"Manon, stück mal ein Rück.", sagte Till hinter ihr. Manon rutschte ein Stück zur Seite, sodass Till sich zu ihnen setzen konnte. "Wie geht es uns heute?", fragte er in die Runde. Eigentlich fragte er nur Finn, Ethan und Manon, denn alle anderen saßen so, dass sie ihn bei dem Lautstärkepegel der Schule nicht hören konnten. "Gut", sagten Ethan und Finn. Manon nickte zustimmend. Es war ein schöner Tag mit ein wenig Herbstsonne, die sie den Sommer vermissen ließ, als alles noch einfach gewesen war. Als sie noch mit ihren Brüdern und Kate Eisessen war. Als sie einfach mit den dreien glücklich war. Heute war ein melancholischer Tag für Manon, aber das durfte schon mal sein fand sie. "Woran denkst du?", fragte Ethan sie. "An letzten Sommer.", antwortete Manon wahrheitsgemäß. "Sind wir heute etwas melancholisch unterwegs?", scherzte er und lächelte sie liebevoll an. "Ja. Ein wenig.", sagte Manon leise. Ethan breitete sein Arme aus und Manon lief zu ihm um sich in den Arm nehmen zu lassen. Ethan-Umarmungen taten ihr so gut wie selten etwas es tat. Er war einfach für sie da und dieses Wissen brauchte sie gerade heute. Warum war alles so kompliziert? Warum wünschte sie sich in diesem Moment von Till in den Arm genommen zu werden anstatt von Ethan? Manon verstand sich selbst nicht mehr und verkroch sich stattdessen einfach in Ethans Pulli.
"Liebe Mila, du hast Recht. So bleibt es noch eine Weile etwas besonderes. Auch wenn du natürlich auch ohne dieses Briefgeheimnis etwas besonderes bist... und natürlich halte ich dich auf dem laufenden. Momentan läuft rein gar nichts. Ich bekomme keine Nachrichten mehr von ihr :( Ich werde meinen Vater fragen, ob er mal bei ihren Eltern anruft und unauffällig nach ihr fragt nicht, dass ihr etwas passiert ist... :( Du überrascht mich wirklich! Innerhalb von einer Woche hast du es geschafft drei Aufgaben zu lösen, das ist ja der Hammer! Und ich traue mich überhaupt dir Tipps beim Modulo Rechnen zu geben... o:) Ich habe mindestens einen Monat für die ersten drei gebraucht. Aber ich hatte auch keinen Zeitdruck. ;) Das freut mich, dass sie es so gut verstanden hat! Und es bestätigt meine Theorie, dass du um einiges schlauer bist als ich. ♥ Ich habe gestern angefangen zu lesen. Du hast Recht. Dieses Buch fesselt einen wirklich! Ich lese zwar recht langsam, aber ich habe es einfach nicht weglegen können. Jetzt bin ich echt müde... dein (gähnender) Noah ♥"
Manons Herz konnte sich einfach nicht entscheiden. Es veranstaltete einen Freudentanz aufgrund der Herzchen und natürlich wegen des anfänglichen Kompliments. Manon war sauer auf sich selbst, doch trotzdem genoss sie jedes Wort von Noah. Ich dummes kleines verliebtes Mädchen mit Entscheidungsproblemen, schimpfte sie sich selbst in Gedanken. Wie war sie nur in so etwas hineingeraten?
"Lieber Noah, oh nein, das hört sich wirklich nicht gut an. Kann ich irgendetwas für euch tun? Es tut so weh mit zu bekommen wie traurig du bist und nichts tun zu können! Ich bin da, okay? Das ist das mindeste, was ich gerade tun kann. ♥ Außerdem glaube ich nicht, dass ich so viel schlauer bin als du. Wirklich nicht! Momentan kann ich mich überhaupt nicht konzentrieren und dementsprechend weit bin ich bei der vierten Aufgabe gekommen. Ich habe nicht mal einen Ansatz:( Ich muss mich echt zusammenreißen und meine Gedanken wieder etwas sortieren. Es freut mich, dass du das Buch magst. Es gehört zur Grundbildung es gelesen zu haben, denke ich. Hast du auch irgendeinen Buchtipp? Nach dem Bundeswettbewerb könnte ich ein gutes Buch wirklich vertragen! Alles Liebe, Mila"
Als Manon vor die Schule trat war Finns Auto nicht mehr da. War er einfach ohne sie gefahren? Heute war sie sogar recht pünktlich da wunderte sie sich. Manon lief langsam Richtung Parkplatz um nach zu sehen, ob Finn nicht einfach das Auto an einer anderen Stelle geparkt hatte. "Manon!", hörte sie jemanden hinter sich rufen. Manon wandte sich um und sah Till auf sie zu laufen. "Finn ist nach der vierten Stunde nach hause gefahren. Ihm ging es nicht gut. Ich hab ihm gesagt, dass ich dich mitnehme.", erklärte Till ihr, als er bei ihr angelangt war. Das war untypisch für Finn. Er war der letzte, der sich einfach so von der Schule abmelden würde. Zudem schien es ihm in der Pause ja noch gut gegangen zu sein. Es musste ihm wirklich schlecht gehen. "Und was ist mit Al?", fragte Manon Till. "Finn hat gesagt, dass er eine Ute anruft, damit die ihn nach hause bringt.", antwortete er. Manon nickte. "Gut. Dann sollten wir fahren. Ich muss zuhause sein bevor Al ankommt." Till lächelte. "Was denn?", fragte Manon ihn etwas angespannt. Sie mussten jetzt wirklich fahren. Manon wollte dringend wissen wie es Finn ging. "Ich bewundere nur wie sehr du dich um deine Familie sorgst. Das ist nicht selbstverständlich. Deine Familie ist etwas besonderes, Manon.", sagte Till. Manon hatte keine Ahnung was sie darauf antworten sollte. Was Till gesagte hatte stimmte, daher sagte sie nach einer kurzen Pause, "Ich weiß", und musste unwillkürlich lächeln. Till lächelte zurück. Sie standen eine Weile da, dann nahm Till wie selbstverständlich Manons Hand und zog sie Richtung Parkplatz zu seinem Motorrad. Manons Schmetterlinge im Magen flogen wild durcheinander.
"Ich bin noch nie auf einem Motorrad gesessen.", sagte Manon zu Till. Till reichte Manon einen Helm und setzte sich selbst seinen auf. Dann hob er sie plötzlich hoch und setzte sie auf das Motorrad. "Das ist gar kein Problem. Du musst dich einfach an mir festhalten.", erklärte er ihr. Er setzte sich und ließ den Motor an. Sofort klammerte Manon sich an ihm fest. "Keine Angst!", sagte er noch bevor er los fuhr. Manon hatte aber Angst. Sie kniff die Augen zu um nicht sehen zu müssen wie schnell sie fuhren. Doch nach einer Weile bemerkte sie, dass sie sich gar nicht so fest halten musste. Till fuhr sicher und gleichmäßig. Manon lockerte ihren Griff und öffnete langsam die Augen. Und dann begann es ihr Spaß zu machen. Sie spürte den Fahrtwind und Till vor ihr. Ihr Herz machte einen Hüpfer. Manon grinste in sich hinein. Es war ein wunderbares Gefühl mit Till Motorrad zu fahren.
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Damit wir leben
Teen FictionUrsprünglich war Manons Plan zwei Jahre in ihrem neuen Kaff zu überleben ohne dort ernsthaft Wurzeln zu schlagen. Doch dann kam Noah. Und mit ihm eine wunderbare Brieffreundschaft, die Manons Leben veränderte. Sie begann sich ihrem Leben gegenüber z...