3. MOREBOUND

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Vorsichtig entfernt sie sich von seinen Lippen, hat jegliches Gefühl für Raum und Zeit verloren. Wie betrunken starrt sie ihn an. Seine Augen, seine Nase, sein Mund. Ein Grinsen legt sich auf ihr Gesicht. Sie kann noch ganz gut erkennen wie gerötet seine Lippen von ihren Küssen doch sind. Mark beginnt erneut seine Hand in ihren Nacken zu legen, presst seinen Mund erneut zärtlich ihren Hals und verkriecht sein Gesicht fast vollständig in ihren Haaren. Er umfasst sie vollständig in seine Arme. Ihr zierlicher Oberkörper, einfach so zwischen seinen Armen. Als sei es doch das normalste der Welt. Er kann sie so sehr riechen. So intensiv. Mit jedem Atemzug verliert er sich ein bisschen mehr in ihr.
Lena weiß nicht, was sie hier machen. Und sie weiß auch nicht warum oder wie lange schon, aber alles was sie weiß ist dass sie nicht aufhören möchte. Dass es nicht zählt, wo sie gerade sind. Wie kalt es mittlerweile hier draußen, auf den Decken direkt über den Terrassendielen inmitten des südafrikanischen Resorts in der Mitte der Nacht doch ist.
Sie weiß dass es nicht falsch sein kann. Dass es sich zu richtig anfühlt in diesem Moment.
Ihre Augen öffnen sich einen Spalt und sie sieht in den Himmel. Beobachtet die leuchtenden Sterne. Sie fühlt sich regungslos. Seine Lippen verwöhnen ihren Hals. Seine Hände wandern an Stellen, die sie eine Gänsehaut kriegen lassen. Erneut schließt sie ihre Augen dann wieder, noch immer im Dunkeln der Nacht. Sie seufzt leise als sie spürt dass er mit seinen Küssen wieder zu ihrem Gesicht wandert. Ihr einmal tief in die Augen schaut bevor er sie dann wieder küsst. Lena kann schon seit einiger Zeit spüren, wie in ihr dieses Verlangen hochkommt. Ein Verlangen, das sie nur zu den guten Zeiten mit Max spürte. Sie stöhnt erneut leise in den Kuss. Er schmeckt so verdammt gut. Seine Hände fühlen sich so verdammt gut an. Wer hätte gedacht, dass ihr Disney Abend mit Emma und Mark nur so endet. Er und sie - sich küssend, seit Stunden, wie Teenager, vollkommen unbedacht.
Was zur Hölle tun sie hier nur.
"Mark..." krächzt sie dann leise, das erste Mal seit einer Ewigkeit. Mark entfernt sich sanft von ihr, doch hat seine Hände noch immer um ihren schmalen Körper geschlungen. Sie legt ihre Hände auf seine Wangen, muss leise lächeln. Seine Ohren sind fast schon pink, genauso wie seine Lippen.
"Mark..., ich..." erneut stammelt sie flüsternd, wehrt sich jedoch nicht dass ihre Stirn und seine sich automatisch berühren.
"Was?" murmelt dann auch Mark, legt erneut seine Hand in ihre weichen Haare. Lena verweilt so, Stirn an Stirn, seine warme Hand die sie streichelt. Sie schließt ihre Augen.
Was zur Hölle tun sie hier nur.
"Was machen wir?" flüstert sie erneut. Doch Mark sagt nichts. Diesmal ist er es, der sich langsam von ihr entfernt. Er sieht sie durch die Nacht an, kann kaum begreifen wie wunderschön sie in diesem Moment ist. Ihr sanftes Lächeln erfüllt ihn so sehr. Sie war schon immer ein kleines Wunderwesen für ihn. Ihr Lachen, ihr Humor, ihr Auftreten, ihr Mut sie selbst zu sein. Ihr Temperament. Ihre Liebe. Doch nun hat er sie schmecken können. Hat sie mit seinen Händen berühren können. Sie festgehalten. Ein kleines Stück Paradies gefühlt. Himmel. Wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. So muss es sein, im Paradies zu sein. Sie lächeln zu sehen. Einfach so, in der Dunkelheit.
"Wir...."
"Wir haben was ganz schlimmes getan." sagt sie plötzlich. Es ist als könnte er eine Blase in ihren Gedanken platzen sehen. Ihre Augenbrauen ziehen sich plötzlich panisch nach oben, und ihre Augen öffnen sich einen Spalt mehr als eben noch, als sie betrunken von seinen Berührungen war. Das Lächeln schwindet und Wolken kommen auf in ihren Augen.
"Lena..." Mark weiß nicht, was er nun sagen soll. Er weiß selbst nicht, was da gerade passiert ist. Viel zu benebelt ist er von ihrer Nähe. Von ihren Küssen. Ihrer sanften Hand, die sie stets auf seiner Wange hatte. Das, was er eben gespürt hat war wie ein Rausch.
"Was... wir.... wir betrügen Nina, während euer gemeinsames Kind in diesem Zimmer hinter uns schläft. Ich... Mark, ich bin eigentlich kein Typ für sowas." flüstert Lena, ist seinem Gesicht noch immer so unbeschreiblich nah.
Mark kann ganz deutlich spüren, wie Panik in ihrer Stimme aufkommt. Sie setzt sich etwas auf, streicht sich eilig die Haare hinter die Ohren. Die Haare, die er eben mit seinen Händen und Küssen noch etwas verunstaltet hat. Sie starrt nervös in die Dunkelheit, weggedreht von ihm. Noch immer hat sie keine Ahnung wie spät oder früh es wohl gerade ist. Doch alles was sie weiß ist dass sie einen Fehler gemacht haben. Sie hat es ausgenutzt dass er in dieser Situation ist. Dass er in einer Krise mit seiner Freundin steckt. Lena schluckt schwer. Plötzlich ist es ziemlich kalt hier draußen. Extrem kalt sogar.
"Lena..."
"Nein, ich meine das ernst. Was zur Hölle machen wir hier gerade?!"
Mark sieht ihr beschämt in die Augen. Er hat keine Ahnung. Langsam setzt er sich ebenfalls etwas auf. Und schon hat er das Paradies verlassen. Mark dreht deinen Kopf nach links, sieht sie an und Lena erwidert seinen Blick. Er will sie am liebsten direkt wieder küssen. Nur dafür dass sie da ist und ihn mit diesen großen braunen Augen ansieht.
"Wir haben.... uns geküsst."
"Korrekt." antworte sie hastig. Diese Erklärung reicht ihr nicht. Doch sie ahnt schon, dass er auch keine andere Antwort hat.
"Du hast eine wundervolle Tochter mit Nina und dann... dann tun wir das hier einfach und.... ich.... wir müssen das rückgängig machen, Mark."
Sie dreht sich nun erneut vollständig zu ihm, sieht ihm so tief in die Augen wie heute Abend, kurz bevor sie sich küssten und ineinander verloren haben. Mark seufzt, setzt sich erneut auf. Er will innerlich schreien. Er will sie stoppen. Er will nicht, dass sie aufsteht und geht. Er will nichts rückgängig machen. Ganz in Gegenteil. Er will dahin wo sie eben waren.
Eins. Körperlich und seelisch.
"Lena, ich.. ich muss dir was sagen." platzt es endlich auf ihm heraus. Lena, die gerade dabei war aufzustehen sieht in nun verwundert an. Mark atmet tief durch, sieht erneut raus in die Dunkelheit, dort wo das Meer weit entfernt ist. Es ist stockdunkel. So dunkel, dass er ihr Gesicht nur durch die zwei grossen Kerzen erkennen kann, die Emmi und er heute Abend extra auf den Terrassenboden geräumt haben um Lena zu überraschen. Um sie glücklich zu machen. Das Rauschen des Meeres wird lauter. Es wird etwas windiger und kühler. Fast so, als würde sich ein Unwetter anbahnen.
"Was meinst du?" fragt Lena mit zittriger Stimme. Ein Blinder könnte erkennen, wie aufgebracht sie ist. Dass seine Küsse sie verwirrt haben. Mark sieht sie an und hat keine Ahnung was er als nächstes tun soll. Sie setzt sich wieder auf das kleine Kissen neben ihm. Ihr Po auf ihren Beinen. Sie wartet auf eine Antwort. Mark sieht erneut in ihr Gesicht. Sie ist kurz vorm Weinen. Ihr Gewissen scheint sie innerlich aufzufressen. Doch Mark sitzt einfach da, schweigend. Mal wieder sind die Worte weg. Er fragt sich weshalb es sie so mitnimmt, wenn er es doch sein sollte der ein schlechtes Gewissen hat. Er ist derjenige, der in einer Beziehung war. Derjenige, der eine gemeinsame Tochter mit einer Frau hat, die er heute Abend nicht geküsst hat. Er hat kein schlechtes Gewissen. Es ist einfach nicht da.
Erneut sieht er auf zu Lena. Der Nachtwind weht ihre Haare ein bisschen. Sie ist immer noch ungeschminkt, genauso wie sie hier her kam, mit Emma kuschelnd unter einer Decke Frozen geguckt hat. Mark beobachtet ihr Seufzen, wie sie die Hände ins Gesicht legt, verzweifelt den Kopf schüttelt, reflektiert was hier gerade passiert ist.
Er hat kein schlechtes Gewissen. Es ist einfach nicht da, weil es so richtig ist. Weil sie so richtig ist. Wie sie dasitzt und ihn wahrscheinlich innerlich verflucht. Wie sie einfach nichts tun muss, damit er von ihr vollkommen eingenommen ist. So, wie schon seit dem Tag an dem er sie das erste Mal gesehen hat.
Es kann einfach nicht falsch sein, da sie sie ist.
"Mark, entweder du sagst jetzt irgendwas oder ich gehe und wir vergessen das hier. Ich... das war einfach ein riesen Fehler, der in meiner Verzweiflung wegen Max passiert ist."
"Ich hab dich angelogen." murmelt Mark dann, unterbricht sie einfach. Verwirrt sieht Lena zu ihm. Er kann kaum glauben, dass diese Worte aus ihm herausgekommen sind. Er will es sagen, doch er kann nicht. Er kann nicht, da er es selbst noch nicht verarbeitet hat. Ihr Blick lässt seine Knie weich werden. Sie will eine Antwort. Sie verdient eine Antwort.
"Was meinst du?" fragt sie leise, sitzt nun etwas fröstelnd neben ihm.
"Nina und ich... wir..."
Sag es, Mark. Sag ihr, wer du wirklich bist.
"Mark? Kannst du endlich mal einen Satz zu Ende sprechen?"
Er sieht zu ihr hinauf. Er stammelt. Er bringt es einfach nicht über die Lippen.
"Nina und ich sind getrennt. Es.. es ist keine Pause. Ich.. ich wollte es einfach selbst noch nicht wahr haben deshalb habe ich dir gesagt dass es nur eine Pause ist, aber das ist es nicht. Wir.. wir haben entschlossen uns zu trennen."
Du dummer Feigling.
Lena sieht schockiert zu ihm. Sie sieht so aus, als würde sie aus allen Wolken fallen. Ein Blick, den er schon erwartet hat. Der Schock in ihrem Gesicht. So sieht es wohl aus, wenn eine Familie kaputt geht. Wenn auch ein gemeinsames Kind nichts retten kann.
"Das... oh Mark."
Mehr bringt sie nicht raus. Sie greift sich fassungslos in die Haare, starrt wieder in die Ferne.
"Ich weiß. Tut mir leid, dass ich... gelogen habe."
Lena dreht sich zu Mark. Sie sieht ihm erneut in die Augen, diesmal eindeutiger sanfter als eben noch.
"Es tut mir leid, dass es soweit gekommen ist." antwortet sie nur.
Mark nickt, senkt dann seinen Kopf und starrt unsicher auf seine Hände. Ihre Worte sind so ehrlich. Und er weiß genau, woher das kommt. Denn sie weiß was es bedeutet ein vierjähriges Mädchen mit getrennten Eltern zu sein. Er kann in ihrer Stimme allein schon hören, wie sie darüber denkt.
"Mark, ich.. ich war ein Wrack heute Abend und.. ich will einfach dass du weißt dass das nicht bedeuten muss, dass du und Nina es nicht nochmal probieren könnt. Ihr habt Emma. Ihr seid eine Familie. Bitte ignorier mich und diese Aktion hier heute Abend einfach. Ich.."
"Lena, hör mir bitte mal zu." sagt er nun bestimmt, setzt sich nun soweit auf dass er genauso gerade dasitzt wie sie. Kissen unter ihrem Po, die Hände nervös gefaltet zwischen ihren Oberschenkeln. Sie sieht so mitgenommen, so verletzlich aus. Es schnürt ihm fast den Hals zu.
"Nina und ich, das.. das ist vorbei. Und es tut mir leid, dass ich nicht mit offenen Karten gespielt habe aber ich will da auch garnicht mehr drüber sprechen. Ich.. ich hab dich heute Abend zurückgeküsst. Und ich habe das sehr genossen. Und ich bereue es nicht."
Lena sieht zu unsicher in sein Gesicht, vergräbt dann erneut seufzend ihr Gesicht in ihren Händen. Er kennt diese unsichere Seite an ihr garnicht. Ihre Verlegenheit, ihre Ängstlichkeit in diesem Moment. Sie scheint kaum glauben zu können dass er das gerade gesagt hat. Genauso wenig wie er wahrscheinlich. Aber es musste einfach raus, denn alles woran er denken kann ist das Verlangen es wieder zu tun. Sie in seine Arme zu nehmen, jetzt gerade wenn sie einfach so dasitzt. Ihre Lippen erneut zu küssen. Sie so festzuhalten dass die Angst in ihren Augen einfach verschwindet.
"Scheiße Forsti, was...."
Mark lacht leise. Er kann es ja selbst nicht glauben. Er kann selbst nicht glauben in welche Situation er da geraten ist. Er und Lena. Zwei Freunde. 'Buddies', wie Lena doch immer so schön sagt.
"Ich hab auch kein Plan, was hier eigentlich abgeht." murmelt er, etwas ehrlicher als zuvor. Er kratzt sich unsicher über den Kopf, doch sieht dann wieder zu Lena die einfach vor ihm sitzt.
"Was machen wir denn jetzt? Machen wir jetzt einfach so weiter als wäre nichts? Können wir das überhaupt? Ich..."
Mark greift leise nach ihrer Hand. Er muss leise grinsen. Ihre eiskalte, kleine, schwitzige Hand. Sie scheint wirklich nervlich am Ende zu sein.
"Ich hab keinen Plan, was wir machen. Aber ich..." Mark bricht ab. Den Blick auf ihre verbundenen Hände gerichtet.
"Was?" fragt sie. Er kann ein leichtes Flehen in ihren Augen sehen. Sie sucht nach etwas. Sie sucht nach einer Antwort. Einer klaren Antwort, die ihr einfach erklären kann, was hier heute passiert ist. Was sie nun tun sollen. Was richtig und was falsch ist.
Mark sieht noch immer durch die Dunkelheit auf ihre verbundenen Hände. Ohne nachzudenken verselbstständigt sich sein Mund.
"Wieso machen wir nicht einfach so weiter, wie es sich richtig anfühlt."
Lena schnaubt leise, schüttelt nur den Kopf.
"Mark, ich weiß nicht mal annähernd was richtig und falsch ist, gerade."
"Lass uns später entscheiden, was richtig und falsch ist. Ich... ich meine, es kann sein dass du morgen wach wirst und über diesen Abend lachst. Und dann ist es okay. Und wenn du nicht drüber lachst, dann..."
"Was dann?" flüstert sie. Mark sieht von ihren verbundenen Händen nun auf, und muss leicht lächeln als er ihr Gesicht sieht.
"Dann... dann sehen wir weiter. Vielleicht bleiben wir einfach Freunde."
Lena muss über seine Worte ebenfalls lächeln. Sie mag diese Einstellung. Egal, wie es kommt, es wird okay sein. Es kostet sie allen Mut den sie hat um dies so zu sehen, doch er hat recht. Dinge kommen wie sie sollen.
"Und was für Freunde sind wir dann?" fragt Lena dann, muss über seine verlegene Art etwas grinsen. Er spielt noch immer verträumt mit ihrer rechten Hand, bewegt dann die zwei verbundenen Hände zu seinem Mund und küsst ihren Handrücken sanft.
"Entweder wir sind Freunde wie bisher oder wir sind Freunde, die sich manchmal küssen."
Lena lacht leise, senkt dann ihren Kopf. Sie kann kaum glauben, was hier gerade passiert. Entwickelt sie etwa Gefühle für Mark? Ist das, was hier passiert? Oder sind sie beide einfach betrunken von den zwei Gläsern Wein, die sie heute Abend hier gemeinsam hatten.
"Ich meine... wir müssen das jetzt nicht vor den anderen machen, aber... so... Disney- Abend- After- Party- Küsse sind vielleicht schon drin..."
Lena lacht erneut. Ihre Hand, die er soeben losgelassen hat wandert nun wieder auf seine stopplige Wange. Sie muss betrunken sein. Das ist die einzige logische Erklärung für alles, das hier heute Abend passiert ist.
"Klingt gut." flüstert sie. Mark sieht sie an, dreht sein Gesicht mehr in Richtung ihrer Hand, schafft es einen geräuschlosen Kuss auf ihre Handinnenfläche zu pressen. Wie betrunken lächelt sie noch immer.
"Mark.."
Er sieht sie wieder an. Ihre Augen wieder so intensiv wie eben.
"Komm her.." haucht sie, und muss es kein zweites Mal sagen. Es fühlt sich fast wie eine Erlösung an, als er sich dann endlich wieder zu ihr beugt, seine Lippen erneut auf ihre legt. Lena seufzt leise in den Kuss, ihre Hände in seinem stoppligen Nacken. Wieso fühlt es sich so gut an ihm nah zu sein. Seit wann hat er nur diese Wirkung auf sie.
Es lässt nicht nach. Sie spürt seine Hand in ihrem Rücken. Wie dankbar sie ist, dass da ein Kind in seinem Bett liegt. Dass sie beide nicht auf noch dümmere Ideen kommen können als ohnehin schon.
Langsam beendet Mark den Kuss wieder. Auch er sieht wieder wie betrunken aus.
Was ist das bloß zwischen ihnen.
Woher kommt diese Energie auf einmal. Dieses Kribbeln.
"Ich.. ich werde jetzt schlafen gehen, okay? Und du auch." flüstert Lena sanft, ist ihm noch immer so unbeschreiblich nah. Ihre Hände sind noch auf seinen Wangen und sie streichelt diese leicht. Sie will nicht gehen, aber sie muss. Sie muss nachdenken, den Kopf freikriegen. Verstehen, was auch immer da heute Abend passiert ist.
Mark nickt nur sanft. Sie hat recht. Das weiß er.
"Versprich mir, dass du morgen früh nicht ausflippst."
Lena lacht leise. Er kennt sie sehr gut. Sehr sehr gut sogar.
"Ich weiß jetzt schon dass ich ausflippe wenn ich morgen wach werde und realisiere was hier heute passiert ist." sagt sie leise. Sie kann einfach nicht aufhören seine Wangen zu streicheln, ihm einfach so nah zu sein wie seit Stunden schon.
"Versprich mir, dass du mich dann anrufst. Wenn du ausflippst. Und dann... dann können wir das gemeinsam tun."
Lena lacht erneut, nickt dann kurz. Mark lasst es sich nicht nehmen und kommt ihr erneut näher. Er drückt ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen.
Wie wunderschön selbstverständlich sich das doch anfühlt.
"Ich fühl mich so betrunken."
Lena grinst nachdenklich, starrt noch immer auf seine Lippen. Kaum zu glauben dass es ihm auch so geht.
"Auf einer Skala von 1- 10... wie unangenehm wird Frühstück morgen?"
Mark muss leise loslachen. Zum Glück hat sie die Situation mal wieder etwas aufgelockert.
"11. Eventuell sogar 12."
Lena lacht leise und nickt. Nun ist sie diejenige, die ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen drückt. Langsam entfernt sie sich dann etwas von ihm, zipfelt unangenehm berührt an ihrem Sweatshirt. Auch Mark steht langsam auf. Es ist wie nüchtern werden. Wie zurück in die Realität kommen. Alles sacken lassen. Mark öffnet so leise wie möglich die Terrassentür zu seiner Hotel Suite. Erst als sie beide das Zimmer betreten realisiert er wie kalt es doch draußen in der schwarzen Nacht war. Die normale Zimmertemperatur fühlt sich auf seiner Haut wie ein warmer Schleier an. Er dreht sich zu Lena, die auch etwas benommen hinter ihm hergeht. Er und sie gehen so leise an seiner schlafenden Tochter vorbei wie möglich. Er bemerkt Lena's Lächeln als sie Emma ansieht. Und es erfüllt ihn mehr als er es erwartet hätte.
An der Tür angekommen, dreht sie sich erneut um. Im hellen Hotelgang ist sie wieder Lena. Die Lena, die er schon so lange kennt. Und nicht die Lena, die er eben so oft geküsst hat, dass ihre Lippen ganz geschwollen sind. Sie lächelt ihn wieder an.
"Bis morgen.." flüstert sie, entfernt sich langsam von ihm.
Mark beobachtet wie sie den Gang entlang marschiert. Den Kopf unsicher gesenkt. Ihre Adidas Schlappen leicht über den Teppich schlurfend. Ihre Schulterkurzen Haare über ihrem Adidas Sweater.
Lena dreht sich ein letztes Mal lächelnd zu ihm bevor sie nach rechts abbiegt und auf ihre Hotelzimmertür zusteuert.
Mark steht wie angewachsen da. Er braucht ein paar Sekunden um zu verdauen, was sie heute Abend mit ihm gemacht hat. Dann betritt er die Suite wieder, sieht Emma schlafend im Bett liegen. Er lächelt leise und setzt sich vorsichtig ans Bett. Müde aber glücklich presst er einen sanften Kuss auf ihren kleinen Kopf. Auch wenn nicht alles gesagt ist, so will er das hier einfach genießen. Die Zeit hier, in Südafrika.
Weit weg von der Realität.
Weit weg von allem.

LOVEBOUND (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt