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Jungkook eilte schnell zu Taehyung, seine Augen hielten ihn davon ab irgendwo anders hinzuschauen als in die Richtung des Bediensteten. Er konnte sich nicht davon abhalten zu diesem Jungen zu laufen, welcher den Prinzen erst bemerkte, als Jungkook direkt vor ihm stand.

"Taehyung", murmelte der Braunhaarige und schaute dem Kleineren in die Augen. Taehyung hatte wunderschöne, braune Augen, welche seinen gebräunten Teint perfekt schmeichelten; der Prinz konnte einfach nicht glauben wie anbetungswürdig der Junge aussah. "Ich wusste nicht, dass du kommen würdest."

"Oh", antwortete der Diener peinlich berührt und spürte, wie sein Mund mit jeder verstrichenen Sekunde tockener wurde. "Ich mein... ich kann gehen, wenn Ihr wollt", murmelte er leise, fühlte sich unwohl unter dem angsteinflößendem Blick des Prinzen.

Innerlich wollte sich dieser ohrfeigen. Das letzte was er wollte, war, arrogant zu wirken, auch wenn ihm Taehyungs Antwort zeigte, dass er einfach nicht freundlich herüberkommen konnte, egal was er tat.

"So meinte ich das nicht", sagte der Prinz schnell und schüttelte den Kopf. Er atmete kurz ein und bereitete sich darauf vor das zu sagen, wogegen sich sein gesamter Körper sträubte, "Ich wollte fragen, ob du mit mir tanzen möchtest ?"

Taehyung erstarrte und sein Herz machte einen Satz, während er nicht glauben konnte, den Prinzen richtig verstanden zu haben. "Was ?", fragte er überfordert und starrte den Größeren vor sich an, "Ich verstehe nicht, Sir."

Jungkook wischte sich unauffällig seine schwitzigen Handflächen an seinem Anzug ab, nicht in der Lage zu erklären warum er so nervös war. Es war ihm egal was die Menschen um ihn darüber dachten, dass er sich mit einem Diener unterhielt, er machte sich nur sorgen darüber, dass Taehyung sein Anbot möglicherweise ablehnen könnte.

"Würdest du gerne mit mir tanzen ?", wiederholte er mit festerer Stimme, ehe er hinzufügte, "Und erinnere dich daran, was ich dir gesagt habe, Taehyung. Nenn mich nicht so", sagte zu seinem Missfallen, da er die Formalitäten des Bediensteten nicht im geringsten leiden konnte.

Ironischerweise erwartete Jungkook Respekt von jeden, mit Taehyung jedoch schien es komplett anders zu sein. Er wollte nicht sehnlicher, als eine normale Unterhaltung mit ihm führen zu können, ohne die ganzen Höflichkeitsformen und Bedenken über ihre soziale Schichten.

Währenddessen wurde dem Paar immer wieder eiskalte Blicke zugeworfen. Der König und Jennie waren vermutlich die wütensten Menschen im gesamten Palast und wollten ihren Augen gar nicht erst trauen. Die Prinzessin war sauer, dass der Prinz ihren eigenen Tanz abgebrochen hatte, nur um sich mit ihrem eigenen Sklaven zu unterhalten. Der König funkelte seinem Sohn zornig zu, fühlte sich unglaublich blamiert aufgrund der Schande, die Jungkook über die gesamte Familie gebracht hatte.

"Ich weiß nicht...", begann der Blauhaarige und funkelte schüchtern zu den Gästen um sie herum, die sie neugierig und verwirrt anstarrten. "Alle schauen uns an."

Jungkook verdrehte die Augen und hielt Taehyung selbstbewusst die Hand hin, auch wenn seine Nerven innerlich gerade blank lagen. "Wenn es eines gibt, dass ich in den letzten Jahren gelernt habe, dann ist es sich nicht darum zu kümmern, was irgendjemand denkt."

Taehyung hielt für einen Moment inne, griff dann jedoch die Hand des Prinzen, überzeugt von dessen Worte. Nachdem die beiden in die Mitte des Saales gelaufen waren, platzierte Jungkook seine Hand auf der Hüfte des Jungen, während Taehyung den Nacken des Jüngeren umgriff.

Der Prinz mochte das Gefühl von Taehyungs Nähe unglaublich und konnte es nicht mit Jennie vergleichen, wenn diese ihm mal wieder viel zu Nahe gekommen war. Nun fühlte er sich aufgeregt. Taehyung beim tanzen in die Augen zu schauen war eines der schönsten Sachen, die Jungkook je in seinem Leben erlebt hatte und er wusste nicht einmal weshalb.

"Ihr verwirrt mich", sagte der Diener nach ein paar Sekunden Stille, während er langsam in einem perfektem Takt zum Rhyhtmus der Musik tanzte, "Ich dachte Ihr hasst mich."

"Wer sagt, dass ich das nicht noch immer tue ?", schoss der Prinz zurück, ließ die Schutzmauer um seine Gefühle jedoch langsam zerfallen. Er spürte, dass er kurz davor stand er selbst zu sein, auch wenn er den Jungen vor sich kaum kannte. Das verängstigte ihn, doch in jenem Moment bereute er seine Worte, als er Taehyungs Gesicht sah, "So habe ich es nicht gemeint", sagte der schnell und festigte den Griff um Jungkooks Nacken.

"Ich erwarte sowieso nicht von Euch gemocht zu werden", offenbarte er und versuchte seine Unsicherheit mit einer monotonen Stimme zu verdecken, "Ihr seid der Prinz, ich nicht."

Die Wahrheit hinter diesen Worten war wie ein Schlag in die Magengrube für Jungkook und kreierte ein düstere Atmopshäre zwischen den beiden. Er wollte Taehyung umbedingt gestehen, dass ihm die lächerlichen sozialen Erwartungen an die beiden egal waren, auch wenn er es nicht schaffte seine Gefühle in Worte zu fassen.

"Jungkook ?", pipste Taehyung ein paar Sekunden später und schaute dem Prinzen ins Gesicht, "Warum tanzt Ihr mit mir ?"

"Ich weiß es nicht", antwortete Jungkook wahrheitsgemäß und biss sich auf die Unterlippe. "Ich weiß es ehrlich nicht."

"Ich freue mich für Euch und die Prinzessin. Sie scheint sehr aufgeregt über die anstehende Hochzeit zu sein", sagte der Diener nach ein paar Momenten, auch wenn er innerlich danach schrie das genaue Gegenteil zu sagen.

Er freute sich nicht.

Er wusste, dass er absolut kein Recht hatte sich zwischen die beiden zu drängen oder allein mit dem Prinzen zu tanzen, doch er hätte Jungkooks Angebot nicht ablehnen können. Er hätte sich die Gelegenheit mit ihm zu tanzen nicht entgehen lassen können.

Der südliche Prinz war verführerisch und Taehyung merkte, dass er sich in ihn verguckt hatte. Er wusste bereits, dass er sich für Männer interessierte, auch wenn es diesmal anders war. Es war kein gewöhnlicher Mann, den er mochte. Er fand den Prinzen anziehend. Es war falsch; und das wusste er.

Jungkook auf der anderen Seite blieb still. Taehyungs Aussage ließ in innerlich kochen, doch er nickte nur zustimmend und zwang sich zu einem Lächeln. Er wusste nicht, weshalb er sich so zurückgewiesen durch Taehyungs Kompliment fühlte, da der Diener lediglich von seiner Hochzeit sprach.

"Ich sollte gehen", sagte der Prinz plötzlich, als das Lied stoppte und den beiden signalisierte, dass der Tanz zuende war. "Yoongi erwartet mich bald", fuhr er fort und zwang sich zur erstbesten Ausrede, die ihm in jenem Moment in den Sinn gekommen war.

"Oh, okay", sagte der Beienstete und fühlte sich erneut peinlich berührt. Es war eindeutig, dass Jungkook sich lediglich mit einer schlechten Ausrede vor einem weiteren Tanz mit ihm drücken wollte, doch der Junge konnts sich nichts anmerken lassen. Er war schließlich nur ein Bediensteter, nichts weiter.

Er nahm seine Hand vom Prinzen, "Danke für... den Tanz."

Jungkook nickte nur kurz und zog seine Hände ebenfalls zurück, während er die merkwürdigen Blicke von allen Seiten ignorierte.

Er kam sich anders vor. Er fühlte sich verbittert; verbittert über die Tatsache, dass er nicht normal mit Taehyung tanzen und die Ehe nicht absagen konnte, in welche er gezwungen wurde. Er fühlte sich verbittert aufgrund der Tatsache, dass er ein Prinz war, obwohl er nichts sehnlicher wollte als ein normales Leben ohne all die Aufmerksamkei zu führen.

Jungkook verabscheute es.

Stattdessen eilte der Prinz also aus dem Ballsaal, lief davon vor dem Tanz, der für ihn bestimmt war und brachte so viel Distanz wie möglich zwischen sich und dem blauhaarigen Jungen, zerissen zwischen seinen andauernden Annäherungsversuchen und der Pflicht sich von ihm fernzuhalten.

ROYALTY | VKOOKWo Geschichten leben. Entdecke jetzt