Kapitel 1

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Tanny's POV:

Es ist ein schöner und ruhiger Abend in Hobbingen. Der Herbst bricht an. Es wird kühler und die ersten Blätter ändern ihre Farbe.Wie jeden Abend begebe ich mich nach einem erfolgreichen Beutefang zurück nach Hause, nach Beutelsend. Auf dem Weg dorthin, komme ich an vielen anderen Hobbithöhlen vorbei. Ein paar sitzen am Essenstisch und unterhalten sich. Andere wiederum sitzen draußen auf der Gartenbank und rauchen, hacken Holz oder bewässern die Pflanzen in ihren Gärten. Ich seufze schwer und murmel:"Ein Tag wie jeder andere auch." Dann denke ich über Gandalf's Besuch von heute morgen nach. Ich habe nicht viel mitbekommen, da ich von Bilbo in mein Zimmer geschickt wurde. Ich habe soweit verstanden, dass er Bilbo auf ein Abenteuer eingeladen hat, doch er lehnte ab. Doch wie ich Gandalf kenne, wird er nicht locker lassen. Schlecht für Bilbo, dafür umso besser für mich. Vielleicht darf ich ja dann mit! Mit diesem schönen Gedanken im Kopf und pfeifend schlage ich den Weg nach Beutelsend ein. Als ich zu Hause ankomme und die Tür öffne, sehe ich mich nach Bilbo um und entdecke ihn letztendlich in der Küche. Ich klopfe gegen den Türrahmen, um auf mich aufmerksam zu machen. Als er mich bemerkt, lächelt er und fragt:"Und, hast du dein Abendessen bekommen?" Ich grummel leise vor mich hin. Wie kann man nur so fröhlich sein? Es ist hier mehr als nur langweilig und es passiert so gut wie nie etwas spannendes. "Ja", erwidere ich traurig. "Aber..." "Bitte Tanny, das Thema hatten wir schon so oft", unterbricht mich Bilbo sofort. Ich schnaube und will schon in mein Zimmer gehen, als Bilbo mich zurückhält. "Tanny, verstehe es doch bitte. Die Welt da draußen ist gefährlich. Was glaubst du wohl, warum Gandalf dich damals zu mir brachte und mich bat dich hier, am friedlichsten Ort Mittelerdes aufzuziehen." Ich trete zu ihm und meine traurig lächelnd:"Ich weiß nicht was damals passiert ist und ob es etwas mit der Welt da draußen zu tun hat. Aber, ich habe irgendwie das Gefühl es herausfinden zu wollen. Ich möchte wissen was passiert ist und ich werde es herausfinden. Egal wie und wann. Ich verstehe dich, aber bitte verstehe mich auch." Er seufzt, streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und murmelt etwas, was so klingt wie:"ich kann es immer noch nicht glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Ich sehe manchmal immer noch das kleine Mädchen von früher vor mir." Ich grinste und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich gehe in mein Zimmer", erkläre ich und verschwinde auf der Treppe. Als ich in meinem Zimmer ankomme, setze ich mich an meinen Schreibtisch, mache mir neue Pfeile und murmel etwas auf Khuzdul vor mich hin. Gandalf hatte mich diese Sprache gelehrt und sie eignet sich perfekt zum fluchen oder wenn man aufgebracht ist. Warum versteht Bilbo nicht, dass ich mich danach sehne die Welt zu sehen, endlich aus dem Auenland raus, in die Wildnis. In die Freiheit. Herauszufinden wo ich herkomme. Klar, er hat Angst um mich, aber ich bin schon 19. Ich habe gelernt mich zu verteidigen und habe meine Kräfte vollkommen unter...ok, ein bisschen muss ich schon noch üben, aber dieser Drang das Auenland zu verlassen lässt einfach nicht nach. Als es dann anfängt zu klingeln, horche ich auf. Ich höre wie Bilbo die Tür öffnet und eine tiefe, mir unbekannte Stimme mit ihm spricht. Dann höre ich sie in die Küche gehen. Ich denke mir nichts dabei und arbeite weiter an den Pfeilen. Als es aber nach kurzer Zeit erneut an der Tür klingelt und eine weitere mir fremde Stimme an mein Ohr dringt, werde ich doch neugierig. In des Vollmonds Namen, was ist denn da los!?, frage ich mich in Gedanken. Um meine Neugierde zu stillen, schleiche ich also die Treppe nach unten und blicke mich, im Schatten verborgen, im Haus um. Die Stimmen kommen aus der Speisekammer, also ging ich so leise wie möglich dort hin. Als ich dann sehen kann, wer uns besucht, muss ich feststellen, dass es zwei Zwerge sind. Der eine ist klein, hat weiße Harre und weißen Bart. Der andere ich ein gutes Stück größer, hat eine Halbglatze und trägt viele geheimnisvolle Zeichen an Hals und Armen. Sie sind gerade dabei, die Speisekammer zu plündern. Ich kann mich nicht zurückhalten und pruste los. "Bilbo, gib auf. Die werden wohl nicht auf dich hören, egal was du tust oder sagst", necke ich ihn. "Werd ja nicht frech, Fräulein", erwidert Bilbo verzweifelt. Ich schüttel den Kopf und lächel den beiden Zwergen zu. "Hallo Liebes. Wie heißt du? Mein Name ist Balin und dies ist mein Bruder Dwalin", sagt der kleinere von beiden und lächelt freundlich, während der Andere misstrauisch grummelt. Doch das stört mich nicht und ich sage höflich:"Hallo, mein Name ist Tanyna. Ich bin Bilbos Tochter. Schön Sie kennen zu lernen." Als es jedoch erneut klingelt will Bilbo schon zur Tür, doch ich lege ihm eine Hand auf die Schulter und meine:"Ich gehe schon!" Er sieht mich dankend an. Während ich zur Tür gehe höre ich Balin sagen:"Also Manieren hat sie, das muss man ihr lassen." "Glaubt mir. Sie kann auch ganz anders", höre ich Bilbo daraufhin grummeln. Ich grinse und öffne die Tür. Vor der Tür erblicke ich zwei weitere Zwerge...naja, ziemlich große Zwerge, für deren Größenverhältnis. "Guten Abend die Herren. Lasst mich raten. Zwei Zwerge, welche Bilbo Beutlin ihren Dienst anbieten wollen", meine ich frech grinsend, verlagere mein Gewicht auf das linke Bein und lege meine rechte Hand an meine Hüfte. Der Zwerg zu meiner Linken ist blondhaarig, hat blaue Augen und hat seinen Schnurrbart geflochten. Der zu meiner Rechten scheint etwas jünger zu sein, hat dunkelbraune Haare und einen drei-Tage-Bart. Meine Augen bleiben bei seinen hängen. Er hat schöne braune Augen, welche leicht golden schimmern. Als ich merke, dass ich ihn die ganze Zeit ansehe, schaue ich weg und werde leicht rot. Aus dem Augenwinkel sehe ich den brünetten Zwerg grinsen. Oh man, wie peinlich!, denke ich noch und schlage mir innerlich die Hand auf die Stirn. Gut gemacht Tanny. Da hast du einen tollen ersten Eindruck hinterlassen.

Kili's POV:

Als ich und mein Bruder an dem Haus von Herrn Beutlin ankommen, klingel ich und kurz darauf wird uns die Tür geöffnet. Es war aber kein Hobbit, sondern eine junge Menschenfrau. Sie hat eine eher zierliche Erscheinung, ist ein kleines Stück kleiner als ich, hat lange, rote Haare und Sommersprossen, welche sie sehr frech wirken lassen. Sie verlagert ihr Gewicht auf ihr linkes Bein, legt ihre rechte Hand an ihre Hüfte, grinst frech und meint:"Guten Abend die Herren. Lasst mich raten. Zwei Zwerge, welche Bilbo Beutlin ihren Dienst anbieten wollen." Ihre Augen funkeln belustigt. Dieses grün..., denke ich leicht verträumt. Sie schaut mir direkt in die Augen, sieht dann jedoch schnell weg und wird leicht rot. Ich grinse bloß. Irgendwie süß! "Ganz genau", sagt mein Bruder. "Ich bin Fili", beginnt er und ich beende den Satz mit:"und ich Kili" Sie lächelt und bittet uns mit einer Geste herein. Drinnen angekommen, nimmt sie uns die Waffen ab und legt sie behutsam zur Seite. Jedoch fällt mir auf, dass sie meinen Bogen eine Zeit lang betrachtet. Ich gehe zu ihr und frage:"Interessiert Ihr euch für's Bogenschießen?" Sie sieht schmunzelnd auf den Bogen und erwidert:"Ja, ich selbst beherrsche ebenfalls diese Kunst. Es liegt mir sehr gut, ohne damit angeben zu wollen." Sanft streicht sie über die Sehne und spannt sie leicht. "Dies ist ein sehr guter Bogen. Mit der richtigen Technik, welche Ihr ohne Zweifel beherrscht, wird kein Pfeil, der je mit diesem Bogen verschossen wird, sein Ziel verfehlen." "Woher wisst Ihr das?", fragt mein Bruder nun auch interessiert. Sie sieht auf, lächelt und erklärt mehr an mich gerichtet:"Das Holz ist sehr robust und der Griff stabil, gut für starke, aber etwas kleinere Hände geeignet. Der lässige und doch aufrechte Gang Eurerseits, wobei Sie die Schultern ohne es zu merken oftmals nach hinten drücken, weist auf eine gute Bogenschützenhaltung und Treffsicherheit hin." Mit diesen Worten legt sie den Bogen zu den anderen Waffen und nahm dafür einen der Pfeile. "Diese Pfeile jedoch sind aus einem leichtem aber starken Holz gefertigt. Die Federn sind die eines Rabens. Dadurch fliegt der Pfeil leise, aber auch sehr schnell." Sie schneidet sich mit der Spitze minimal in den Finger und betrachtet ihn. Dann fährt sie fort:"Die Spitze ist aus einem Material, was ich noch nicht kenne. Aber es fühlt sich schwer an. Noch dazu ist es sehr scharf. Also ist der Pfeil im Großen und Ganzen leise, schnell und absolut tödlich." Nun legt sie auch den Pfeil zurück und sieht uns schmunzelnd an. "Wow, Ihr seid echt gut", sage ich lächelnd, was sie mit einem Grinsen erwidert. "Ich sage mal lieber Vater Bescheid, dass ihr hier seid", erklärt sie. Dann holt sie tief Luft und ruft:"BILBO! Noch mehr Besucher für dich!" Kurz darauf hört man jemand anderes rufen:"Wenn es Zwerge sind, die mir ihren Dienst anbieten wollen, schick sie weg!" Ich und mein Bruder lächeln uns an und die junge Frau kichert und ruft:"Zu spät!" Die andere Stimme erwidert wütend:"Du bist keine Hilfe Tanyna!" Nun ruft sie:"Ich weiß!" zurück und fängt an zu lachen. Tanyna also. Schöner Name, passt zu ihr. Ich frage mich ob sie gut kämpfen kann. Vielleicht bekomme ich mal ihre Kampfkünste zu sehen..."Großer Bruder an Kili!" Schnell schüttel ich den Kopf und sehe meinen Bruder fragend an. "Tanyna, hat dich was gefragt", erwidert Fili mich grinsend ansehend und zieht seinen Mantel aus. Nun sehe ich Tanyna fragend an. Diese schaut mir in die Augen und sagt:"Ich fragte ob Ihr noch etwas bestimmtes braucht." Ich lächel sie an und erwidere:"Nein, trotzdem danke." Dann ziehe ich wie Fili auch meinen Mantel aus. Tanyna lächelt ebenfalls kommt zu uns und nimmt uns vorsichtig die Mäntel ab. Sie geht zum Kleiderhaken, hängt die Mäntel auf und deutet mit einer Handbewegung, den Flur hinunter und sagt:"Kommt. Bilbo, Balin und Dwalin sind dort in der Speisekammer." Sie führt uns zu den Anderen und wir begrüßen sie herzlich. Dann helfen wir den Tisch in den Flur zu tragen, damit alle hier Platz finden. Tanyna möchte auch mit anpacken, doch Herr Beutlin meint:"Tanyna, geh bitte auf dein Zimmer." Sie sieht ihren Vater vorwurfsvoll an. Doch dann nickt sie kurz respektvoll und geht die Treppe hoch. Kurz darauf hört man eine Tür ins Schloss fallen.

Der Hobbit - NightbloodsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt