Mit seinem Zeigefinger über dem Mund signalisiert Mark dem kleinen Mädchen, dass sie nun leise sein muss. Emma hält inne, nickt langsam bevor Mark mit ihr gemeinsam das noch immer verdunkelte Zimmer betritt. Vorsichtig sieht er zu Lena, kann erkennen dass sie noch immer wie bewusstlos im Bett liegt und am Schlafen ist. Auf ihrem Bauch liegend hat sie den Kopf in die entgegengesetzte Richtung gedreht. Ihre Haare stehen von ihrem Kopf ab. Ihre Arme liegen friedlich daneben. Sie atmet tief und langsam. Ein schöner Anblick.
Vorsichtig marschiert Mark zur anderen Seite des Bettes. Die Seite, die eindeutig leer ist. Dort, wo er bis heute Morgen noch geschlafen hatte. Mit dem Versuch kein Geräusch zu machen greift nach seinem iPhone, zieht dieses aus dem Kabel, das direkt auf dem Nachttisch in der Steckdose festgemacht war. Wusste er doch, dass er dieses hier vergessen hatte.
Kaum bewegt Mark sich erneut auf Emma zu, beginnt Lena sich leicht zu bewegen. Sie öffnet ihre Augen kurz, schließt diese dann wieder. Unsicher sieht Mark zu ihr, als sie dann erneut die Augen öffnet. Seine Hand hat er behutsam auf Emmas Schulter. Er hat eben schon bemerkt wie unsicher das kleine Mädchen immer wieder zu Lena geguckt hat. Wie ungewohnt es für die Vierjährige ist, Lena so ausgelaugt und energielos mittags im Bett zu sehen. Ganz anders, als man sie sonst doch erlebt.
Und Mark geht es ähnlich. Vor allem in dem Moment, in dem sie sich kaum bewegt, nur orientierungslos mit geöffneten Augen die beiden ansieht. Und ja, sie sieht schlecht aus. Es ist nicht mal die Tatsache, dass sie so verschlafen ist und ihre Augen geschwollen sind. Es ist die Blässe in ihrem Gesicht. Wie reglos sie Emma und ihn ansieht, kaum die Kraft zu haben scheint in irgendeiner Weise zu reagieren.
"Ist Lena wach?" flüstert Emma dann verwirrt, starrt die sonst so fröhliche Achtundzwanzigjährige an. Mark sieht besorgt einmal hinunter zu Emma und dann wieder zu Lena. Es ist auch für ihn ungewohnt Lena so zu erleben, da sie sonst einfach die Augen öffnet und direkt strahlt. Egal wie wenig Schlaf sie bekommen hat. Egal wie früh oder spät es ist. Und dieses Strahlen fehlt heute ziemlich. Das spürt auch Emma in diesem Raum.
"Hey, Leni." sagt Mark sanft und vorsichtig, setzt sich langsam ans Bett und legt behutsam eine Hand auf ihre Hüfte, direkt über der weißen Hotelzimmerdecke. Lena reagiert noch immer nicht, schließt ihre Augen wieder erschöpft. In diesem Moment tritt Emma schon näher an Lena heran, legt ihre Hand schon selbstverständlich auf Lena's Kopf. So schnell, dass Mark sie kaum noch stoppen kann. "Lena, wach werden!" sagt das kleine Mädchen mahnend aber so gutgelaunt wie immer. Und so sehr Mark auch gerade amüsiert über diese Geste seine Tochter ist, so weiß er dass Lena gerade nicht in der Lage ist zu reagieren. Dass es zu viel für sie ist.
"Emmi, ich hab dir doch gesagt dass Lena krank ist." sagt Mark schnell, greift mit einem väterlichen Handgriff nach ihren Armen und zieht sie von Lena weg, direkt zwischen seine Beine. "Guck mal wie müde Lena ist. Lass sie noch ein bisschen schlafen." fügt er dann liebevoll hinzu und Emma nickt emphatisch, hat sich inzwischen zu ihrem Papa gedreht und sieht deutlich verwirrt zu ihm. Sie scheint zu verstehen, auch wenn sie Lena so nicht kennt.
Genau in diesem Moment bewegt Lena sich erneut, murmelt ein krächzendes "hey" und greift sich schon verschlafen an den Kopf. Für einige Sekunden verweilt sie so, scheint sich den dröhnenden Kopf zu halten und reibt ihre Augen dann einmal. Mark, an dem noch immer eine ungeduldige Vierjährige hängt, sieht sanft zu ihr. Langsam greift er mit seiner Hand nach ihrer, die sie soeben über der schweren Bettdecke abgelegt hat. Er kann spüren wie schwach sie ist. Vor allem, weil sie noch immer kaum auf ihn reagiert.
"Wir.. wir wollten dich nicht wecken. Schlaf ruhig weiter." sagt Mark dann leise. Lena bewegt sich nicht, doch Mark hält ihre reglose Hand stets, streichelt mit dem Daumen geduldig über ihre weiche Haut. Es ist eine leise Geste. Er ist da. Ob sie bei Bewusstsein ist oder nicht.
Lena nickt mit geschlossenen Augen nur, atmet einmal tief ein und aus. Sie möchte weiterschlafen. Das kann er spüren.
Mark lässt ihre Hand vorsichtig los, sieht dann zu Emma. Er lächelt leise über ihre Unsicherheit, streichelt dem kleinen Mädchen über den Lockenkopf. Emma steht etwas verwirrt da, sieht erst zu Lena und dann wieder zu ihrem Papa. Verwundert hat sie ihren Zeigefinger an ihrem Mund. Sie hat Lena noch nie so erlebt. Mark kann ihre Verunsicherung spüren, hat beide Arme schon liebevoll um ihren kleinen Oberkörper gelegt und sieht zu ihr.
"Siehst du, Lena ist krank. Wünschst du ihr gute Besserung?" fragt er liebevoll und Emma nickt schon.
"Gute Besserung Lena, ich habe dich lieb." sagt Emma dann leise und winkt schüchtern zu Lena. Mit einem Mal hat Lena ihre Augen wieder geöffnet und muss müde lächeln. Selbst im Halbschlaf konnte diese Geste sie nicht kalt lassen. Mark lacht leise, streichelt Emma schon über den Rücken.
"Ich dich auch, Emmi." murmelt sie schwach. Mark sinkt schon den Kopf und küsst Emmas. Es sind Momente wie diese, in denen er daran erinnert wird dass dieses Mädchen, seine Tochter, einfach aus purer Liebe besteht. Es gibt keinen besseren Mensch, als Emma.
Sein Engel.
Mark hilft dem kleinen Lockenkopf schon hoch auf seinen Schoß und gibt ihr einen liebevollen Kuss auf die speckige Wange.
"Das war lieb von dir." flüstert er leise, doch Emma reagiert nicht. Sie ist immer noch etwas schüchtern. Er lacht leise und steht gemeinsam mit ihr wieder vom Bett auf.
Erneut sieht er zu Lena, doch sie scheint eingeschlafen zu sein. Leise greift er nach der Zimmerkarte, verlässt mit Emma das Zimmer.
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LOVEBOUND (German Version)
Fanfiction"Wenn ich trotzdem weiß was Liebe ist, so ist es deinetwegen. Dich habe ich lieben können, dich allein unter den Menschen." - Herrmann Hesse, 1930. // Lena und Mark //