~Fourth~

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Shu wachte schlagartig auf. Mal wieder. Und wieder lag es an ihr. Doch nicht an ihrem Blut. Sondern einfach nur an Limara. Er vermisste sie. Er hatte selbst gar nicht gemerkt, dass er aufgestanden, und drei Flure weiter gegangen war. Er hörte sie durch die Tür atmen, als vor ihr zum stehen kam. Was wollte er eigentlich hier? Er teleportierte sich in ihr Zimmer und sah sie schlafend auf dem Bett. Draußen war es so dunkel, dass er sie nur dank seiner Vampiraugen sehen konnte. Eigentlich wäre er schon längst in der Schule, doch er und seine Brüder hatten sich darauf geeinigt, diese erst Mal ausfallen zu lassen, bis Limara sich wieder an den Rhythmus gewöhnt hatte.
Sie sah so friedlich aus, wie sie da lag. Die Beine angewinkelt und die Decke um ihre Taille geschlungen. Er würde sich jetzt so gerne zu ihr legen. Doch vermutlich würde er sie wecken. Sie hatte einen leichten Schlaf. Außer wenn einer von ihnen bei ihr war. Vom Einschlafen an. Dann hatte sie sich immer sicher gefühlt und hatte tief und fest geschlafen.

Plötzlich traf ihn der Geruch ihres Blutes. Doch er schob die Gier, die in ihm aufflammte, beiseite und suchte panisch ihre Arme ab. Am linken Handgelenk hatte sie eine kleine Wunde, vermutlich hatte sie sie sich selbst im Schlaf zugefügt. Shu hatte gar nicht gemerkt, dass er sich bewegt hatte und stand nun genau vor ihr.
Limara hatte sich gedreht, lag nun mit dem Gesicht zu ihm. Kein Licht drang durch die Fenster, es war als hätte vollkommene Finsternis die Sterne und den Mond verschluckt.
Vorsichtig ließ er sich auf der Bettkante nieder. Die Matratze senkte sich kaum, er hatte sich nicht mal mit der Hälfte seines Gewichtes auf sie gesetzt, doch trotzdem riss Limara die Augen auf und starrte in die Dunkelheit. Ihr Körper war angespannt und lauschte auf irgendwelche Gefahren. Die Zeit in der Villa der Vampire hatte sie gelehrt, immer auf alles vorbereitet zu sein. Als sie nichts hören konnte, holte sie einmal, so leise sie konnte, tief Luft. Und entspannte sich augenblicklich. Sie sank zurück in die weichen Kissen und rieb sich verschlafen die Augen.
„Shu?“ fragte sie mit heiserer Stimme. Shu lächelte leicht. Sie konnte ihn nicht sehen, das wusste er, dennoch hatte sie ihn erkannt.
„Tut mir Leid, schlaf weiter.“ flüsterte er. Doch Limara rutschte nur zur Seite und bot ihm den Platz neben sich an. Er zögerte nicht und legte sich zu ihr. Das Bett roch bereits nach ihr, obwohl sie nur wenige Stunden darin gelegen hatte. Er sah, wie sie die Augen zusammen kniff und versuchte, ihn in der Schwärze der Nacht zu erkennen. Vergeblich. Vorsichtig strich Shu mit dem Daumen über die Falte, die sich zwischen ihren Augenbrauen gebildet hatte.
„Hast du schlecht geträumt?“ anders konnte er sich die Selbstverletzung nicht erklären.
„Nicht, das ich wüsste. Wieso?“ Shu griff nach ihrem Handgelenk, mit der kleinen Wunde.
„Du hast dich verletzt.“ erklärte. Jetzt schien Limara das leichte Brennen, das wvon der Wunde ausging, zu bemerken. Sie zog ihr Handgelenk näher an ihr Gesicht und versuchte, die Wunde ausfindig zu machen. Doch außer das leichte Brennen, schien es für sie so, als würde sie nicht existieren. Shu versuchte immer noch, die Gier zurück zu drängen, obwohl der Drang, ihr nachzugeben, immer stärken wurde. Und das ihr Geruch in komplett einhüllte, machte es nicht besser.

Limara's Sicht

Ich konnte immer noch rein gar nichts sehen. Da sich meine Augen schon lange an die Dunkelheit hätten gewöhnen müssen, nahm ich stark an, dass es einfach zu dunkel für meine menschlichen Augen war. Mit einem leisen Seufzer gab ich es auf, mein Handgelenk finden zu wollen und sah wieder dort hin, wo ich Shu's Gesicht vermutete. Ich konnte nicht mal seinen spüren, was vermutlich daran lag, dass er nicht genau neben mir lag.
„Ich erinnere mich nicht, an was schlechtes geträumt zu haben.“ meinte ich und rutschte näher an ihn heran. Bis ich mit meiner Hüfte gegen seinen Bauch stieß.
„Das passiert Menschen oft. Das sie sich nicht an ihre Träume erinnern, oder?“ fragte er leise. Jetzt konnte ich seinen Atem leicht auf meinem Gesicht spüren. Eine weitere Eigenschaft der Vampire. Sie lebten unendlich lang und vergaßen nicht einen einzigen Moment dieser Ewigkeit. Auch an ihre Träume erinnerten sie sich.
„Stimmt. Es ist eher selten...“ mein Satz wurde von einem Gähnen meinerseits unterbrochen.
„...dass man sich an seine Träume erinnert.“ Shu lachte leicht und ein kaum spürbares Beben ging durch das Bett.
„Du solltest schlafen.“ flüsterte er und machte Anstalten aufzustehen. Ich griff in die Dunkelheit, mit der Hoffnung, ihn irgendwie noch zu erwischen. Ich bekam den Saum seines Shirt's zu fassen.
„Nicht. Bleib hier.“ meine Stimme klang genauso wie ich mich fühlte. Hunde Müde und elend. Ich wollte einfach nicht, dass er ging. Ich wollte, dass er hier blieb, bei mir.
„Ich kann nicht.“ flüsterte er zurück, mit einer Stimme, belegt mit Qual.
„Warum?“ Shu zögerte.
„Deine Wunde...“ die Worte waren so leise, ich war nicht sicher, ob er sie überhaupt aussprechen wollte. Die Wunde… musste bluten, wenn er nicht hier bleiben wollte.
Ohne zu zögern streckte ich ihm mein verletztes Handgelenk hin.

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