zehn Zentimeter

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„Ah! Deine Haare kitzeln!", lachte El. Mike ließ von ihrem Hals ab und grinste sie an. „Tschuldigung."
Dann verteilte er federleichte Küsse auf ihrer Wange und ihrem Ohr, was sie noch mehr zum Kichern brachte.

Die beiden lagen auf El's Bett in ihrem neuen Zimmer, in dem neuen Haus, in das sie zusammen mit den Byers vor ein paar Monaten gezogen ist. Ihr Zimmer war etwas größer als ihr altes, doch die Inneneinrichtung hat sich nicht sonderlich geändert. Glücklicherweise konnte sie die ganzen Bilder und Gegenstände, die ihr viel bedeuteten, noch aus der Hütte retten. Sie war kurz vor dem Umzug noch einmal mit Mike dort gewesen, doch sonderlich viel war von ihrem alten Zuhause nicht mehr übrig gewesen. El hatte aber überraschenderweise in den ganzen Trümmern ein paar Sachen von Hop gefunden, wie beispielsweise seinen Hut und sein Abzeichen. Diese lagen jetzt sicher aufbewahrt in einem Regal in ihrem Zimmer.

„Mike! Wirklich, ich meins ernst!", brachte El völlig außer Atem kichernd heraus. „Ich kann nichts dafür, ehrlich nicht! Du bist so wunderschön, da wäre es ja eine Schande, wenn ich nicht jede einzelne Stelle küssen würde!"

El verdrehte lächelnd die Augen, doch dann zog sie Mike sanft am Kragen wieder zu sich herunter und küsste ihn auf die Lippen. Sie fuhr mit ihren Händen durch seine schwarzen Haare und versuchte, ihn noch näher an sich heranzuziehen, was wahrscheinlich gar nicht mehr möglich war.
Mike grinste, ließ aber von ihren Lippen nicht ab. Im Gegenteil, er küsste sie nur noch intensiver und streichelte ihren Hals, ihre Arme, ihre Seiten.
Die beiden küssten sich so leidenschaftlich, als würde es kein Morgen geben, doch irgendwann musste Mike von ihren Lippen ablassen, um Luft zu holen.

Beide hatten leicht gerötete Wangen und geschwollene Lippen.
Mike's Blick schweifte kurz zur Tür und er stellte fest, dass sie vergessen hatten, sie zuzumachen.
Er kletterte von El herunter und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Ich mach schnell die Tür zu."
Mike wollte aufstehen, doch plötzlich richtete El sich auf und hielt ihn am Arm zurück.
Verwundert blickte er auf ihre Hand an seinem Arm und dann in ihr Gesicht.
Er stellte fest, dass sie plötzlich gar nicht mehr so glücklich wie noch vor einer Sekunde aussah, sondern eher traurig.

„Hey El, was ist denn los?", fragte Mike behutsam und setzte sich ihr gegenüber. Er nahm ihre Hand und als er ihren Blick suchte, sah er, das ihre Augen mit Tränen gefüllt waren.
„El, Süße, was hast du denn?"
El schniefte einmal und wischte sich dann die Tränen mit dem Ärmel ihres Pullis weg.
„Kannst du...kannst du die Tür bitte nicht ganz zumachen? Kannst du sie...zehn Zentimeter offen lassen?"

Mike brauchte kurz, um das Ganze zu verstehen, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

El sah Mike's verwirrten Ausdruck und zog schnell ihre Hand zurück.
„Es tut mir leid. Ich höre mich wahrscheinlich wie eine Idiotin an."
Sie wollte aufstehen, doch Mike hielt sie zurück.
„Hey, El! Nein, du bist doch keine Idiotin! Ich verstehe dich. Wir müssen die Tür nicht ganz zumachen, wenn du nicht willst."

El wischte sich erneut mit dem Ärmel über das Gesicht.
„Wirklich? Du kannst ruhig sagen, wenn du mich verrückt findest. Bin ich ja auch! Aber weißt du, ich habs ihm versprochen und..."
El's Augen drohten, sich schon wieder mit Tränen zu füllen.
Schnell nahm Mike ihre Hände und zog sie an ihn heran.
„Ach El, du bist doch nicht verrückt! Das brauchst du mir nicht sagen. Ich war doch derjenige, der jeden Abend für 353 Tage in deinem Schlafzelt saß und versucht hat, mit dir zu reden!"

El lachte, als sie daran dachte, und fand es im selben Moment aber auch unglaublich süß. Mike lächelte ebenfalls und gab ihr einen sanften Kuss.
„Ich lass die Tür zehn Zentimeter offen, okay?"
„Danke Mike", flüsterte sie und drückte liebevoll seine Hand.

Mileven OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt