Totenstille. Was war passiert? Das Letzte, an das sich Eddie erinnern konnte war, dass er einen Kampf gegen Riddle gewonnen hatte, doch wo waren plötzlich seine ganzen Bewunderer? Hatte Tom sie mit einem seiner fiesen Tricks vertrieben oder sie gar verzaubert?
Verwundert öffnete Eddie seine Augen und musste feststellen, dass sich nicht nur das Tonbild verändert hatte. Denn der dunkle, schummerige Raum, in dem er sich befand, war definitiv nicht die Große Halle. Außerdem lag er in einem kuschligen Bett, nicht auf einem harten kalten Steinboden. Als der Junge sich weiter umschaute, bewiesen immer weitere Sichtungen, dass er wohl oder übel nur in seinem Traum ein bejubelter Held gewesen war. Da wären zum einen die anderen Betten, die allesamt leer waren, außerdem ein grünliches Licht, das durch die kleinen Fenster in der Steinmauer schimmerte.
Japp, er hatte definitiv geträumt und lag jetzt in seinem Bett im Schlafsaal der Slytherin-Erstklässler. Welche Enttäuschung! Als er jedoch die erste Enttäuschungswelle über sich hatte ergehen lassen, musste Eddie feststellen, dass er tatsächlich der einzige im Schlafsaal war und seine Klassenkameraden wohl schon alle beim Frühstück in der Großen Halle waren. Dort, wo er jetzt eigentlich auch sein sollte! Aber warum hatte ihn niemand geweckt, nicht einmal Alphard Black, der ihm doch gestern noch Zuspruch gegeben hatte. Nun ja, das war eine Sache, die Eddie nur herausfinden konnte, wenn er sich endlich fertigmachen und ebenfalls nach oben zum Frühstücken gehen würde.
Nachdem er sich angezogen und sein Bett gemacht hatte, eilte Eddie in sicheren Schritten die engen Treppen hoch. Den Weg von der Großen Halle zum Gemeinschaftsraum hatte er sich gut einprägen können, Wege im Gedächtnis zu behalten ist nämlich schon immer eine von Eddies wenigen Begabungen gewesen.
Nach wenigen Minuten stand er völlig außer Puste in der großen Eingangshalle des Schlosses und warf einen Blick in die Große Halle, deren breite Flügeltüren weit offenstanden. Wie erwartet waren drinnen alle Tische voll mit Schülern und Lehrern, die teils mehr und teils weniger miteinander sprachen, während sie sich Brote und andere Köstlichkeiten in den Mund schoben. Eddie fragte sich gerade, wie spät es wohl war und wie viel Zeit er noch zum Essen habe, als er eine Bewegung am Slytherin-Tisch nahe der Tür bemerkte. Jemand schien ihn heranzuwinken. Konnte das sein? Wer in aller Welt sollte...
„Mensch, jetzt komm doch endlich. Es ist schon fast neun!", rief ihm eine bekannte Stimme zu, schließlich hatte Eddie sie den ganzen Abend lang gehört. Lenny winkte ihm noch einmal zu, wobei er kurz einen Blick nach hinten warf, als ob er Angst davor hätte, bei seiner Aktion erwischt zu werden. Eddie wunderte es nicht. Dennoch ging er mit einem leichten Lächeln auf den Lippen auf den Tisch zu. Vielleicht hatte er, mit Ausnahme von Richie, noch keine Freunde gefunden, aber es gab scheinbar zumindest zwei Jungen in Slytherin, die ihn noch nicht hassten.
Als er jedoch auch an Alphard Black dachte, grummelte sein Magen. Er wollte ihn doch eigentlich darauf ansprechen, warum er ihn nicht geweckt hatte und wie Eddie gerade bemerkte, war der Platz, den Lenny ihm anbot, genau der neben Alphard. Nun ja, vielleicht sollte er es auch einfach vergessen, schließlich sollte er nicht direkt wieder eventuelle Freundschaften vernichten, oder?
Als Eddie sich auf seinem Platz niederließ war Lenny wieder in eine Unterhaltung mit einem anderen Zweitklässler vertieft, wobei er es erneut mehr wie einen Monolog wirken ließ. Daher wandte sich Eddie zunächst dem Essen zu, schließlich hatte er nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Unterricht. Ein schweifender Blick über den Tisch ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Es gab einfach alles! Von frischem Obst, Bohnen, Wurst und sonstigen Aufstrichen für die noch dampfenden Brote, sämtliche Ausführungen von Eiern bis hin zu Puddings und Quarks in verschiedenen Farben. Wo konnte er da nur anfangen? Eddie entschied sich für ein klassisch englisches Frühstück mit einer großen Tasse Tee. Er schob gerade einen großen Löffel Bohnen in seinen Mund, als er von rechts angestupst wurde. Alphard blickte ihn freundlich lächelnd an.
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Riddle - Aufstieg des Bösen: Das erste Jahr
FanfictionAn Silvester 1926 gebärt die schwächliche Merope Gaunt kurz vor ihrem Tod einen Jungen, den sie Tom Vorlost Riddle nennt, ganz nach dessen Vater und Großvater. Tom wächst in einem Londoner Waisenhaus auf und zeigt sich sofort als etwas Besonderes, e...