"Papa, guck da! Ein großer!" schreit die Vierjährige aufgeregt, kann sich kaum noch im Sitz des Safari- Fahrzeuges halten. Lena hat ihren Arm um das kleine Mädchen gelegt, das auf der Rückbank eingekuschelt zwischen ihr und Mark sitzt. Immer wieder springt sie vor Aufregung auf und vergisst beinahe dass man ihr eben doch gesagt hat wie wichtig es ist sitzen zu bleiben.
Lena sieht lachend zu Mark. Seine Hand ist beschützend auf Emma's kleinem Oberschenkel. Auch er spürt dass er gerade etwas mehr den Beschützer raushängen lässt als sonst. Das Fahrzeug ist an allen Seiten offen und bis auf das Blech- Dach ist man an allen Seiten der Natur ausgesetzt. Inmitten des Afrikanischen Dschungels. Alleine in einem kleinen Auto mit dem Ranger. Doch Mark weiß, dass das Leuchten in Emma's Augen es einfach wert ist. Jede Sekunde.
"Ist das ein Mädchen?" fragt Emma dann nachdenklich, starrt noch immer den Elefanten an, der weniger als zehn Meter von ihnen entfernt an einem Grashalm kaut. Mark sieht kurz zu Lena und sie grinsen beide ein wenig.
"Mhm gute Frage.." murmelt Lena, als Mark den Ranger schon auf Englisch anspricht. Lena beobachtet inzwischen, dass Emma etwas zittert. Kein Wunder, denn immerhin ist es heute etwas bewölkt und der Fahrtwind der ihnen entgegenkommt ist auch alles andere als warm.
"Emma, es ist ein Mädchen- Elefant!" sagt Mark dann und Emma's blaue Augen funkeln schon.
"Mark?" fragt Lena leise, und deutet auf den rosa-farbigen Rucksack der Vierjährigen, den er zwischen seinen Beinen stehen hat.
"Ich glaube jemand friert ein bisschen." sagt sie und Mark greift schon nach dem Kapuzenpulli in der kleinen Tasche, den er seiner Tochter so eben noch eingepackt hat.
"Hände hoch!" sagt Mark dann. Das blonde Mädchen mit dem Lockenkopf erhebt selbstverständlich ihre Hände, starrt noch immer fasziniert zur Elefantenfamilie am Ende des Weges. Lena grinst die beiden an. So geht es seit Stunden schon. Nichts macht sie glücklicher gerade, als mit den beiden Zeit zu verbringen. Die Wärme zu spüren, die da zwischen Mark und seiner Tochter ist. So jemanden wie Mark als Vater zu haben ist ein Geschenk. Und Lena weiß dass Emma irgendwann alt genug sein wird um das zu erkennen.
"Schatzi? Ist dir kalt?" fragt er seine Tochter und zieht ihr schon den Kapuzenpulli über den Kopf. Emma schüttelt hastig den Kopf, sitzt immer noch gedankenverloren da und starrt zu den Elefanten. Mark hätte niemals gedacht dass es solch eine Faszination in ihr auslösen würde diese Wildtiere in ihrer Natur zu sehen.
"Ist das ein erwachsenes Mädchen?" fragt Emma dann, legt selbstverständlich ihre Hand über Lena's, die einfach so auf ihrem Schoß verweilte. Mark bemerkt erneut wie vertraut Emma mit ihr ist. Und es fasziniert ihn ziemlich. Lena, die mir ihren schulterlangen Haaren und so ungeschminkt und natürlich wie möglich einfach da sitzt, lächelt Emma nur an und verschließt ihre Hände dann miteinander.
"Mhm das ist auf jeden Fall kein Baby mehr. Vielleicht ist sie ja genauso alt wie du!" sagt sie und Emma nickt grinsend.
"Wie alt bist du?" fragt Emma dann neugierig. Ihre kleine Hand noch immer mit Lena's verbunden. Mark lacht nur leise und schüttelt den Kopf. Seine Tochter ist Weltmeister darin so viele Fragen wie möglich zu stellen. Es amüsiert ihn ja absolut. Und es gibt ihm eine ganz gute Vorstellung, wie Emma mal sein wird wenn sie ein Teenager ist. Anstrengende Jahre, die da vor ihm liegen.
"Ich bin achtundzwanzig. Und du?"
"Ich bin fünf."
Mark sieht lachend zu ihr.
"Emmi? Wie alt bist du?"
Die Vierjährige grinst leise und beschämt, als Lena sie schon in die Seite kitzelt.
"Willst du dich älter machen als du bist, du freche Maus.." lacht sie und Emma lehnt ihren Kopf lachend zu Lena. Diese hat ihren Arm bequem um das Mädchen liegen und sieht in die Ferne. Mark sieht lächelnd zu ihr.
Es ist schön zu dritt hier zu sein.
"Oh mein Gott, guck mal, siehst du das?" fragt Lena und zeigt mit ihrem Finger in die Ferne. In kilometerweiter Entfernung kann sie ein gestreiftes Tier sehen. Aufgeregt dreht sie sich zu Emma.
"Was ist das für ein Tier?" flüstert Lena grinsend zu Emma. Das kleine Mädchen sieht aufgeregt aber unsicher zu ihrem Papa. Lena lacht.
"Ist das ein Tiger?"
"Ja, ein Tiger!" sagt Emma aufgeregt. Just in diesem Moment beginnt der Ranger schon Mark und Lena auf Englisch zu erklären, dass es sich bei dem Wildtier tatsächlich um einen Tiger handelt und dass sie versuchen werden etwas näher ran zu fahren. Lena sieht zu Emma, die aufgeregt in die Ferne guckt.
"Emma, der Mann hat gesagt dass wir versuchen werden etwas näher an den Tiger ranzukommen sodass du ihn besser sehen kannst." sagt Lena, als das blonde Mädchen sich etwas unsicher zu ihrem Papa dreht.
Mark bemerkt ihren Blick sofort. Wie sie ihre kleine Stirn in Falten legt und ihre winzigen Hände plötzlich zu ihm wandern.
"Aber.... ein Tiger kann uns ja auffressen."
Lena muss ihr Lachen sanft unterdrücken. Sie kann kaum glauben, dass Emma jemals süßer sein konnte als in diesem Moment. Auch Mark muss sanft lächeln. "Das stimmt. Tiger sind gefährliche Tiere, aber wir bleiben schön weit genug weg sodass wir uns keine Sorgen machen müssen." sagt er nur, sieht zu Lena, die ebenfalls leise grinst. Doch Emma scheint immer noch nicht ganz zufrieden mit seiner Antwort zu sein, sieht nur unsicher von ihrem Papa wieder in die Ferne, wo der Tiger noch ein kleines bisschen näher kommt.
"Papi.."
"Ja?"
"Ich hab Angst."
Mark muss sanft lächeln, genauso wie Lena. Mit einem Mal signalisiert Emma ihm eindeutig dass sie auf seinen Schoß möchte. Lena muss leise lächeln. Es berührt sie zu beobachten, wie Emma instinktiv Schutz bei Mark sucht. Wie dieses kleine Kind einfach niemandem so sehr vertraut wie ihrem Vater. Eine wunderschöne Vorstellung.
Mark nimmt sie langsam auf seinen Schoß, schlingt beide Arme um ihren kleinen Oberkörper und küsst ihren Lockenkopf ein paar mal. Emma hält sich etwas beängstigt an seinen großen Händen fest und betrachtet das Geschehnis etwas skeptischer als eben noch.
"Du brauchst keine Angst haben, mein Schatz." sagt Mark nur leise in ihr Ohr, findet es im Gegensatz zu seiner Tochter eher spannend einem Raubtier mal so nah zu kommen.
Das Fahrzeug nähert sich der Wiese, auf der das Tier in noch immer kilometerweitem Abstand daliegt und schläft. Lena sieht gespannt zu Mark, hält ihr Handy schon bereit um ein paar gute Aufnahmen des Tigers zu bekommen.
"How safe is this by the way?" fragt Mark den Ranger mit seiner verängstigten Tochter auf dem Arm. Langsam nähert sich das Auto dem Tier. Nun ist es tatsächlich möglich einen guten Blick zu bekommen. Fasziniert macht Lena ein paar Fotos.
"Oh don't worry, I'm making sure we won't get too close. You guys are fine!" antwortet der Mann.
"Emma, guck dir das mal an!" sagt Lena fasziniert. Doch Emma betrachtet das wilde Tier nur kritisch, krallt sich immer noch an den Händen ihres Papas fest.
"Papi können wir wieder fahren..." jammert sie leise. Mark spürt dass Emma kurz davor ist zu weinen. Schnell setzt er sich etwas weiter auf, dreht sie zu sich sodass sie ihn angucken kann.
"Wir fahren gleich wieder aber du brauchst wirklich keine Angst haben. Der Mann passt gut auf uns auf. Guck mal, Lena macht tolle Fotos!" sagt er dann um Emma ein wenig abzulenken. Emma sieht sofort zu Lena und ihrem Handy.
Das Auto nähert sich dem Tiger noch ein Stück.
Lena sieht nun zu Mark.
"Jetzt krieg ich auch ein bisschen Schiss." lacht sie leise und Mark muss ebenfalls grinsen. Lena rückt näher zu ihm und Emma, lehnt sich einfach gegen Mark's noch freie Schulter und spürt schon wie ein Arm sich auch um sie legt. Selbstverständlich landet ihre Hand über seiner.
Wie richtig sich das doch anfühlt.
"Emmi, ich hab auch ein bisschen Angst." sagt Lena nun grinsend und sieht zum kleinen Mädchen. Emma legt behutsam ihre Hand auf Lenas Schulter.
"Du schaffst das schon."
Mark und Lena müssen beide laut loslachen. Manchmal könnte Emma tatsächlich Comedian werden. "Danke." sagt Lena nur lachend.
"Bitte."
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LOVEBOUND (German Version)
Fanfiction"Wenn ich trotzdem weiß was Liebe ist, so ist es deinetwegen. Dich habe ich lieben können, dich allein unter den Menschen." - Herrmann Hesse, 1930. // Lena und Mark //