Im Auto redeten wir nicht viel, ich dachte wieder an unseren Fall und bekam augenblicklich ein schlechtes Gewissen, weil ich übers Wochenende kein Stück weiter gekommen war. „Karl, kannst du mir einen Gefallen tun? Hol doch mal bitte mein Telefon und entsperre es, der PIN ist 594837." Ich wartete bis er soweit war „In Ordnung, jetzt geh in die Galerie, jetzt wische solange zur Seite bis ich Stopp sage!" Ich hatte keine kompromittierenden Bilder auf meinem Telefon, dafür war es zu neu. Ich wollte das er sich das Bild von Tim Hofreit anschaut um endgültig sicher zu stellen, das er der Verkäufer des NCBs war. „Halt Stopp, geh nochmal eins zurück. Ist das der Mann der Philipp die Drogen verkauft hat?" Karl zögerte nicht und schien sich sehr sicher. „Nein das ist er nicht, der Typ war sogar noch dünner als der, und er hatte auch keine Brille. Außerdem waren seine Haare sehr fettig." Mein Herz begann schneller zu schlagen „Bist du dir sicher?" Karl nickte heftig mich dem Kopf. Das war echt unglaublich „Karl wärst du in der Lage das Gesicht für ein Phantombild zu beschreiben?" der Junge zuckte mit den Schultern „Klar, denk schon, aber sein Gesicht war nicht besonders auffällig. Wie gesagt mir ist hauptsächlich sein Nackentattoo im Gedächtnis geblieben." Ich hatte leider keinem unserer Verdächtigen in den Nacken geguckt. „Ich muss natürlich erst mit deinem Vater sprechen, obwohl das wohl besser Florian übernimmt. Max ist nicht gerade ein Fan von mir, daran hat sich nichts geändert. Ich versteh nicht warum nich..." ich hätte ewig so weiter philosophieren können. Endlich eine neue Spur zu haben ließ mich Hoffnung schöpfen und das machte mich so glücklich das ich viel mehr mit mir selbst als mit Karl sprach. Wir waren schon in seiner Straße, als er mich unterbrach „Also ich bin ehrlich gesagt erleichtert das ihr euch nicht versteht." Ich schaute ihn verdutzt an und fuhr dabei einwenig zu sehr nach rechts. „Naja als du vor kurzem bei uns zu Hause warst und dich sozusagen raus geschlichen hast, dachte ich ihr eine Affäre oder so etwas." Er lachte verlegen auf, weshalb mir nichts besseres einfiel als ebenfalls zu lachen „Nein diese Zeit ist für mich definitiv vorbei. Schleppt dein Vater etwa immer noch wahllos Frauen ab?" „Nein, schon seit Jahren nicht mehr." Die Art und Weise wie seine Stimme sich veränderte, verriet mir das ich nicht weiter nachbohren sollte. Ich parkte in der Einfahrt und wir blieben beide ein wenig unschlüssig im Auto sitzen. „Wie geht es jetzt weiter? Also ich meine wir sehen uns doch wieder oder?" Ich sah aus dem Augenwinkel das Maximilian in der Türe stand und uns beobachtete. „Ich würde sehr gerne noch mehr über dein Leben erfahren und den Abend gestern fand ich auch sehr schön, aber es wäre einfach nicht Richtig deinen Vater bei so einer Entscheidung zu übergehen." Ich schenkte ihm ein halbes Lächeln als er mich enttäuscht ansah. „Ich schau was ich machen kann." Damit gab Karl-Wilhelm sich zu Frieden, denn er öffnete die Beifahrertüre und stieg aus. „Tschüss Margrit."
Am Montag nach der Schule kam Karl-Wilhelm gemeinsam mit seinem Vater zu und ins Revier. Unser Polizeizeichner Tobias Starr war laut Frau Günther äußerst freundlich und hilfsbereit. Allen anderen gegenüber stimmte das womöglich, denn den Rillmanns gegenüber war er aufgeschlossen und gesprächig, doch mir antwortete er nur einsilbig und hatte durchgehend einen finsteren Gesichtsausdruck aufgelegt. Ich war es zwar gewohnt keinen guten ersten Eindruck auf andere zu machen, allerdings hatte Herr Starr diese Aversion gegen mich bereits bevor ich einen Eindruck auf ihn machen konnte. Das konnte meine Laune jedoch auch nicht trüben, mit den Phantombilder würden wir den Täter finden, da war ich ganz sicher. Zwischen Karl und mir saß Herr Starr und wir starrten alle gebannt auf den Rechnerbildschirm während Karl das Tattoo beschrieb das sich im Nacken des Drogenhändlers befand. Es handelte sich tatsächlich um eins der typisch polynesischen Muster, die sich Europäer auf ihr Steißbein tätowieren lassen. „Das ist kein einfaches Tribal das ist ein Kraken." Tobias Starr klang vorwurfsvoll und er hatte recht bei genauerem hinsehen musste man wirklich erkennen das es sich um einen Tentakel handelte, aber Karl-Wilhelm hatte bestimmt einfach nicht nicht die Möglichkeit lange genug hinzusehen. Während er begann das Gesicht Hals aufwärts zu beschreiben, rutschte ich unruhig auf meinem Stuhl herum. Maximilian hatte mich keine Sekunde aus den Augen gelassen seit er ins Präsidium getreten war. Ich war unschlüssig wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, also mied ich seinen Blick einfach. „Stopp warte mal!" Karl beschrieb gerade die Nase des Drogenhändlers und der Teil des Gesichts der bereits vom Rechner gezeichnet hatte kam mir seltsam bekannt vor. Ich stand auf und rannte in mein Büro um die Fallakte zu holen. Zurück an Tisch zeigte ich Karl-Wilhelm ein Bild das ich mit einem gebogenen Reisnagel an ein Blatt geheftet hatte, weil ich keine Büroklammern besaß. „Ist er das?" fragte ich ein wenig außer Atem, ich lief und ich joggte aber für gewöhnlich rannte ich nicht. Karl-Wilhelm schaute erst auf das Bild, dann schaute er mich mit großen Augen an und antwortete zögernd „Ja...das ist er." Eigentlich sollte mich das nicht wundern, der Typ hatte so falsch und schmierig gewirkt. „Karl vielen Dank, du hilfst uns damit ungemein. Herr Starr würden sie sich bitte um den jungen Mann hier und seinen Vater kümmern?" es war mir eigentlich zuwider Menschen in meinem Alter zu siezen und Tobias Starr hatte mich bereits geduzt, aber ich wollte die Distanz zu ihm waren. Ich hob die Hand kurz in Richtung Max und klopfte Karl dann auf die Schulter. Während ich auf das Büro von Herrn Kram zu lief schüttelte ich den Kopf, wieso hatte ich ihm auf die Schulter geklopft? Ich war kein vierzig jährige Vater der versuchte cool zu sein, aber ihn mütterlich zu drücken kam mir auch unvorstellbar vor. Herr Kram bat mich schon nach dem ersten klopfen herein. „Guten morgen Herr Kram, ich habe gute Neuigkeiten." Er begrüßte mich und lud mich ein, mich auf den Platz ihm gegenüber zu setzen. „Fabian Lenz war Hofreiz Komplize beim Verkauf der NCBs." Ich war erleichtert endlich neue Hinweise liefern zu können. Als ich aufstand um zu gehen, nachdem ich ihm die Situation schilderte, konnte ich es mir nicht verkneifen, ihn um einen Gefallen zu bitten „Herr Kommissar wäre es in Ordnung, wenn wir den Haftbefehl vollstrecken? Es ist zwar ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz aber er ist jetzt auch unser Hauptverdächtiger." Mein Chef schaute mich aus treuen Knopfaugen an „Ich bin mir sicher wir kriegen das hin." Danach ging ich. Weil Florian nicht da war, musste ich allen Schreibkram alleine machen und konnte deshalb nur sehr kurz mit Hera spazieren gehen. Zum Abendessen machte ich mir Gnoccies mit roter Pesto und Pinienkernen, danach legte ich mich schon um halb zwölf ins mit einem Melissentee und einem Buch ins Bett.
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Plan B - Alternativen gibt es immer
Mystery / ThrillerNach der Versetzung in ihre Heimatstadt,wird die junge Kommissarin direkt mit ihrem ersten Fall konfrontiert. Auf der Suche nach dem Mörder des Pharmalaborant stößt sie auf einen weiteren Toten und um den Fall aufzuklären muss sie sich mit ihrer Ver...