Es vergingen mehrere Tage, die alle ziemlich gleich abliefen. Tagsüber liefen sie weiter in Richtung der Menschendöfer und Abends ging Damian jagen und sie übten mit dem Bogen. Latica wurde immer besser und sicherer. Nach dem Training saßen sie meistens am Lagerfeuer und redeten. An diesem Abend saßen sie wieder dort und Damian erzählte gerade von seiner Familie und seinem alten Leben.
"Weißt du, ich fühle mich manchmal echt so, als würde ich nicht zu ihnen gehören. Als wäre ich nicht mit ihnen verwandt. Sie sind genau das Gegenteil von mir. Es war die richtige Entscheidung dort weg zu gehen.". Er starrte gedankenverloren ins Feuer. Solche Sätze hatte Damian in den letzten Tagen oft gesagt. Latica kam es so vor, als wollte er sich dadurch selber davon überzeugen, dass seine Flucht richtig war. Doch sie konnte ihm seine Zweifel nicht verübeln. Die Familie zu verlassen war eine mutige, aber schwerwiegende Entscheidung von ihm gewesen. Natürlich fand sie es richtig, was er getan hatte, aber trotz allem war es immer noch seine Famile, die er da zurück gelassen hatte. So etwas tat man nicht leichtfertig. Sie wusste nicht, ob sie es über sich gebracht hätte. Aber Latica hatte in der letzten Zeit viel über ihn erfahren. Und über seine Einstellung. Wenn er etwas sah, was er falsch fand, fügte er sich nicht einfach der Allgemeinheit, nur weil alle es taten. Das war der Grund, weshalb er es nicht geschafft hatte zu bleiben. Er war wirklich in jeder Beziehung das genaue gegenteil von dem, was ihre Eltern ihr über Elfen gelehrt hatten. Und seine Sichtweise gefiel ihr. Er schaute nicht von oben herab auf den Rest der Welt und die anderen Wesen wie die Menschen. Er stellte sich mit allen gleich und konnte sich in die Lage anderer hineinversetzen. Eigentlich der perfekte König, nur dass er im falschen Volk geboren wurde. Latica hatte nie jemanden wie ihn kennen gelernt. Auch sie hatte ihm viel von sich selber verraten. Mehr, als sie jemals jemanden verraten hatte. Sie erzählte von ihren Eltern, ihrer Kindheit und vielem mehr. Wenn sie mit ihm sprach hatte sie das Gefühl, sie konnte alles sagen, ohne Angst zu haben, dass er sie verurteilte oder etwas weitererzählte. Sie fühlte sich einfach nur sicher bei ihm und das machte ihr gleichzeitig Angst. Er war immer noch wer er war. Und sie war noch was sie war. "Möchtest du noch etwas trinken?" fragte Damian und riss Latica somit aus ihren Gedanken. Sie nickte und nahm den Wasserschlauch entgegen, den er ihr reichte. Er lächelte sie an und sie lächelte verlegen zurück. Wenn er lächelte sah er noch umwerfender aus. Doch Latica zwang sich den Blick von ihm abzuwenden und schaute stattdessen durch die Gegend. Seit dem Tag an dem er ihr beim Bogenschießen so nah gekommen war, hatte sich etwas geändert. Sie konnte nicht sagen was, aber es war so als wäre da so etwas wie eine unsichtbare Elektrizität oder Spannung zwischen ihnen. Latica versuchte so viel Abstand zu ihm zu wahren, wie es ging, und so war er ihr in den Tagen auch nicht mehr sehr nah gekommen. Und trotzdem war dieses Gefühl ständig da. Sie stand auf, in der Hoffnung es abschütteln zu können. "Ich gehe mir etwas die Beine vertreten.". Damian nickte und kramte kurz in seiner Tasche, dann reichte er ihr etwas, das in der Dunkelheit aufblitzte. Es war ein kleiner Dolch mit einem goldenen verschnörkelten Griff. "Nimm den hier mit. Nur für den Fall. Und... sei bitte vorsichtig." Sie nickte und lief los, immer am Rande des großen Sees entlang, den sie gestern entdeckt hatten. Noch nie war sie so froh gewesen wie gestern, Wasser zu sehen. Zwischendurch waren sie zwar mal auf einen kleinen Teich getroffen, aber das war auch schon 2 Tage her. Latica beugte sich hinab um einen Schluck zu nehmen, doch dann hörte sie plötzlich etwas. Stimmen. Sie erschrack so sehr, dass sie fast vorne über gekippt wäre. Mit klopfendem Herzen lief sie gebückt weiter in Richtung der Stimmen. Und dann sah sie zwei Köpfe, die hinter einem großen Ginsterbusch hervorlugten. Sie legte sich flach auf den Bauch und versuchte nicht zu laut zu atmen, damit sie sie nicht hörten. Sie hatte die beiden anhand ihrer Kleidung erkannt. Es wären die Mörder ihrer Eltern. Die Männer in den dunklen Umhängen mit den tief in Gesicht hängenden Kapuzen, die sie jetzt aber nicht aufgesetzt hatten. Leider half ihr das auch nicht viel, weil beide mit dem Rücken zu ihr saßen. Heiße Wut, wie Latica sie noch nie verspürt hatte, kochte langsam in ihr auf. Diese Männer hatten ihr alles genommen! Latica versuchte nicht weiter daran zu denken, sonst würde sie aufspringen und sich auf sie stürzen. Bemüht, keinen Mucks zu machen, robbte sie sich weiter nach vorne an den Ginsterbusch heran, um zu hören, worüber sie sich unterhielten. Endlich war sie nah genug, um etwas zu verstehen. "...und beeilen. Sie können nicht mehr weit sein und Azariel benötigt unsere Dienste anderweitig.". "Dann soll er sich halt noch etwas gedulden. Wir sind ihm ganz nah. Bald wird er tot sein und kann somit auch kein Thronfolger mehr werden. Mit seinem Ableben ist der Weg des neuen Herrschers über Arkanien geebnet.". "Das weiß ich auch, trotzdem sollten wir keine Zeit mehr verlieren. Du weißt wie schnell er zornig wird und dass er uns ohne weiteres ersetzen könnte.". "Ja schon gut. Aber in der Nacht sehen wir sowieso nicht viel. Im Morgengrauen werden wir sie uns schnappen.". Mit diesen Worten stand er auf. Er war groß und sah ziemlich muskulös aus, bewegte sich aber trotzdem mit einer Geschmeidigkeit, die Latica überraschte. Sie drückte sich so nah es ging an den vom Tau feuchten Rasen. Ihr Atem ging stoßweise und sie fing an zu schwitzen. Noch nie hatte sie so viel Angst gehabt entdeckt zu werden. Doch der Mann trat nur das kleine Feuer aus, vor dem sie saßen und bereitete dann seinen Schlafplatz. Latica wartete, bis sie sich hingelegt hatten und schlich dann nach weiteren 10 Minuten so leise sie konnte davon. Als sie weit genug von ihnen entfernt war fing sie an zu rennen. Die schwarze Nacht umhüllte sie und sie konnte kaum etwas erkennen. Ein paar Mal fiel sie hin, doch sie rappelte sich so schnell es ging wieder auf und ignorierte die aufgeschürften Hände und Knie. Tausend Gedanken schwirten durch ihren Kopf und sie schaffte es einfach nicht sie zu sortieren. Sie hatten vor Damian zu töten. Und sie wollten ganz Arkanien der Herrschaft dieses Azariels unterwerfen. Latica konnte ihr Lager erkennen und atmete erleichter auf, da legte sich plötzlich von hinten eine Hand auf ihren Mund und erstickte den Schrei, der gerade in ihr hochkommen wollte.
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Arcanien ~pausiert~
AcakIn einer anderen Welt, einer Welt namens Arcanien, die von Elfen, Zwergen, Menschen und anderen Kreaturen bewohnt wird, lebt ein Mädchen namens Latica. Nach dem Tot ihrer Eltern trifft sie auf Damian, einen Elf aus dem verfeindeten Elfenreich. Aus v...