Beim Näherkommen erkannte sie, dass es eine Wolldecke war. "Ich will ja nicht, dass du mir erfriertst." sagte er lächelnd. Sein Lächeln bekam Latica nicht oft zu Gesicht, da erst so ernst war, aber wenn sie mal sah, brachte sie das auch direkt zum lächeln. Ganz Automatisch, so wie jetzt. Er legte sich neben sie und deckte beide mit der Decke zu. Zuerst wollte Latica etwas von ihm weg rücken, da sie noch nie so nah bei einem Mann gelegen hatte, aber dann hätte die Decke nicht für beide gereicht. Also beschloss sie, ihre Bedenken zu vergessen. Damian war inzwischen ja kein Fremder mehr für sie, das musste das sich mittlerweile eingestehen. Aber sie konnte sich nicht so einfach mit ihm auf die "Freundschafts Stufe" stellen. Wenn sie auch nur daran dachte, ihn einen Freund zu nennen, musste sie sofort an ihre Mutter denken. Sie hatte ein paar Tage vor ihrem Tod mit ihr über die Elfen geredet, da sie zu dem Zeutpunkt nah an ihrem Gebiet waren.

Flashback:

Ihre Mutter kam in das Zelt und setzte sich neben sie auf den Boden. "Latica, du weißt, wir bewegen und im Moment an der Grenze zum Elfenreich. Wenn du Pesch hast, wirst du einem begegnen. Deshalb will ich dir nur das weitergeben, was meine Eltern mir gesagt haben. Traue niemals einem Elf. Sie haben zwar ein schönes Äußerliches und können sich als nett ausgeben, aber tief in ihrem inneren sind sie alle gleich. Denk nur daran, was sie uns Menschen angetan haben. Also halte dich von ihnen fern. Wenn du jemals einen triffst, rede nicht mit ihm. Am besten siehst du ihn nicht einmal an. Die Elfen sind gefährlich, also versprich mir, dass du auf dich aufpasst und dich fernhältst.". "Ja Mutter. Ich weiß wie sie sind und mir könnte keiner von ihnen etwas vormachen." Sie lächelte und gab Latica einen Kuss auf die Stirn. "Ich wusste doch, dass ich auf meine Tochter zählen kann."
Flashback Ende

Nun lag Latica dort, nur wenige Kilometer von dem entfernt, was ihre Mutter am meisten gehasst hatte. Sie hatte sie verraten. Sie hatte alle Menschen verraten. Tränen bildeten sich in ihren Augen und liefen ihre Wange hinunter. Sie bemühte sich, nicht zu schluchzen, um Damian nicht zu wecken. Es war aber auch so unfair. Man konnte nicht sagen dass alle, die einer Rasse angehörten, gleich waren. Sie hatte das zwar früher auch gedacht, aber sie hatte sich getäuscht. Nur konnte sie ihre Mutter jetzt nicht mehr davon über zeugen und musste damit leben, sie angelogen zu haben und mit sie jeder weiteren Minute zusammen mit Damian weiter anzulügen. Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Wange. Damian streichte ihre Tränen weg und sah sie mitfühlend an. Dieser Blick war zu viel für Latica. Sie schluchzte nun richtig und ließ es zu, dass Damian sie in seine Arme zog. Mit dem Kopf an seiner muskulösen Brust beruhigte sie sich langsam, bis sie in einen traumlosen Schlaf fiel.

Arcanien ~pausiert~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt