Genüsslich spreizte ich meine Flügel. Wie eine Katze gähnend streiften meine Schwungfedern die Rücken der dicken, in Leder gebundenen Wälzer. Das Buch vor mir zuklappend machte ich mich schon auf die Suche nach neuem Lesematerial. Vielleicht das Reisetagebuch eines Magiers, oder doch lieber eine botanische Abhandlung über die Pflanzen eines längst vergessenen Königreiches? Viel Auswahl hatte ich nicht mehr. Grübelnd stand ich aus meinem Lesenest auf.
Es hatte einiges an Arbeit gekostet es zu meiner Leseecke zu machen. Ein ungestörter Leseort mit guter Beleuchtung war hier schwer zu ergattern. Das Buch im Gepäck machte ich mich auf, es zurückzustellen. Um mich herum nur das rascheln von Seiten und das Vogelgezwitscher von draußen zu hören. Gedämpft durch all das Papier, Pergament und sonstige Beschriebene. Auch wenn die Lagerung von all dem noch nicht optimal war mochte ich sie.
Die Staubigen Regale, Wandnieschen und Podeste die mit allen möglichen Schriftstücken zugestellt waren verströmten immer noch den Duft der Orte aus denen sie stammten. Nicht so wie manch andere meiner Geschwister bin ich nicht nur auf das Wissen, das in den Zeilen der Werke hier steckt aus. Nein, ich liebe einfach nur Geschichten.
Daher auch die schiefen und etwas überladenen Schränke, Kisten und Tischchen.
In einem der Gänge zwischen den Regalen blieb ich eine Weile stehen und genoss das warme Sonnenlicht, das durch die dick verglasten Fenster hieneinfiel. Den Beschluss fassend mich später noch eine Weile draußen zu sonnen stellte ich das Buch, das ich gelesen hatte zurück an seinen Platz. Vorsichtig den Einband nicht zu verkratzen natürlich.
Einer meiner schmächtigeren Brüder hatte es sich zur Aufgabe gemacht diesen Teil des Hordes zu organisieren und zu pflegen um nicht hinausgeworfen zu werden. All diese Schriftstücke waren viel zu anfällig für Moder und Zerfall. Außerdem rissen sie bei nur dem kleinsten Fehler in der Handhabung.
Seufzend machte ich mich auf zu einem der Seitenausgänge. Ich hatte keine Lust mich mit Fragen löchern zu lassen, ob ich die Abhandlung über Moos rückwärts wachsen lassende Magie gefunden hatte, die schon seit einer Weile verschwunden schien. Oder in die Raufereien zwischen meinen anderen Geschwistern zu geraten.
Diese Muskelhirne hatten für uns, die so viel Wissen aufsogen wie sie konnten, solange wir es noch konnten, nur Hohn und Spott übrig.
Beim hinausgehen warf ich nur einen leichten grünen Schimmer an die Wand.
Ich konnte nicht verstehen, warum manche meiner Schwestern, oder etwas prahlerischen Brüder herumspazierten als wären sie mit Spiegeln besetzt.
Kopfschüttelnd durch einen Säulengang trottend wollte ich mich gerade anschicken aus einem umgebauten Fenster hinaus auf eines der Dächer zu fliegen hielt aber inne.
Einige Stockwerke unter mir lag meine Mutter sich sonnend auf der Wiese ausgestreckt.
Die vergoldete Plattform unter ihr glänzte mit ihr um die Wette.
Ich sollte wohl einen anderen Weg nehmen. Selbst wenn er mich an meinen Raufbolden von Geschwistern vorbeiführte war es dennoch sicherer als Gefahr zu laufen sie zu wecken.
Aber mein Versuch mich wegzuschleichen wurde nur mit einem tiefen Grollen belohnt.
"Gwilith. Hier her."
Mich innerlich wappnend machte ich also wieder kehrt und glitt zu ihr hinunter auf den Rasen neben die Plattform.
"Ja Mutter."
" Du bist ab Heute 457 Sommer alt." stellte sie mit einem tiefen Schnaufen fest. Trotz meines rapiden Wachstum in den letzten Jahrzehnten überragte sie mich immer noch. Selbst im liegen. Ich hatte ein ungutes Gefühl, sie machte sich nie die Mühe uns an unsere Schlüpftage zu erinnern.
"Ich befehle dir, verlasse meinen Hord." Sie stand langsam auf und blickte bedrohlich auf mich herab. Auch ohne ihre Einschüchterung wusste ich, dass, sollte ich versuchen zu bleiben, nur ein Revierkampf um ihren Hord mit ihr auf mich wartete. Und somit ein schmerzhafter Tod.
Innerlich seufzend und über die Sitten der unseren lamentierend neigte ich mein Haupt leicht.
"Wie ihr wünscht." Ein Abschiedsmahl gab es nicht und auch für mein geplantes Sonnenbaden würde ich mir ein eigenes Dach, oder zumindest eine Wiese weit entfernt von hier selbst suchen müssen.
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Kurzgeschichten, Shortstorys, Geschichtenfezen und wie sie alle heißen
Truyện NgắnA dark corridor streaching on for what seems to be an eternity. Footsteps ecoing from the bleak walls. A light in the distance. What will it bring? ~{Deutsche Version weiter unten}~ Hello there! This book contains storys in english and german. So it...