V. Offenbarung

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Sie beobachtete ihn fast die ganze Zeit über, wie er an seinem Glas nippte und der Inhalt langsam in seinem Magen verschwand. Bald darauf war das erste Glas geleert und er widmete sich dem zweiten. Während er auf die Bühne starrte, umfasste er sein Glas mit einem beängstigend festen Griff, den sie sogar aus ihrer Entfernung ausmachen konnte. Aber wenn sie ihn nicht beobachtete, bediente sie einen anderen Tisch, bekam Geld für einen Lapdance oder bereitete ein Getränk vor. Nach einer Stunde jedoch, penibel hatte sie die fortschreitenden Zeiger der Uhr beobachtet, kippte er den letzten Schluck, lehnte sich zurück und sah suchend umher. Aufmunternd drückte Fox ihre Schulter:

„Du schaffst das schon. Was du nicht willst, musst du nicht tun. Aber knöpf ihm dafür mehr ab.", ein schwaches Lächeln konnte Bunny für ihre Kollegin erübrigen, dann ging sie zu ihm.

„Bist du soweit?", fragte sie. Er lächelte schief, deutlich angeschwipster und nickte.

Sie verdrehte ihre Augen und führte ihn zu ihrem Abteil, das sie für ihre Vorstellungen nutzte. Wie beim letzten Mal, schloss sie die Vorhänge. Als sie sich umdrehte, hatte er auf dem Sofa platzgenommen, unentwegt verfolgte er sie mit seinem Blick. Mit wiegender Hüfte näherte sie sich, ein amüsiertes Lächeln im Gesicht.

„Also? Genug Mut angetrunken?"

„Ja."

„Was ist es dieses Mal?", in einer einzigen flüssigen Bewegung setzte sie sich neben ihm auf das Polster, er wandte seinen Kopf zu ihr.

„Das Gleiche noch einmal. Ohne ausziehen.", kam es unverblümt über seine Lippen. Sie nahm es zur Kenntnis und freute sich darüber, sich ihm gegenüber nicht die Hüllen fallen lassen zu müssen.

Ohne darüber nachzudenken betrat sie die Plattform und tat, was sie immer tat, ohne ihm Beachtung zu schenken, außer sie sah ihm tief in die Augen, damit er das Gefühl hatte, sie würde nur für ihn tanzen (Was sie im Prinzip tat, aber das stellte eine andere Form der Verbindung her). Verführerisch schritt sie um das glänzende Metall, drehte sich, ging in die Hocke.

Ein wenig geriet sie jedoch ins Grübeln: Weshalb war er wieder bei ihr? Diese Frage stellte sie sich unentwegt. Sie konnte ihn einfach fragen, es war legitim, aber wollte sie auch die Antwort hören? Nach ihrer üblichen Zeit kehrte sie zu ihm zurück, setzte sich neben ihn und beugte sich nah an seine Seite:

„Sag, was führt dich zu mir?"

~*~

„Sag, was führt dich zu mir?", ihre geflüsterte Frage jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Ohne, dass er sie gerade ansah, war sie zu ihm gerückt, nah an seinem Ohr sprach sie es aus. Er wusste es nicht. Unschlüssig musterte er seine im Schoß verschränkten Hände. „Ich soll mich nicht ausziehen, ich soll dir keine Dienste erweisen. Was möchtest du?"

„Vor zwei Tagen war ich wegen meines Junggesellenabschiedes hier.", antwortete er und wartete auf eine Reaktion, richtete seine grauen Augen auf ihre schöne Gestalt. Bunny rückte etwas von ihm ab, ihr Mund ließ keine Wertung durchblicken, voller Erwartung sah sie ihm entgegen.

„Und heute?"

„Ich weiß es nicht.", kam es über seine Lippen. Ihre Pupillen wanderten über sein Aussehen, stellte er fest. Wie wohl die Kunden aussahen, die sie sonst bediente? Die braunen Locken, die über ihren Schultern lagen und einen Teil des Korsetts verdeckten, glänzen wie das schönste polierte Holz dieser Welt, stellte er missmutig fest. „Du bist schön. Ich sehe dich gern an."

„Bist du so ein Mann? Der Frauen ansieht?", Skepsis tönte ihre Stimme. Draco fragte sich, woher ihr plötzliches Interesse rührte und ob sie diese Fragen überhaupt stellen durfte, schließlich waren sie hier in einem Rotlichtetablissement. Dennoch, in seinem Hinterkopf läutete etwas, das ihm bekannt vorkam. Mystisch antwortete er:

Bunny [Dramione]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt