Unbewusst folgte ich ihr bis zur Mitte der Tanzfläche, die umgeben von lauter, fremden Menschen war. Die Musik dröhnte auch diesmal bis hinauf zu meinen Ohren, sodass ich kaum noch richtig, etwas anderes war nehmen konnte. In meinem Blickwinkel sah ich die Frau vor mir, die mich fest an der Hand hielt und dabei mit ihren roten Highheels stolz vor mir lief. Sie war nebenbei bemerkt kleiner als ich, dünn und trug zum roten Top, eine schwarze Hotpants mit Netzstrumpfhosen. Als wir angekommen waren, blieb sie dann selbstverständlich vor mir stehen und drehte sich um. Sie hatte ihre Arme um meinem Nacken geschlungen und schmiegte ihren Oberkörper fest an mich. In ihrer Nähe konnte ich kaum klar denken, weil sie mich zum Einen andauernd berührte und ich zum Anderen total besoffen war.
Ich hatte schon dermaßen viel getrunken, dass ich kaum bei klaren Verstand war. Die Hälfte von dem, was sie tat bekam ich kaum mit, da meine Sicht verschwommen war und ich irgendwie mit dem Stechen in meinem Kopf kämpfen musste. Wie ein emotionsloser Mensch stand ich also vor ihr und starrte ihr in die Augen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte oder ob ich mich überhaupt noch richtig bewegen konnte, ohne gleich umzukippen, aber sie hatte mich fest im Griff. Ganz stabil stützte sie mich und legte dabei ihren Kopf auf meiner Schulter ab. Sie lächelte glücklich und schwang ihre Hüfte im Einklang mit der Musik gegen meine. Doch es brachte nichts. Während sie versuchte mich mit aller Kraft anzuturnen oder ihre Krallen an den Fingern in den Stoff meines Hemds zu pressen, stand ich nur emotionslos da. Sie tanzte zwar dann erneut gegen meinen Körper, bewegte ihre Hände um mich herum und küsste mit ihren Lippen meinen Hals entlang, doch es zeigte keine Wirkung.
Regungslos ertrug ich bloß ihre Berührungen und versuchte mir so gut wie möglich Taehyung vorzustellen, aber es funktionierte einfach nicht. Meine Gedanken schwebten wo völlig anders. Wo zum Beispiel die Jungs waren, wie es Taehyung gerade wohl ging oder was ich hier überhaupt tat. Der Alkohol verpasste mir dazu auch noch einen starken Dämpfer, sodass mir schwindeliger den je wurde und ich plötzlich das Verlangen zu kotzen hatte. Taumelnd hielt ich mich mit meinen Beinen, die sich wie Wackelpudding anfühlten, aufrecht. Mir war danach gleich zusammen zu brechen, da es aufeinmal so stickig um mich herum wurde. Außerdem schien alles unglaublich eng und zusammen gepresst. Besonders als mir auf einmal die unbekannte Frau immer näher kam. Selbst ihr Parfum schoss bis hin zu meiner Nase und ich konnte nichts mehr anderes wahr nehmen, als den viel zu starken Duft.
Abwehrend hielt ich deshalb meine Hand vor den Mund und kämpfte gegen die Übelkeit an. Die Frau vor mir, jedoch wich deswegen erschrocken zurück und sah mich verwirrt an. "Geht es dir gut?" Ihre Stimme war noch genauso frech wie davor, doch der Glanz in ihren Augen strahlte Sorge aus. Sie streckte ihre Hand aus und wollte mich wieder an der Wange berühren, doch ich wehrte ihre Geste ab, indem ich sie diesmal mit meiner Hand zurück hielt. "N-nein, mir geht es n-nicht gutt... ganz u-und gar nicht guuut..." murmelte ich. Sie wollte wieder meine Hand ergreifen, doch ich taumelte einige Schritte nach hinten gegen irgendeine andere Person auf der Tanzfläche. Auf der Stelle blieb die Frau stehen. "Was ist los? Turne ich dich nicht an?" Fragte sie verständnislos, aber ich konnte mich kaum konzentrieren, weil mir gerade schwarz vor Augen wurde. "Frische Luft...i-ich brauche frisch'sche Luft!" Stotterte ich und platzierte meine Hand vor mein Gesicht.
Etliche Schweißperlen rannten meine Stirn hinab. Die Hitze um mich herum, fühlte sich so an, als würde sie mir die restliche Luft in meinem Lungen abschnürren, während die Leute um mich herum anfingen mir auf einmal immer größer vorzukommen. Panik brach in mir aus und ich konnte den Drang mich zu übergeben kaum standhalten.
Was machte ich hier überhaupt? Warum ließ ich zu, dass jemand Fremdes mich berührte? Ich betrog Taehyung, hallte es immer wieder in meinem Kopf.
"I-ich bin ein schlechter Freund..." flüsterte ich diese Erkenntnis vor mich hin. "I-ich bin so w-eint Idiot, i-ich kann nicht mal treu sein! Was kann ich eigentlich?! Ich bin nichts weiter als ein verdammter Versager!! I-ich hab das hier nicht verdient...." redete ich mir selbst ein und stand den Tränen nahe. Meine Schreie versanken allerdings im Lärmpegel der Menge, sodass mich niemand bis auf die Frau vor mir hören konnte. Allerdings musterte sie nur fassungslos mein Verhalten, bevor ich zum Handeln anlegte und im selben Moment anfing einfach los zu rennen. Meine Kehle brannte dabei wie verrückt und die Menge um mich herum wurde immer schlimmer. Mir mangelte es an Luft, sodass es mir vorkam jeden Moment zu ersticken. Meine Beine machten sich selbstständig und bewegten sich wie von selbst in Richtung Ausgang. Auch wenn es mir in meiner Verfassung alles andere als gut ging, schaffte ich es mich durch die Masse an Menschen hindurch zu ringen. Schwankend kam ich am Hinterausgang der Feier an. Ich sah das grüne Ausgangs Schild, welches grell über der verosteten Tür aufleuchtete.
Kurz darauf sprintete ich geradewegs gegen die eisern, schwere Tür, bevor diese sich öffnete und den Ausgang zur Natur freigab. Augenblicklich umhüllte mich in wenigen Sekunden der frische Zug des Windes und die nächtliche Kälte. Darüber hinaus war auch der Lärmpegel gesunken, weil kaum Leute hier draußen im Hinterhof waren. Hier gab es praktische gesehen nur ein fast leeres Grundstück mit einer kleinen Wiese. Erschöpft ließ ich mich trotz der teuren Jeans schlaff auf das nasse Gras der Hintertür fallen. Ich wollte gerade ausatmen, doch bevor es mir überhaupt möglich war auch nur für eine Sekunde meinen Körper weiter zurück zu halten, entleerte sich plötzlich mein Magen.
Die erste vom Essen am Nachmittag kamen alle hoch und ich musste mich direkt auf dem Asphalt übergeben. Im letzten Moment hatte ich es noch, trotz Schwindel geschafft mich mit meinen Oberarmen fest zu halten, sodass ich gekrümmt über der Kotze saß. Verstört davon wich ich einige Meter zurück von der Stelle, wo ich erbrochen hatte, bevor ich mich völlig fertig und müde auf das Gras legte. Einige Tränen kullerten dabei aus meinen Augenwinkeln, während ich trüb die Sterne am Nachthimmel ansah.
Zu dem erholte sich mein Körper von der Hitze und dem Lärm im Club, allerdings war mir immer noch schwindelig im Kopf und alles drehte sich teilweise noch. Auch mein schlechtes Gewissen gegenüber Taehyung und mir selbst gab mir keine Ruhe.
Mir war nämlich zum Heulen zu mute.
"Scheiße..." flüsterte ich und mir rannten Tränen über die glühenden Wangen. Ich war ein verfluchter Schwächling geworden, der zu nichts zu nutze war. Nicht mal richtig glücklich oder treu sein konnte ich. Mein Leben war ein einziger Trümmerhaufen, den ich von Tag zu Tag vor mich her lebte, ohne richtig dabei zu leben.
Verzweifelt krallte ich mich mit den Finger in das nasse Grass und riss dabei Erde und einige Grashalme heraus. Gerade wollte ich einfach nur noch verschwinden und mich endlich in Luft auflösen.
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Felou
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you already own me✔ °taekook
Fanfic[ ABGESCHLOSSEN/ FORTSETZUNG] Alles hat sich verändert für Jeon Jungkook. Seine Welt wurde mit einem Schlag seit jenem Tag völlig verändert und zerstört, jedoch versuchen Taehyung und seine Freunde ihm mit aller Kraft und Mühe, die sie aufbringen kö...