Kapitel 4

338 8 0
                                    

Vincent

Am Wochenende steht eine geheime Kink Party im unteren Clubbereich an, für die ich noch einige Utensilien brauche. Selten war ich so froh darüber, ein freies Wochenende hinter mich gebracht zu haben. Was man nicht alles für die Familie tut ...

Gestern habe ich den halben Tag damit verbracht, Helen beim Aufräumen zu helfen. Ihr ist bewusst, dass sie es übertrieben hat, aber ihr war auch klar, dass ich ihre Party nicht sprengen werde. Immerhin ist ihr großer Bruder Besitzer eines Nachtclubs und keine spießige Spaßbremse. Ich habe keine Ahnung, warum unsere Eltern ausgerechnet mich gefragt haben, ein Auge auf die Kids zu werfen. Vermutlich, um mir die Schuld zuschieben zu können und nicht Helen zur Verantwortung ziehen zu müssen, sollte etwas vorfallen. Zum Glück ist nichts Materielles zu Bruch gegangen. Dass gekifft und zu viel gesoffen wurde, bleibt ein Geheimnis zwischen uns Geschwistern. Auch wenn es mir schwerfällt, es zuzugeben: Ich bin stolz auf meine kleine Schwester. Die Party hatte weniger Niveau, als ich ihr zugetraut habe. Um 6 Uhr morgens durfte ich die letzten Suffleichen vor dir Tür schleifen. Ich dachte, sie spielen ein paar Trinkspiele und gegen 2 Uhr haben alle genug und fahren heim. Eine Absturzparty zu veranstalten, ohne selbst abzustürzen ... In meiner Schwester steckt Potenzial! Vielleicht übernimmt sie irgendwann mal meinen Club.

Wir standen uns nie sonderlich nahe. Der vorgestrige Abend hat unser Verhältnis jedoch positiv beeinflusst. Als ich ihr beim Aufräumen anbot, ihren nächsten Geburtstag im Golden Cage zu feiern, ist sie mir euphorisch um den Hals gefallen. Ein bisschen hoffe ich darauf, dass Zoey sich wirklich nicht von ihrem Freund trennt. Dann besteht die Chance, sie nächstes Jahr wiederzusehen.

Statt über Zoey nachzudenken, fahre ich in meine Lieblingsboutique und lenke mich mit Shopping für die anstehende Party ab. Andere würden die Boutique als Sexshop bezeichnen, aber der Begriff wird dem Interieur nicht gerecht. Einen Sexshop verbinde ich mit einem schmuddeligen Laden in einem Stadtteil, um den man besser einen Bogen macht. Die Boutique ist hingegen offen, hell und schlicht eingerichtet.

Im hinteren Bereich findet man reizvolle Outfits für jeglichen Anlass. Vorne links gibt es Vibratoren, Dildos und den ganzen normalen Kram und auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die extravagantere und extremere Abteilung für die Fetischliebhaber, BDSMer und die Kink-Community.

Mich verschlägt es zuerst zu den gewöhnlichen Gummidildos. Ich lasse um die zehn Stück in dem schwarzen Shopper aus Stoff verschwinden, den es am Eingang statt den herkömmlichen Körben gibt.

Die Dildos mit den Saugnäpfen sind bei den weiblichen dominanten Gästen sehr beliebt. Danach landen noch ein paar neue Flogger und Gerten in der Tasche.

Mein Blick schweift durch den gesamten Laden und verharrt hinten an der Umkleide. Das. Kann. Nicht. Wahr. Sein.

Ohne zu überlegen, nehme ich Ziel auf die Umkleidekabine, in die das rothaarige Mädchen soeben verschwunden ist. Wie selbstverständlich schwinge ich den schweren Vorhang beiseite und verschwinde ebenfalls dahinter.

Ihre schönen blauen Augen starren mich verwundert und überrascht an. Ich kann nicht sagen, ob sie freudig überrascht ist oder eher abgeneigt. In dem Moment wird mir bewusst, dass ich eine Grenze überschritten habe; ich habe mich nicht unter Kontrolle.

Ich stelle den Shopper neben dem Hocker ab, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Wir schweigen einige Sekunden, bis sie das Wort ergreift. Durch meine übereilte Handlung hatte ich keine Zeit darüber nachzudenken, was ich zu ihr sagen soll. Eigentlich finde ich intuitiv immer passende Worte. Diesmal jedoch nicht.

»Was wird das hier? Bist du mir etwa aufgelauert?« Sie hängt die lilafarbenen Dessous an den Haken der Kabinenwand und verschränkt die Arme vor der Brust.

His Weakness Is Her Attraction - Zoey & VincentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt