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"Liebe Mila, oh je, das klingt nicht gut. Dein Herz macht komische Dinge? So was ähnliches hat meine Schwester immer gesagt, wenn es ihr wegen irgendwelchen Jungen nicht gut ging. Vertrau einfach auf dein Bauchgefühl, Mila. Und mach auf keinen Fall irgendetwas nur um anderen zu gefallen, denn das hast du gar nicht nötig! Sei du selbst, geh nicht weiter, als du willst und versuche herauszufinden was dein Herz dir sagen möchte. Das ist die Kurzfassung von dem was ich meiner Schwester bei einem komischen Herz auch geraten habe. Wenn du reden möchtest, dann bin ich da. Zumindest schriftlich und wenn du willst auch in 'echt'. Es freut mich, dass du doch noch Ansätze gefunden hast. Das schaffst du schon noch! Und ich bin froh in dir einen weiteren Harry Potter Fan gefunden zu haben. Irgendwie haben wir erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Was wird nur aus uns zwei Matheverrückten werden?:) ♥ Tintenherz solltest du definitiv nochmal ausprobieren! Es ist wunderhübsch ( tolles Wort! Hab ich in 'Tribute von Panem' gefunden :) )! Noah kenne ich noch nicht. Es wird aber wohl das nächste Buch nach der Panem-Trilogie. Ich bin inzwischen so süchtig danach! Ich glaube ich lese momentan etwas zu viel und schlafe deutlich zu wenig... gähn... :) Du könntest deine Beschwerde doch zu einer Petition ausweiten. Ich würde sofort unterschreiben. Nur wird sonst kaum einer zu uns halten. Mathe ist nicht gerade das beliebteste Fach bei unseren Mitschülern. (Ich weiß auch warum. Die bekommen keine Briefe von der wunderbaren Mila ;) Aber das sollen sie auch nicht. Ich behalte dich lieber ♥) Ich hab dich lieb, dein Noah"

"Lieber Noah, danke! Leider habe ich noch nicht herausfinden können, was mein Herz mir sagen möchte, aber ich werde mich noch eine Weile damit herumschlagen können. Stattdessen habe ich nämlich eine Lösung für die vierte Aufgabe gefunden! Yippie! Heute muss ich es nur noch ausformulieren, dann bin ich fertig. Dann habe ich morgen meinen Tag an dem ich zur Post gehe und danach zur Bücherei:) Was aus uns werden soll weiß ich auch nicht. Vielleicht schreiben wir uns bis an unser Lebensende Briefe und sterben dann alt und einsam, weil ich mich nie getraut habe dir zu sagen wer ich bin... Aber bis wir alt sind habe ich zum Glück noch eine Menge Zeit:) Ja, uns würde wahrscheinlich keiner unterstützen bei so einer Petition. Schade! Dann werde ich immer zu früh aufhören müssen zu schreiben:( Und jetzt, weil ich aus meinen Fehlern gelernt habe: Schönes Wochenende! Lies die Bücher aus und schlafe dich dann aus. Ich werde unterdessen mit Freundinnen was unternehmen. Hätte ich auch nicht gedacht, dass das mal hier passieren wird, aber egal. Ich hab dich auch lieb, deine Mila ♥"

An diesem Donnerstag Nachmittag formulierte Manon die letzte Aufgabe aus. Dann packte sie alles in einen Umschlag und klebte den Adresszettel darauf. Es war ein tolles Gefühl! Alles so fertig vor sich liegen zu sehen war wunderbar, fand Manon. Es euphorisierte sie sogar so sehr, dass sie für eine Weile ihr komisches Herz vergaß.

Am Abend telefonierte sie mit Kate."Wenn ich die Situation mal ganz objektiv darstellen darf:", begann Kate und wartete gar nicht auf Manons Erlaubnis, "Du hast dich in zwei Jungen gleichzeitig verliebt. Der eine ist quasi schon Teil deiner Familie und den anderen hast du noch nie gesehen schreibst ihm aber seit mehr als zwei Wochen täglich Briefe. Zudem hast du keinen blassen Schimmer ob einer der Jungen dich ebenfalls mag. Obwohl ich da schon einige Vermutungen habe, die ich dir aber lieber noch nicht mitteile." Kate holte kurz Luft und redete dann weiter, "Mein Beste-Freundin-Lösungsvorschlag: Finde heraus, ob einer der Beiden in dir auch mehr sieht, als eine normale Freundin und schnapp dir dann den, der dich liebt." Manon dachte kurz nach. "So ungern wie ich das auch zugebe, Kate : Ich glaube du könntest Recht haben. Das klingt logisch.", sagte sie dann. "Dann nimm all deinen Mut zusammen und zeig ihnen, dass du sie sehr magst! Ich muss jetzt los, Manon. Ich hab dich lieb, du schaffst das." Und schon hatte Kate aufgelegt. Das würde schwer werden, aber Kate hatte Recht. Es war die beste Lösung, die sie bis jetzt hatte.

"Du brauchst mich heute Mittag nicht wieder nach hause mitnehmen.", sagte Manon am Freitag morgen zu Till, als sie vor der Schule von seinem Motorrad stiegen. "Warum das denn? Hast du vor in der Schule zu schlafen?", fragte Till belustigt. "Nein.", lachte Manon, "Ich muss noch in die Stadt um ein paar Besorgungen zu machen. Danach fahre ich mit dem Bus nach hause.", erklärte Manon und gab ihm ihren Helm zurück. "Ich könnte einfach schnell mitkommen und dann fahren wir danach zusammen nach hause.", schlug Till vor. "Nein, lieber nicht.", erwiderte Manon in Gedanken an den Umschlag, der in ihrem Rucksack wartete, "Bus zu fahren kann nicht schaden und es wird wirklich lange dauern. So lange willst du sicher nicht warten." "Bist du dir sicher? Es wäre gar kein Problem für mich.", fragte Till erneut nach. "Ja, ich bin mir sicher.", sagte Manon bestimmt. Till sah etwas verletzt aus.

"Till, das hat nichts mit dir zu tun. Ich brauche einfach etwas Zeit für mich. Ohne meine Familie und Freunde um mich herum.", versuchte Manon die Situation zu retten. Till sah ihr in die Augen, dann nickte er langsam. "Okay.", sagte er, "Aber wenn du mich brauchst, dann bin ich für dich da, okay?" Manon sah ihm ebenfalls in die Augen und hoffte, dass Till nicht sehen konnte, was für Luftsprünge ihr Herz gerade machte. "Okay. Danke Till.", erwiderte sie aufrichtig. Till umarmte sie fest. Manon ignorierte ihr komisches Herz, das scheinbar versuchte einen neuen Takt zu erfinden in dem es schlagen konnte. Einen, der die geringste Amplitude aller Zeiten hatte. Manon vergaß ihr Herz und genoss Tills Nähe. Der Gong ließ die beiden aufschrecken. Sie waren zu spät.

"Liebe Mila, du weißt gar nicht wie stolz ich auf dich bin. Du hast den ganzen Bundeswettbewerb innerhalb von nicht mal zwei Wochen bearbeitet! Das ist der Hammer! Weißt du, bevor wir beide einsam sterben würde ich alles daran setzen heraus zu finden wer du bist. Wenn dieser Zeitpunkt (in sechzig Jahren) gekommen ist sage ich dir noch mal Bescheid, damit du dich im letzten Moment doch noch entschließen kannst mir diese Mühe zu ersparen. Diese Arbeit könntest du mir natürlich auch schon früher abnehmen. Das wollte ich nur mal gesagt haben. Egal wer du bist, ich bin mir sicher, dass ich dich sehr gern habe, denn du bist Mila. Dir wünsche ich auch ein sehr schönes Wochenende mit deinen Freundinnen! Und genieße den Moment in dem du den Briefumschlag einwirfst:) Ich werde dich vermissen, dein Noah ♥"

"Noah, ich bin auch schon sehr aufgeregt. Am liebsten würde ich jetzt sofort aufstehen und zur Post rennen. Das wäre zumindest etwas Sinnvolleres, als diese Baumdiagramme im Schneckentempo, die wir schon letztes Jahr gemacht haben und jetzt nochmal und nochmal wiederholen...gähn... Weißt du, ich bin einfach ein Angsthase. Ich kann dir nicht einfach sagen wer ich bin, denn ich habe das Gefühl, dass ich Noah dann verlieren würde. Viel wahrscheinlicher kommt es mir vor, dass wir irgendwann durch Zufall entdecken wer der andere ist. Sag mir bitte Bescheid, wenn du weißt wer ich bin:) Ich werde dich auch vermissen. Alles Liebe, deine Mila"

"Ein Euro und fünfundfünfzig Cent bitte.", sagte die gelangweilte Frau von der Post. Manon reichte ihr zwei Euro und bekam fünfundvierzig Cent zurück. "Darf ich den Umschlag bitte draußen einwerfen?", fragte Manon. "Wenn dir das Spaß macht", grummelte die Frau und reichte Manon den Umschlag zurück. "Vielen Dank! Einen schönen Tag Ihnen.", verabschiedete sich Manon übertrieben höflich. "Danke", sagte die Frau monoton und sah sie dabei nicht einmal an. Doch Manons Laune blieb unerschütterlich gut. Sie ging nach draußen zum Briefkasten. In dem Moment in dem sie den Umschlag losließ dachte sie an Noah.















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