IV

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Vor der Tankstelle stand ein Polizeiwagen, zwei Polizisten taten gerade ihr bestes zwei äußerst wütend wirkende junge Männer auseinander zuhalten. Ich parkte meinen Wagen und stieg aus, hinaus in den Regen. Als ich näher kam erkannt ich das einer der beiden, der stärker verletzte, Karl-Wilhelm war. Ich zückte meinen Dienstausweis und ich auf die vier zu „Was ist denn hier los?" eine Polizistin in meinem Alter schaute kurz auf meinen Dienstausweis und antwortete dann „Wir sind gerufen worden, weil die beiden Jungs hier sich geprügelt haben und wenn sie sich jetzt beruhigt haben nehmen wir die Personalien auf." „Also wenn es ihnen nichts ausmacht, würde ich den da gleich mitnehmen, ich liefere ihn auch bei seinem Vater ab" Karl-Wilhelm war schlimmer verletzt, er hatte eine Platzwunde an der Stirn und aus seiner Nase tropfte Blut, also würde der andere Junge ihn nicht anzeigen, da konnte man auf so einen unschönen Bericht auch verzichten. „Ganz nach Vorschrift ist das nicht aber mir soll's recht sein. Dann kriegen sie wohl eine Einzelfahrt mit uns." Wandte sich die Polizistin an den anderen Jungen. Ich vergaß das ich eigentlich noch einen Wein kaufen musste und wies Karl-Wilhelm mit einem Kopfnicken an in mein Auto zu steigen. Missmutig trottete er mit hinterher. „Soll ich deine Wunde schnell versorgen oder überlebst du es bis zuhause?"„Was soll der Mist? Wenn sie sich bei meinem Vater einschleimen wollen, machen sie es ohne mich." Ich ging darauf gar nicht erst ein „Brauchst du Hilfe oder nicht?" „Nein brauche ich nicht."  „Gut, und warum habt ihr euch geschlagen?" „Das geht sie gar nichts an, fahren sie mich einfach nach Hause." So leicht würde ich mich nicht abspeisen lassen „Du bist also so einer der nicht redet sondern einfach zuschlägt." „Oh man, Thomas hat behauptet wir wären schuld daran das Philipp tot ist weil wir ihn nicht aufgehalten haben als er die NCBs genommen hat. Er ist alt genug gewesen um seine Entscheidungen selbst zu treffen... ich prügle mich normalerweise nicht." Es war gut das Karl-Wilhelm sich keine Vorwürfe machte, denn weder er noch Julian Kleiber waren für das was passiert war verantwortlich, trotzdem hätte er sich  nicht so provozieren lassen dürfen. „Weißt du was NCB bedeutet?" er schüttelte den Kopf und wir redeten nicht weiter bis wir vor sein Haus fuhren. „Mir ist da noch etwas eingefallen, der Typ der Philipp die Drogen verkauft hat, der hatte ein Tattoo am Hals, wie ein Arschgeweih am falschen Ort . Keine Ahnung ob ihnen das weiter hilft." „Mal sehen vielleicht bringt es uns weiter."  Karl-Wilhelm verabschiedete sich und stieg aus dem Wagen, an der Tür stand bereits sein Vater und beobachtete uns, er musste wohl von drinnen die Lichter meines Autos gesehen haben. Ich fuhr weg ohne die beiden weiter zu beobachten, es war nicht mein Problem wie er seinem Vater erklären wollte das er schon wieder mit der Polizei aneinander geraten war.

An der Tankstelle schnappte ich mit den erstbesten Rotwein der sich nicht in einem Tetrapack befand und fuhr heim. „Willst du mir jetzt wirklich weiß machen, dass du über eine Stunde weg warst um dann mit dem Traubensaft hier zurückzukommen?" „Nein mir kam was dazwischen." Gab ich genervt zurück. „Was kam dir denn dazwischen? Leiche oder Liebhaber?" ich stöhnte frustriert „Weder noch. Linus du nervst! Ich hab Max letzte Woche getroffen und heute war sein Sohn in Schwierigkeiten, da hab ich ihn Heim gefahren. Keine große Sache." Ich zuckte mit den Schultern und spielte die Sache ein wenig herunter. „Das ist allerdings eine große Sache und das weißt du auch. Wie hat er reagiert? Was hat er gesagt?" „Oh er hat nichts gesagt, er war sauer weil ich Karl-Wilhelm, so heißt das Kind übrigens, zur Befragung mit genommen hab, danach hat er gesagt wir können reden, dann haben wir mit einander geschlafen und dann hat er mich rausgeschmissen. Vorhin an der Tankstelle hatte der Junge eine körperliche Auseinandersetzung mit einem gleichaltrigen und ich hab ihn heimgefahren. Die Sauce brennt gleich an, rührst du bitte mal um!"  Mein kurzer Moment der Nostalgie war verflogen, als Maximilian mich raus geworfen hat. Ich würde mich von ihm fern halten und mich auf meinen Fall konzentrieren.

Am Montag waren es drei Wochen seit dem Mord an Tim Hofreit, drei Wochen in denen wir nichts herausgefunden hatten. Ein kleiner Lichtblick war, das der Bericht von Jochen Schmitt auf meinem Schreibtisch lag, als ich ins Büro kam. Ich machte mich gleich dran sie zu lesen, leider verstand ich nicht viel. Es war schon wieder acht als ich mit lesen fertig war und beginnen wollte das raus zu schreiben was ich verstanden hatte und für wichtig erachtete. Da ich keine Lust hatte bis nach Mitternacht hier zu bleiben, entschloss ich mich für heute Schluss zu machen.

Plan B - Alternativen gibt es immer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt