it's damn complicated.

t h i r t y f i v e | «

Als ich am nächsten Morgen in dir Küche kam, waren wie immer schon alle da.
Mein Dad war gestern dafür, dass wir alle eine Nacht über den letzen Ereignissen schlafen sollten, bevor wir uns nochmal in Ruhe über meine Situation unterhalten würden.
Ich hatte mich lang hin und her gedreht und darüber nachgedacht, wie ich meinem Bruder jetzt begegnen sollte. Er war immer noch der selbe Mensch, aber natürlich hatte sich trotzdem etwas verändert.
Wenn auch nicht sichtlich.
Ich wusste, dass es ein Unfall war und ich konnte es auch meinen Eltern nicht wirklich übel nehmen, dass sie es vertuscht hatten, aber irgendwie hatte es einen säuerlichen Beigeschmack hinterlassen.
Aber hätten meine Eltern das für mich auch gemacht? Bestimmt.
Und hätte ich Noah anders kennengelernt? Vielleicht schon. Vielleicht hätte das Schicksal uns irgendwie zusammengebracht. Vielleicht auch nicht.
Da auch meine Mum in der Küche war, ging ich davon aus, dass mein Dad ihr von allem erzählt hatte, was sich bestätigte als sie mich nachdenklich ansah und schließlich in ihre Arme zog.
„Warum hast du mir den nichts gesagt?", murmelte sie weinerlich an meinen Haaransatz, worauf ich ebenfalls traurig schniefen musste.
„Ich wollte euch nicht enttäuschen", meine Stimme klang brüchig, und ich musste mich bemühen nicht sofort wieder zu weinen.
Es gab viele Gründe, warum ich ihnen nicht davon erzählen konnte. Einerseits, weil ich sie nicht enttäuschen wollte, aber andererseits, fühlte ich mich einfach nicht bereit dazu.
Es war, als wäre die Situation nicht wirklich real, solange ich es nicht aussprach. Wie ein Geheimnis, dass mich zwar beschäftigte, aber meinen Alltag nicht veränderte.
Und jetzt wussten es alle, und ich war einerseits unglaublich erleichtert und andererseits machte mir das alles solche Angst.
Jetzt kam alles in Echtzeit auf mich zu, und ich konnte es nicht weiter verdrängen.
Und ich wollte es nicht weiter verdrängen.
Mein Dad lächelte mich an, bevor er seine nachdenkliche Miene aufsetzte und ernster wurde.
„Also, habt ihr euch schon Gedanken darüber gemacht, wie es jetzt weiter geht?"
Noah nickte und legte während er redete sanft seine Hand auf meinen Oberschenkel.
„In etwa drei Wochen schreibe ich mein zweites Staatsexamen, damit bin ich endlich Jurist und kann Vollzeit arbeiten. Bella könnte ihren Abschluss machen, und dann ein Jahr Pause zwischen der Highschool und dem College einlegen. Wenn sie dann studieren will, arbeite ich einfach weniger, und sie hat genug Zeit auf ihre Prüfungen zu lernen."
Lächelnd beobachtete ich Noah beim Sprechen, und bei der Art wie er so sachlich und irgendwie... männlich und verantwortungsbewusst war, machte mein Herz einen Sprung.
Wer hatte vor ein paar Monaten, als dieser Idiot eingezogen war, gedacht, dass wir einige Zeit später hier sitzen und über unser gemeinsames Kind sprechen würden?
Mein Dad nickte zustimmend.
„Ich und Mum haben gestern Nacht ebenfalls etwas nachgedacht, und uns überlegt, ob es besser wäre wenn ihr hier bei uns bleibt, oder ob ihr lieber eure eigenen vier Wände hättet. Die Apartments in der 2nd sind nämlich vor zwei Wochen fertiggestellt worden, und alle bis auf eines haben wir schon vermietet."
„Und was genau hattet ihr euch vorgestellt?" fragte ich interessiert.
Meine Mum lächelte: „Apartment 6b wäre noch frei. Ihr hättet dort genug Platz für euch drei und eure eigenen vier Wände, und wenn ihr jemanden zum Babysitten braucht, sind wir nur zwei Minuten zu Fuß entfernt. Also was haltet ihr davon?"
Vielversprechend lächeln sah ich zu Noah, welcher mich ebenfalls angrinste. Schmunzelnd legte ich meine Hand auf seine, welche immer noch auf meinem Oberschenkel verweilte.
„Ich wäre damit einverstanden", nickte ich.
Noah stimmte ebenfalls zu und lächelte meinen Eltern dankbar zu.
„Danke, für alles. Ich weiß es sehr zu schätzen, was ihr alles für uns tut. Bella und Matt haben wirklich Glück, Teil einer so tollen Familie zu sein."
Mein Dad schmunzelte: „Spätestens jetzt, wärst du Teil unserer Familie, Noah. Aber in Wirklichkeit warst du es die ganze Zeit."