Lena schliesst die Augen, spürt die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Nase und genießt den Wind, der sanft ihre Haare zerzaust. Die Straße unter ihr ist uneben, immer wieder wackelt der große Geländewagen. Doch es macht ihr nichts aus. Ganz im Gegenteil. Müde lächelnd lehnt sie sich etwas weiter zurück.
Hallo Süd- Afrika.
Sie hat lange mit sich gerungen ob Sie zusagen sollte. Ob sie sich noch einmal, musikalisch und künstlerisch so zeigen kann wie sie es damals tat. Sich komplett öffnen - vor Künstlern und Freunden, die sie respektiert. Mehr als das. Idole ihrer Jugend. Legenden der Deutschen Musikszene.
Sie weiß nicht ob es die richtige Entscheidung war. Weiß nicht ob es ein zweites mal so einmalig werden kann wie damals. Denn wenn Sie eins gelernt hat im letzten Jahr, dann ist es Schluss zu machen wenn es noch schön ist. Wenn Dinge noch nicht so kaputt sind dass man die Scherben nicht mal mehr mit viel Kleber zusammensetzen kann.
Sie weiß nicht ob es die richtige Entscheidung war. Aber jetzt gerade, an diesem sonnigen Morgen, irgendwo außerhalb von Kapstadt, in diesem Range- Rover nach einer langen Nacht im Flugzeug - fühlt es sich richtig an. Absolut richtig.
Lena lächelt in Gedanken versunken, nimmt ihr Handy in die Hand und schickt ihrer Mutter eine kurze Nachricht dass sie gut gelandet sind.
Als nächstes öffnet Sie den Gruppenchat, in dem ihre musikalischen Kollegen und sie schon seit Wochen kommunizieren, sich freuen auf diese "Reuinion", sich Mut zusprechen und lustige Memes schicken. Lena lächelt leise. Moses scheint in seiner afrikanischen Lodge angekommen zu sein und hat ein ziemlich gequältes Selfie mit Tillman in die Gruppe geschickt. In Gedanken vertieft guckt sie sich das Foto an und lacht dann leise.
Es fühlt sich nicht an wie Arbeit. Es fühlt sich an, wie ein gemeinsamer Musikurlaub mit Kollegen, die zu Freunden wurden.
"Guckt euch mal die Pappnasen an," lacht Lena und hält Bella und Phillip das Foto vor die Nase. Die beiden lachen ebenfalls und unterhalten sich dann weiter. Es scheint dass sie beide vertieft in eine Konversation waren und genauso wie Lena ziemlich gerädert vom langen Flug sind.
Lena vertieft sich erneut in ihr Handy. Nachdenklich bemerkt Sie, dass bisher nur einer noch nicht im Gruppenchat aktiv wurde. Sie öffnet ihren privaten Chat mit ihm, kann sehen dass er ihre Nachrichten gelesen hat doch nicht antwortete.
Sie möchte nicht zu viel in seiner Stille hineininterpretieren, aber es wundert sie ungemein wie still er die letzten Wochen doch war. Lena weiß, dass er alle Hände voll zutun hat. Wie schon immer. Neues Album. Tourproben. Familie. Sie weiß, dass er non- stop unterwegs ist. Und selbst wenn er nicht unterwegs ist hat er einen Vollzeitjob. Familie.
Wahrscheinlich ist das der Grund, warum er so leise ist. Lena seufzt, sieht nach draußen und atmet tief durch. Sie freut sich ihn zu sehen, hier in Südafrika. Sie weiß dass es keinen Sinn hat sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob Sie etwas falsches gesagt oder getan hat. Sie hat gelernt dass es mit Mark nicht so einfach ist, wie mit ihren anderen männlichen Freunden. Er ist oft abwesend. Abweisend. Und so war es immer schon. Sie durchlebte mal eine Phase, vor Jahren, in der sie sich tatsächlich zurückgewiesen von ihm fühlte, bis sie verstand dass das einfach Mark ist. Dass es nichts mit ihr zutun hat. Dass er keine so innigen Freundschaften führt. Dass er sie schätzt, aber dass mehr als einmal die Woche Kontakt nicht zu ihm passt. Sie hat gelernt seine Grenzen zu akzeptieren. Und trotzdem wurmt sie seine Stille. Typisch Marek, würde Nina nun sagen.
Typisch.
Wenige Minuten später hält der große schwarze Range Rover am Eingang des Four Season Hotels, dass nur für diese drei Wochen Sing Meinen Song gebucht wurde. Sie lächelt freundlich, als der Fahrer ihr signalisiert dass sie da sind. Lena bedankt sich höflich, steigt dann aus dem Auto aus. Sie greift etwas erschöpft vom Flug nach ihrem Rucksack und ihrer Jacke, wird dann schon vom Concierge begrüßt, der ihr die Hand schüttelt und dann eifrig nach ihren Koffern greift.
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LOVEBOUND (German Version)
Fanfiction"Wenn ich trotzdem weiß was Liebe ist, so ist es deinetwegen. Dich habe ich lieben können, dich allein unter den Menschen." - Herrmann Hesse, 1930. // Lena und Mark //