Kapitel 15

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"Hi" flüsterte ich und ging auf sie zu.

"Mein Freund?" Fragte sie verwirrt und versuchte sich ein Lächeln zu verkneifen. "Sonst hätten sie mich nicht reingelassen." Grinste ich und setzte mich auf dem Stuhl neben ihrem Bett.

"Du hättest nicht kommen müssen Harry. Ich werde eh bald sterben." Kommt es aus ihr raus, als wäre es das normaste auf der Welt. "Sag soetwas nicht. Du wirst nicht sterben." Ich legte meine Hand auf ihre, worauf sie leicht zuckte. "Hör zu Megan, es tut mir leid. Alles. Ich war ein Arschloch, ich weiß. Aber ich kann die Zeit nicht zurück drehen. Könnte ich, dann würde ich alles besser machen. Du würdest nicht hier liegen. Ich bin der Grund warum du hier liegst und das macht mich so fertig, Megan. Ich hätte dich wenigstens davon abhalten müssen, ich hätte dich beschützen sollen. Wenn dir etwas passiert, werde ich es mir nie verzeihen." Ich spürte wie meine Augen heute zum dritten mal feucht wurden. Ich habe an einem Tag schon drei mal nur wegen einem Mädchen geweint.

"Harry" murmelte sie. Ich liebe es, wie sie meinen Namen sagt. "Es ist nicht deinen Schuld. Nicht nur deine Schuld. Ich verdiene es einfach nicht zu leben, Harry. Schau mich an. Schau wie tief ich gesunken bin. Ich ritze mich, habe mich heute vor der ganzen Klasse lächerlich gemacht und liege wegen versuchtem Selbstmord im Krankenhaus. Warum bin ich nicht sofort gestorben Harry? Warum habt ihr mich hierher gebracht? " Sie fing an zu weinen. Auch ich konnte meine Tränen nicht mehr unterdrücken.

"Du darfst nicht sterben, Megan. Ich werde das nicht zulassen. Du verdienst das alles nicht. Megan du wirst wieder gesund und hier rauskommen und-"

"Nein Harry, nein." Unterbrach sie mich schluchzend. "Ich werde nicht mehr gesund. Ich werde sterben, heute noch. Harry es ist zu spät. Ich will nicht, dass du dir Hoffnungen machst, Harry. Ich will nicht, dass du traurig bist. Mir wird es viel besser gehen. Und dir auch. Und den Jungs.. Und meiner Mutter." Sie dreht ihren Kopf und schaut aus dem Fenster. "Siehst du, sie hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, hier her zu kommen. Ihre Tochter stirbt heute und sie kümmert nur die Arbeit. Ich war ihr doch schon immer egal. Ich wollte immer eine Mutter haben, mit der ich über alles reden könnte, die mir zuhören würde, die mir Ratschläge gibt."

Sie machte eine kleine Pause und schaute mich an. "Wieso passiert mir das Harry? Wieso? Wieso kann ich nicht ein normales Leben haben? Wieso muss ein Tagebuch, ein verdammtes BUCH mein bester Freund sein? Das Tagebuch war mir sehr wichtig Harry. Da standen meine ganzen Gefühle und Gedanken drin, die ich nie jemandem erzählen konnte. Und jetzt weiß wahrscheinlich schon die ganze Schule davon!"

Ich fühlte mich so scheiße. Noch nie habe ich mich so gefühlt. Wie konnte ich ihr nur so etwas antun.

"Megan es tut mir alles wirklich leid. Ich-"

"Nein Harry, nein. Es ist zu spät. Wie oft habe ich das schon von dir gehört? Wie oft habe ich dir verziehen? Und wie oft hast du mich angelogen und verarscht?! Harry, ich kann nicht mehr. Wieso bist du hier? Immerhin hast du vor ein paar Stunden noch selbst gesagt, dass du mich nicht magst und dass du niemals auf soetwas stehen könntest.. Aber ich nehme es dir nicht übel. Wer will schon etwas mit einer Suizidgefährdeten zu tun haben? Wer-"

"Megan es reicht!" Sagte ich etwas lauter und wischte meine Tränen weg, was aber nichts nützte, denn sofort flossen neue meine Wangen runter.

"Hör auf so negativ über dich zu denken! Du bist wunderschön und eine tolle Person! Ich bin ein Arschloch, weil ich das bisher nicht bemerkt hatte! Es tut mir leid Megan. Es tut mir wirklich so unendlich leid! Und das sage ich nicht, weil du hier liegst.

Ich hätte zum Date kommen müssen, ich hätte es nicht zulassen müssen, dass die Jungs so mit dir umgehen. Ich hätte vor der ganzen Klasse zugeben müssen, dass "

Ich schaute tief in ihre wunderschönen  Augen.

"Dass ich dich liebe, Megan."

The diary - H.S. German ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt