3. Kapitel

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Als ich am nächsten Tag aufwache, weiß ich erst nichts mehr von dem Geburtstag. Schläfrig stehe ich auf und ziehe mich an. Ich schleife mich ins Badezimmer und spritze mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht, um richtig wach zu werden. Dann gehe ich duschen. Als ich nach unten komme, steht ein Korb mit Brötchen auf dem Tisch. Mein Vater lehnt an der Spüle und hat eine Müslischale in der Hand.

»Deine Mutter ist schon weg. Ich geh auch gleich, iss was und räum noch ein bisschen hier auf ok?« Ich nicke und setze mich an den Tisch.

»Und wenn Tracy kommt ist sie auch wieder da.«

Da fällt mir alles ein. Heute ist der Geburtstag von Andy! Sofort muss ich lächeln. Um das vor meinem Vater zu verstecken, nehme ich schnell einen Schluck Milch. Er merkt nichts davon und stellt seine Schale weg. Dann nimmt er seinen Schlüssel, küsst mich auf die Haare (ich bin doch kein Kind mehr!) und geht. Ich esse mein Brötchen und laufe danach summend durchs Haus, ein bisschen peinlich wenn mich jemand gesehen hätte. Ich werfe hier und da ein paar Sachen weg und schüttle die Kissen auf. Nachdem ich die Decke zusammengelegt habe, gehe ich nach oben in mein Zimmer und schalte mein Handy an. Ich gehe auf WhatsApp und gucke, ob Tracy online ist. Ich bin enttäuscht als ich sehe, dass sie vor einer halben Stunde das letzte mal on war. In ihrem Status steht: »Bin im Moment auf Skype erreichbar.«. Also fahre ich meinen Laptop hoch und melde mich bei Skype an. Tracy ist online. Ich schreibe sie an und warte. Wahrscheinlich ist sie gerade am skypen. Ihr Vater ist auf einer Geschäftsreise und deshalb skypen sie jetzt jeden zweiten Tag miteinander. Tracy hat ein sehr enges Verhältnis mit ihrem Vater. Ich habe eher ein besseres mit meiner Mutter, auch wenn sie manchmal übertreibt oder sich benimmt wie im 19. Jahrhundert. Aber das ist halt meine Mama.

Als ich nach 5 Minuten immer noch keine Antwort bekomme, beschließe ich, dass es mir egal ist und logge mich wieder aus. Ich seufze und suche in meinem Zimmer nach einer Beschäftigung. Als mein Blick auf meinen e-Bookreader fällt, nehme ich ihn in die Hand und fange an zu lesen, wie immer wenn ich nicht weiß, was ich sonst tun soll.

Um 15 Uhr klingelt es an der Tür. Es ist Tracy. Wir gehen sofort nach oben in mein Zimmer um uns fertig zu machen. Wie immer schmeißt Tracy sich zuerst auf den Gymnastikball. Sie liebt ihn richtig, aber ihre Mutter verbietet ihr, sich auch so einen als Schreibtischstuhl zuzulegen. Tracys Mutter ist eine strenge und komplett durchgeplante Frau. Aber sie ist auch liebenswürdig und nett. Ich mag sie sehr gerne, auch wenn das Chaos hier bei uns zu hause nichts für sie ist. Bei Tracy ist immer alles schön blitzblank geputzt. »Ich wünschte, ich hätte eine Familie wie du!«, sagt Tracy oft. Aber das glaube ich ihr nicht. Sie liebt ihren Vater über alles und auch wenn sie das Gegenteil behauptet, ich glaube die Ordnung in ihrer Wohnung passt auch zu ihr, weil sie ein kleines bisschen so ist wie ihre Mutter.

»Na schön.«, sagt sie und guckt auf meinen Schminktisch. »Ich weiß du findest das nicht grad toll, aber ich werde dich heute schminken! Ich hab auch schon eine Idee...« Aber bevor sie weiter reden kann, unterbreche ich sie.

»Ich dachte, ich schminke mich lieber selbst. Und überlass die Kleidung auch mir, ich will Andy ja so gefallen wie ICH bin, nicht so wie du bist. Nicht, dass das schlecht wäre, aber am Ende verliebt er sich in mich und ich war die ganze Zeit...irgendwie du.«

Sie nickt langsam und sagt dann: »Ok, aber ein bisschen helfen werde ich dir, keine Widerrede!«

Ich nicke erleichtert. Wenn »ein bisschen« wirklich nur ein bisschen ist, dann komm ich damit schon klar. Also setzen wir uns an meinen Schminktisch und fangen an.

The FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt