2. Kapitel

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Als ich nach Hause komme, ist noch niemand da. Anders als meine Schwester Sara liebe ich es, allein zu sein. Ich liebe die Ruhe und das Gefühl, tun zu können was ich will. Also knalle ich meine Schultasche in die Ecke und werfe meine Jacke darauf. Es ist Herbst, ein sehr kalter Herbst, aber ich liebe es wenn die Blätter rot, gelb und goldbraun wurden. Es ist einfach schön. Das ist auch der Grund, wieso ich meine Eltern dafür liebe, mir meinen Namen gegeben zu haben: Autumn. Es ist, als ob sie gewusst hätten, dass ich den Herbst lieben werde.

Ich nehme mir eine Schale und mein Lieblingsmüsli. Danach setze ich mich auf das Sofa und schau ein bisschen fern. Aber ich achte nicht auf die Sendung, sondern bin in Gedanken versunken.

Wie es morgen wohl wird? Als Andy eine Mail an die gesamte Klasse geschickt hat, dass sie alle zu seinem 16. Geburtstag eingeladen sind, wusste ich, dass das meine Chance werden würde. Endlich würde ich ihn richtig kennenlernen! Darauf habe ich so lange gewartet. Schon seit der sechsten Klasse bin ich in ihn verknallt. Und ich habe mich nie getraut, ihn mal anzusprechen. Ich bin bei sowas sehr altmodisch. Ich denke, der Mann sollte den ersten Schritt machen. Total bescheuert, findet Tracy. Zitat: »Du wirst nie einen Mann finden, wenn du so denkst! Die stehen nicht auf schüchterne Mädchen.« Tja, wenn das so ist, werde ich wohl alleine sterben müssen. Schüchtern ist mein zweiter Vorname. Das einzige männliche Wesen, mit dem ich mich unterhalte, ist mein Dad. Und der ein oder andere Lehrer. In der Hinsicht wäre ich gerne etwas mehr wie Tracy. Sie ist hübsch und kein Stück schüchtern. Sie ist schlagfertig und hat immer den richtigen Spruch auf den Lippen. Kann man von mir nicht behaupten.

Ich schrecke hoch als die Tür geschlossen wird und mich aus meinen Gedanken reißt.

»Ich bin da!«, ruft mein Dad. Ich antworte nicht, sondern stelle schnell meine Schale auf den Tisch und setze mich richtig hin. Gerade rechtzeitig nehme ich die Füße vom Tisch, als mein Dad ins Wohnzimmer kommt. Er stellt seine Tasche ab und fragt mich: »Wie wars in der Schule? Hast du eine Arbeit wiederbekommen? Oder geschrieben?« Der übliche Kram eben. Ich schüttle den Kopf, auf die erste Frage antworte ich gar nicht mehr. Meine Eltern erwarten nicht mal mehr eine richtige Antwort. Es ist sowieso nur so eine Pseudofrage.

Wie erwartet geht mein Dad weg und macht sich selbst was zu essen. Unter der Woche essen wir meistens alle für sich. Wer Hunger auf was Warmes hat, muss sich selbst was machen. Mum und Dad haben keine Zeit um dafür zu sorgen, dass wir jeden Tag was warmes zu Essen haben. In anderen Familien wäre das undenkbar, aber Sara und ich haben uns daran gewöhnt. Und wenn es sich jetzt noch ändern würde, fände ich es komisch und ungewohnt.

Ich nehme meine Sachen und gehe nach oben in mein Zimmer. Es ist nicht besonders groß, aber es reicht für meine Sachen. Ein kleines e-Piano steht in der Ecke, daneben ein kleiner Schrank mit meinen Schulsachen, Noten und anderem Zeug. Mein Schreibtisch ist auch klein und meistens vollgestopft mit verschiedenem Zeug. Mein »Schreibtischstuhl« ist ein grüner Gymnastikball. Er rollt meist durch mein gesamtes Zimmer und ist im Weg, aber ich hab nichts gegen ihn. Ohne ihn würde etwas fehlen. Mein Kleiderschrank ist etwas größer und hat einen großen Spiegel an einer der Türen. Da verbringe ich morgens gefühlt Stunden vor. Welches Mädchen nicht? Auf der anderen Seite ist ein kleiner Tisch mit einem kleinem Spiegel und meinem Schminkzeug drauf. Ich benutze zwar nicht viel davon, aber eine große Auswahl habe ich trotzdem. Auch so eine Sache, die jedes Mädchen kennt. Meine Wände sind einfallslos weiß, ich konnte mich einfach nicht entscheiden, welche Farbe sie sonst haben sollten. Aber von der Tapete sieht man nicht viel. Ich habe keine Poster aufgehängt, da ich die einfach nur hässlich finde. Stattdessen hängen bei mir Fotos von mir, meiner Familie und Freunden, schöne Sprüche und sogar Noten aus schönen Liedern die ich auf dem Klavier spiele. Meist klassisches Zeug, denn auch das kann schön sein. Mein Bett ist das Heiligtum im Zimmer. Meine zwei kleinen Teddybären aus meiner Kindheit liegen dort, ich kann mich einfach nicht von ihnen trennen. Außerdem mehrere große, weiche Kissen und zwei Decken, eine dünne und eine dicke.

Ich knalle meine Schultasche unter meinen Schreibtisch und setze mich auf den Ball. Dann nehme ich meinen e-Bookreader (ich lese viel und hoffe so, die Umwelt ein bisschen zu schützen, da ich nur auf dem Ding lese. Hat ziemlich lange gedauert es zu akzeptieren) und lese in dem Buch, das ich gerade lese. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist als das Telefon klingelt. Es ist Tracy.

»Hey! Na wie gehts? Grad am lesen?«, begrüßt sie mich. Ich muss lachen.

»Scheint, ich bin berechenbar geworden.«, sage ich.

»Tja, so ist das eben. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass meine Mum dich morgen Abend mit nach Hause nehmen kann. Dann muss deine Mum nicht fahren. Aber kann sie mich dafür mit hinbringen? Meine Mum kann nicht.«

»Ja sicher. Und danke.«, antworte ich. Tracy und ich machen eigentlich immer Fahrgemeinschaften, da wir nicht weit voneinander entfernt wohnen.

»Ok, super! Dann halte ich dich nicht länger vom lesen ab. Ich komm dann morgen so gegen 3? Haben dann ja noch lange Zeit bis zur Party.«

»Ja geht klar. Dann bis dann.«, sage ich.

»Tschüss!«, antwortet Tracy und legt auf. Ich stehe noch eine Weile da und freue mich auf morgen, bis ich den Hörer weglege und mich wieder meinem Buch zuwende.

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In dem Kapitel ist nicht wirklich viel passiert, aber das kommt ja noch alles. ;) Hab keine Ahnung ob ich e-Bookreader so richtig schreibe, aber ich denke ihr wisst was ich meine :)

Viel Spaß beim weiterlesen, freue mich dass ihr meine Geschichte lest! :D

eure

blue_snowcat

The FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt