Kapitel 2

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Kapitel 2

"Letzter Aufruf für den Flug E5736 nach New York! Alle Passagiere werden gebeten einzusteigen!", sagt eine freundliche Frauenstimme aus den zahlreichen Lautsprechern der Wartehalle. Ich erwache aus meinem leichten Schlaf und sehe mich um. Verdammt! Die ganzen Leute stehen schon beim Einlass. Sofort springe ich auf und hechte zur wartenden Schlange, wo ich aus Versehen ein blondes Mädchen in meinem Alter anrempele. Sie dreht sich fluchend um. "Pass dochauf", schnauzt sie, aber dann sieht sie mich genauer an. Urplötzlich fängt sie an zu kreischen. "Omg! Bist du nicht die Tochter von Ruby Young?!" "Ja ... Aber bitte schrei doch nicht so rum, hier sind sicher Paparazzis! Dann kriege ich wieder schlechte Schlagzeilen!", bitte ich sie flehend. Sie grinst mich immer noch total hyperaktiv und glücklich an. "Aber nur unter einer Bedingung. Gibst du mir ein Autogramm auf meine Lieblingstasche? Bitte!" "Klar. Hast du einen Stift?" Sie kramt einen Moment lang in ihrer hellen Tasche herum, dann streckt sie mir einen Edding entgegen. Ich setze schnell meine Unterschrift auf das Leder, gebe ihr den Stift zurück und setze wieder meine Sonnenbrille auf. "Ich bin übrigens Madison. Kannst mich aber Maddi nenne. Ach, und folgst du mir auf Twitter? Bitte!" "Natürlich. Wie heißt du denn?" "@MaddiXYoungXX", diktiert sie mir aufgeregt. Ich finde sie direkt und muss lächeln. Sie scheint echt ein großer Fan zu sein. Ihr Profilbild ist ein Foto von mir und meiner Mutter; irgendwann habe ich mal getwittert dass es mein Lieblingsbild ist. Sofort haben sich das tausende Fans als Bild gemacht. "Danke, danke, danke!" Sie umarmt mich nochmal hysterisch und steigt dann ins Flugzeug ein. Ich zeige der Stewardess mein Businessclass-Ticket und meinen Ausweis, dann öffnet sie den Durchgang für mich und ich betrete den Flieger in mein neues Leben.

***6 Stunden später***

"Sehr geehrte Fluggäste, bitte stellen Sie Ihre Sitze hoch, klappen Sie den Tisch ein und legen Sie den Sicherheitsgurt an. In wenigen Minuten werden wir landen. Sehr geehrte Fluggäste, bitte stellen Sie Ihre Sitze hoch, klappen Sie den Tisch ein und legen Sie den Sicherheitsgurt an. In wenigen Minuten werden wir landen!" Ich werde von dem Aufruf einer Stewardess wach. Gähnend recke ich mich und tue wie mir geheißen. Das Landen ist für mich immer das Schlimmste. Schnell stecke ich mir ein Pfefferminzkaugummi in den Mund und genieße den sanften Geschmack der Minze, der sich sofort auf meiner Zunge ausbreitet. Kaugummis sind einfach das perfekte Suchtmittel. Und schon geht ein gewaltiger Ruck durch das Flugzeug. Ich beuge mich zum Fenster und sehe hinaus. Kleine Tropfenketten bleiben am Glas hängen. "Hello New York", sage ich leise zu der verregneten Stadt. Autos rasen auf den Straßen, Taxifahrer schreien sich gegenseitig an und pfeifen durch die geöffneten verrauchten Fenster. Passanten tragen die merkwürdigsten Klamotten der Welt, Jugendliche rauchen an den Straßenecken und rufen hübschen Mädchen mit kurzen Röckchen abstoßende Dinge hinterher. Und mittendrin stehe ich mit meinem schwarzen Mantel, braunen Stiefeln mit leichten Absätzen und einer roten Mütze auf dem Kopf. Jetzt habe ich noch vier Stunden bis ich über den Großen Teich nach Cork fliege. Aber hier wird sich schon etwas finden, was ich in dieser Zeit unternehmen kann. Ich zücke meine Kreditkarte und gehe zu einem Bankautomaten in der Nähe. Dort hebe ich vierhundert Dollar ab. Ich muss keine Geldsorgen haben, denn meine Eltern überweisen mir monatlich 150 Dollar, die ich aber fast nie ausgebe. Jetzt zahlt sich das eben aus. Ich stecke das Geld in mein Portmonaie, lege dieses in die Handtasche und mache mich auf die Suche nach einem kleinen Restaurant in dem ich etwas essen kann. Es ist erst 18:00 Uhr, aber ich verspüre trotzdem großen Hunger. Heute Mittag habe ich schließlich nichts gegessen, da darf ich heute ruhig mal ein bisschen zulangen. Ich spanne meinen kleinen roten Regenschirm auf, den ich zum Glück in meine Handtasche eingepackt habe, und laufe los. Ich finde Gott sei Dank rasch ein kleines, unauffälliges Restaurant und nehme Platz. Sofort kommt ein Kellner angehoppelt und reicht mir wortkarg die Speisekarte. Ich sehe sie mir schnell durch und nehme dann eine Apfelschorle und Lasagne al Forno in vegetarischer Form. Im letzten Moment habe ich nämlich noch an meine Oberschenkel gedacht. Nachdem ich gegessen getrunken und bezahlt habe gehe ich wieder hinaus und schaue auf die Uhr. Es ist erst eine Stunde vergangen! Ich seufze. Dann gehe ich eben shoppen ... Wo gibt es denn in New York einen Hollister? Ich sehe mich um und erblicke einen recht gutaussehenden Typen, der mit seinen Freunden in einem Kreis steht und sich unterhält. Außerdem trägt er einen Hollisterpulli. Kurz entschlossen gehe ich auf ihn zu. "Hey, kann ich dich ganz kurz stören?", frage ich freundlich. Er dreht sich zu mir um und muss erst mal herunterschauen. Sofort fühle ich mich gedemütigt. Alle sind so viel größer als ich! "Klar, hübsche Mädchen dürfen mich immer stören", antwortet er grinsend. "Wo gibt es hier einen Hollister?", frage ich direkt. Er sieht mich mit gerunzelter Stirn an. "Das müsstest du doch wohl am besten wissen, immerhin bist du ein Mädchen!" "Sorry, aber ich bin aus L.A. und kenne mich hier nicht aus. Also: Wo ist der nächste Hollister?" "Geh die Straße runter, dann auf die Fifth Avenue und im ersten Stock der Mall ist er. Du kannst ihn gar nicht verfehlen." Ich seufze leise in mich hinein. Glück gehabt, so weit muss ich auch nicht wieder laufen. "Danke", sage ich knapp zu dem Jungen und will gerade gehen, als er mich am Arm festhält. "Also, ein Dankeschön in Form deines Namens und deiner Nummer wäre mir lieber", grinst er blöde. Ich muss unwillkürlich lächeln. So ein Dummkopf. "Ich heiße Megan. Und meine Nummer kriegst du ganz bestimmt nicht." Dann reiße ich mich los und gehe in die hingewiesene Richtung, während seine Freunde hinter mir "Abfuhr!" johlen und sich gegenseitig beglückwünschen. Ich schüttele den Kopf. Jungs sind doch wirklich alle gleich. Nach zwei Minuten stehe ich vor dem riesigen Hollistershop und gehe glücklich hinein. Ich habe noch zwei Stunden, das reicht locker für ein paar neue Klamotten... Insgesamt gehe ich mit fünf Papiertüten wieder aus dem Laden hinaus. Drei neue Pullis in verschiedenen Farben, zwei neue Hosen, eine karierte Bluse, ein neues Kleid und vier T-Shirts mit Blumenausschnitt. Jetzt habe ich nur noch eine Viertelstunde! Etwas panisch renne ich zum Ausgang der Mall und dann auf direktem Weg zum Flughafen. Außer Atem komme ich im Gebäude an und gehe zum Check-In. Zum Glück wurde mein Koffer gleich in das Flugzeug nach Irland verfrachtet darum muss ich mich also nicht mehr kümmern. Tja, der Starbonus ... Im Duty Free-Shop kaufe ich mir noch eine kleine Tafel Schokolade für den unendlichen Flug nach Cork, dann muss ich auch schon einsteigen. Wieder sitze ich am Fenster der Businessclass. Ein schlanker Mann mit einem Laptop setzt sich neben mich und lächelt mir zu Begrüßung zu. Ich lächele aus Höflichkeit zurück und widme mich dann wieder meinem Handy und stecke mir Ohrstöpsel rein. Dann stelle ich "Skycraper" von Demi Lovato an, mein Lieblingslied bei Reisen. Immerhin stehen jetzt fast 12 Stunden Flug an!

Love, found in IrelandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt