Cia - Meine Kakteen haben einen schrecklichen Musikgeschmack

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Fassungslos und seltsam unüberrascht in Einem starrte ich auf das Esels- und das Bronzebein. Nichts sagen, nichts sagen, nichts sagen, nichts ... ach, scheiß drauf.

„Man kann mit den Teilen doch nicht allen Ernstes Treppen steigen, oder?"

Die Vampirfrau verdrehte die Augen und zog die noch immer perfekt gezupften Augenbrauen hoch. Warum auch immer genau dieses Detail gleich geblieben war.

„Dass ihr Halbgötter auch immer so eine spitze Zunge haben müsst. Aber um deine letzte Frage vor dem Tod zu beantworten: Nein, kann man nicht." Ihre Stimme wurde wieder weicher. „Und jetzt halt schön still, damit ich es ganz schnell machen kann."

Einen Moment rührte ich mich tatsächlich nicht, dann aber schalteten sich Reflexe ein, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich sie besaß. Es gelang mir, mich wegzuducken und unter Dayanas Arm abzutauchen, dadurch kam ich endlich von der Wand weg und musste vielleicht etwas weniger um mein Leben fürchten.

Leider hatte ich die Rechnung ohne ein gewisses Bein aus Metall gemacht. Dayana wirbelte herum und sorgte so dafür, dass ich über ihr ausgestrecktes Bein stolperte und auf dem Boden landete.

„Mach es mir doch nicht so schwer, Acacia", schnurrte sie mit einem unheimlichen Lächeln. „Ich werde doch ganz vorsichtig sein und dich mit Bedacht verschlingen."

Würde sie nicht.

So schnell wie ich konnte, rutschte ich rückwärts, als ich merkte, dass ich nicht rechtzeitig aufstehen würde können, bevor sie mich aufgespießt hätte. Langsam brach die Verzweiflung durch meine Verwirrung und das machte es nicht gerade besser. In diesem Augenblick war ich mir sicherer denn je, dass ich gleich sterben würde. Dayana holte mit ihrem Eselsbein aus, vermutlich, um mich auszuknocken und mich dann ohne Probleme umzubringen. Ich schloss die Augen und wartete auf den Schmerz.

Er kam nicht, zumindest nicht an dem Ort und auf die Art, an der ich es erwartet hatte. Ein lautes Klingen, wie von einer Flöte, erklang in meinen Ohren. Es klang furchtbar. Dann sah ich die Wand aus Blättern, die mich umgab.

Kakteenblätter.

Perplex sah ich mich um und entdeckte Carver, der in der Tür stand, die Lippen an seine Panflöte gelegt hatte und weitere, irgendwie schrille Töne erklingen ließ. Etwas ... irgendwas an ihm war anders als sonst.

Es dauerte, bis ich die Melodie heraushörte. Verblüfft zog ich die Augenbrauen hoch.

„Nirvana?"

„Was?", fragte er kurz angebunden. „Deine Kakteen stehen drauf. Apropos stehen, steh auf!" Während er sprach, knallte er die Tür hinter sich zu und begann dann wieder, zu spielen. Trotz meines bebenden Körpers gelang es mir, mich aufzurichten. Meine Hand schmerzte, als würde noch immer ein Spiegelsplitter darin stecken.

„Warum machst du die gottverdammte Tür zu?"

„Die Empusa kann den Nebel zu gut manipulieren, das wäre nur schlecht für uns. Und jetzt frag nicht mehr, versuch lieber, mir zu helfen. Viel länger kann ich nicht verhindern, dass ihr Charmesprech zu mir durchdringt!"

Empusa. Da klingelte etwas in meinem Hinterkopf. Dienerinnen der Hekate, das Vorbild für die typischen Vampire, trinken das Blut von Männern, die zuvor verführt haben. Ich hatte den Wunsch, mir selbst eine Ohrfeige zu verpassen. Warum wunderte es mich nicht einmal, dass ich so etwas erlebte? Oder ... bildete ich mir das alles wirklich nur ein ...?

„Gib auf, Satyr. Du kannst dein kleines Halbblut nicht mehr vor mir beschützen, wehre dich nicht mehr. Vielleicht verschone ich dich ja dann, wenn ich mich an ihrem Fleisch gütlich getan habe ...", ertönte es von hinter dem Wall.

The Odd one's outWo Geschichten leben. Entdecke jetzt