Kapitel 4

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Fili's POV:

Wir haben bereits unser Lager aufgeschlagen und sind dabei ein Lagerfeuer zu machen. Kili, welcher neben mir sitzt, zappelt die ganze Zeit rum. "Kannst du das bitte sein lassen, Kili? Sie kommt bestimmt gleich", meint Nelda nun genervt. Er sieht sie entschuldigend und ängstlich an:"Entschuldige Nelda. Aber was wenn nicht? Wenn ihr etwas passiert ist?" Ich seufze schwer. "Kili. Gandalf hat doch gesagt dass sie erfahren ist und auf sich selbst aufpassen kann. Und Bilbo hat auch sehr gelassen gewirkt, als sie ging." "Ja, tut mir leid Fili. Ich mache mir halt Sorgen. Sie ist schließlich auch die Jüngste." Ich sehe meinem Bruder fest in die Augen und sage:"Ich mache mir ja auch Sorgen. Aber sie schafft das schon." Gerade als ich zu Ende gesprochen habe, höre ich jemanden fluchend auf uns zu kommen. Und da sehe ich auch schon die roten Haare von Tanyna. Doch sie ist nicht alleine gekommen. Anscheinend war sie auf der Jagd, da sie nun einen Hirsch an einem Seil hinter sich herzieht. Ich und ein paar andere müssen bei dem Anblick schmunzeln, da es sehr komisch aussieht, wie Tanny versucht, den Hirsch zu uns zu bekommen. Letztendlich verkeilt sich ihr Fang zwischen den Felsen. Sie seufzt und murmelt etwas vor sich hin. Dann zieht sie kräftig an dem Seil und geht zwei Schritte rückwärts. Die Beute fliegt schon fast aus diesem kleinen Hindernis. Durch den Ruck rutscht Tanny nach hinten, macht eine ungewollte und nicht wirklich elegante Rückwärtsrolle. Sie bleibt einfach liegen und muss wohl erst den Schock verdauen. Wir Anderen lachen laut los, da es einfach zu witzig aussah. Als wir uns endlich beruhigen, gesellt Tanny sich zu uns ans Feuer und meint:"Haha, sehr witzig. Das ist übrigens das Abendessen." Und damit ist das Thema für sie anscheinend erledigt. Denn Tanny fragt sofort:"Und was habt ihr solange gemacht?" "Das Lager aufgebaut", erwidert Nelda sofort. Jeoch klingt ihre Stimme dabei etwas gleichgültig. Ich habe mich schon immer gewundert, warum sie immer so drauf ist und höchstens ein paar mal leicht schmunzelt. "Tanny? Alles gut?", höre ich neben mir meinen Bruder fragen. Ich sehe erst zu ihm und dann zu Tanyna. Sie schaut in Richtung Waldrand und sagt leicht nervös:"Wenn wir morgen den Wald verlassen, passieren wir die Grenze des Auenlands. Bis jetzt bin ich nie weiter gelaufen bis zu diesem Waldrand. Nie darüber hinaus. Wie oft ich mir doch gewünscht habe dort draußen zu sein. Doch jetzt habe ich doch ein kleines bisschen Angst. Angst in der Welt da draußen nicht zurecht zu kommen und euch eine Last zu sein." Nelda zieht eine Augenbraue hoch und fragt:"Echt jetzt? Du hast mehr Angst davor uns zur Last zu fallen, als getötet zu werden?" Tanny zuckt mit den Schultern und meint gleichgültig:"Sterben tun wir alle irgendwann einmal. Also warum sollte ich Angst vor dem Tod haben?" Ich will gerade einen neckenden Kommentar dazu abgeben, doch da kommen Bifur und Bofur, um uns jeweils eine Schüssel mit Suppe zu geben. Also lasse ich es und esse lieber. Danach legen wir uns alle schlafen.

Nelda's Sicht:

In den nächsten Tagen passiert nichts Spannendes. Die Sonne ist bereits schon untergegangen als wir endlich ein gutes Nachtlager gefunden haben.Wie an den letzten Abenden, schlagen wir hier unser Lager auf, essen Suppe und unterhalten uns. Als alle gegessen haben, legen wir uns schlafen. Fili und Kili übernehmen die erste Wache. Tanny und ich sollen die Zweite übernehmen. Ich kann jedoch nicht schlafen, setze mich ans Feuer und spiele damit. Fili und Kili unterhalten sich leise. Neben Kili liegt Tanny und schläft. Doch sie scheint zu frieren, da sie stark anfängt zu zittern. Kili bemerkt dies auch und zieht seinen Mantel aus. Dann hebt er Tanny vorsichtig, darauf bedacht sie nicht zu wecken, auf seinen Schoß und legt ihr seinen Mantel um. Tanny hört kurz darauf auf zu zittern und kuschelt sich im Schlaf enger an Kilis Brust. Bei diesem Anblick muss ich leicht lächeln. Ich kann nicht anders. Das ist einfach zu niedlich! "Kann es sein, dass du Tanny sehr gern hast?", fragt Fili seinen Bruder neckend und grinst breit. "Hm? Was? Nein", antwortet Kili hektisch und sieht von Tanny's Gesicht auf. "Komm schon Kili. Gib es zu. Du magst sie", meine ich dann auch. "Ja, ich habe sie gern. Wir sind gute Freunde geworden. Mehr ist da nicht", erwidert Kili und streicht Tanny eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann sieht er wieder auf und sieht uns ernst an. "Ist klar Bruderherzchen. Sag es. Einmal, für mich", lacht Fili. "Hä? Was denn?", fragt Kili und tut auf dumm. Da sagt Balin:"Na, dass du sie liebst." "Ich...ich l...liebe sie n...nicht", stammelt Kili und wird etwas rot. Naaawww! Bofur gesellt sich nun auch dazu und lacht. Dann meint er immer noch lachend:"Indem du es leugnest, hast du dich selbst verraten! Du bist verliebt!" "Shhh! Du weckst sie noch mit deinem Gebrülle", erwidert Kili verbissen. "Awww. Mein Brüderchen wird so schnell groß", witzelt Fili leise rum. "Kili! Weck das Mädchen. Es ist Zeit für die zweite Wache!", sagt Thorin laut, der plötzlich hinter uns auftaucht. Die Jungs versuchen sie wach zu rütteln und reden laut auf sie ein. Da kommt Bilbo schmunzelnd vorbei und sagt:"Versucht es gar nicht erst weiter. Wenn sie schläft, dann schläft sie. Man bekommt sie nur mit zwei Möglichkeiten wach. Entweder, sie spürt Gefahr, was nicht der Fall ist oder man streicht ihr zärtlich über die Wange." Das ist jetzt nicht wahr, oder!?, denke ich entgeistert und sehe wahrscheinlich auch aus. "Das ist nicht Euer Ernst Herr Beutlin!", spricht Vater meine Gedanken aus. "Tanny. Wach auf", höre ich Kili leise sagen. Als ich zu ihm schaue, sehe ich wie er Tanny über die Wange streicht und sie weiterhin leise bittet aufzuwachen. Diese fängt an zu murren und reibt sich müde die Augen. "Hmm?", macht sie und sieht zuerst zu Kili auf, dann zu uns. Alle grinsen blöde. Außer ich. Ich meine bloß kalt:"Wir halten die zweite Wache, falls du das vergessen hast." Tanny sieht mich entschuldigend an und erhebt sich von Kili's Schoß. Als sie Kili's Mantel ausziehen will, hält Kili sie davon ab. "Behalte ihn an. Sonst wird dir wieder kalt", sagt er, doch Tanny murmelt mit rotem Kopf:"Ach was. Und wenn doch, dann habe ich immer noch eine Jacke in meinem Rucksack." Und mit den Worten:"Trotzdem danke", gibt sie ihm seinen Mantel zurück. Während Fili und Kili sich schlafen legen, gesellt sich Tanny neben mich ans Feuer. "Ist dir wirklich nicht kalt?", frage ich netter als vorhin. Sie sieht mich an und entgegnet grinsend:"Nein. Ich kann mich selbst wärmen. Wegen "du weißt schon was". Ich möchte nur nicht das sie es erfahren. Zumindest nicht jetzt." Ich nicke, um ihr zu symbolisieren, dass ich verstanden habe. Dann fragt sie:"Wissen sie von deiner zweiten Blutshälfte?" "Ja", antworte ich ihr. "Sie hatten von Anfang an kein Problem damit und respektieren mich. Und bei dir? Was sagen die anderen Hobbits so zu deiner "Gabe" ?" "Naja, zuerst waren sie misstrauisch, was irgendwie verständlich ist. Aber mit der Zeit haben sie sich damit abgefunden und waren sogar an meinem Volk und seiner Geschichte interessiert", erzählt sie und strahlt. Ich lächel sie leicht an und sage:"Das ist schön." Eine Weile herrscht Stille zwischen uns. Bilbo kommt zu uns und versucht sich zu wärmen. "Ist dir kalt?", fragt Tanny ihren Pflegevater frech grinsend. Dieser schaut sie belustigt an, sagt jedoch gespielt wütend:"Das ist nicht witzig junge Dame. Statt dich über mich lustig zu machen kannst du dich auch als "du weißt schon was" nützlich machen." Daraufhin rutscht Tanny näher zu Bilbo und dieser lehnt sich an sie. "So schön warm", nuschelt er und kurz darauf schläft er ein. Tanny sieht gedankenverloren ins Feuer, während sie Bilbo durchs Haar streicht. "Ihr seid eine tolle kleine Familie. Er ist sicher ein guter Vater für dich", murmel ich. Tanny schaut zu mir und sagt:"Ja, das ist er. Ich habe ihn wirklich lieb." Sie sieht wieder ins Feuer und fragt dann:"Und? Wie ist es so Thorin Eichenschild als Vater zu haben?" "Naja, mal so und mal so. Es kommt ganz auf die Situation drauf an." Sie nickt langsam, steht auf und legt Bilbo vorsichtig auf den Boden. Dann holt sie eine Decke und legt sie über ihn. Ich lächel innerlich. Es ist schön zu sehen, wie sehr die Beiden für einander da sind. "Tanyna, ich muss mich kurz mit Euch unter vier Augen unterhalten", sagt Vater bestimmt, der zu uns ans Feuer tritt. Tanny erhebt sich und folgt Vater etwas weiter weg vom Lager. Ich sehe ihnen stirnrunzelnd nach und frage mich, was er wohl von ihr will.

Thorin's POV:

Ich beobachte die Mädchen eine Weile. In ihrer Nähe ist Nelda so...anders. Sie lächelt, sie unterhält sich ganz normal mit ihr, ohne auch nur eine kalte Miene aufzusetzen, denke ich und runzel nachdenklich die Stirn. Ich habe ja nichts dagegen, dass dieses Mädchen sich gut mit Nelda und den Anderen versteht, aber die Sache mit Kili muss sofort aufhören! "Warum eigentlich?", fragt mein Gewissen. "Ganz einfach. Ich will nicht, dass ihm das Herz gebrochen wird", murmel ich zu mir selbst. Dann erhebe ich mich und gehe zu den Mädchen hin. Ich fordere Tanyna dazu auf, mir zu folgen. Etwas weiter weg von den Anderen, bleibe ich stehen. Tanyna sieht mir fest in die Augen und fragt:"Was ist los?" Ich zögere kurz. Dann sage ich:"Ich will, dass du dich so gut es geht von Kili fern hälst." Ungläubig sieht sie mich an. "Was!? Aber warum denn? Habe ich was falsch gemacht?", fragt sie verwirrt. "Nein, ich habe nur das Gefühl, dass er mehr als nur Freundschaft für dich empfinden könnte. Ich hoffe du verstehst, worauf ich hinaus will." Sie sieht weg und scheint kurz zu überlegen. Dann nickt sie jedoch und mumelt:"Ja. Habe verstanden. Ich werde es versuchen." Sie sieht mich wieder an und sagt:"Versprechen kann ich es jedoch nicht, da es unmöglich ist ihm komplett aus dem Weg zu gehen, solange wir auf der Reise sind und zusammenhalten müssen." "Ich weiß. Trotzdem danke für dein Verständnis", erwidere ich. Ich wundere mich selbst darüber, dass diese Antwort nicht abweisend oder kalt klingt, sondern ganz normal. "Ist doch selbstverständlich", sagt Tanyna lächelnd, nickt kurz respektvoll und verschwindet zurück ans Feuer. Ich erwische mich selbst dabei, wie ich leicht schmunzel, als ich sehe, wie Tanyna sich neben den schlafenden Bilbo setzt und sich umschaut, als könnte jeden Moment etwas aus seiner Deckung kommen und sich auf ihn stürzen. Der Hobbit hat Glück jemanden zu haben, der ihn beschützt. Ich bin etwas enttäusscht, dass ich nicht diese Person bin. Warte! Was denke ich da?! Reiß dich zusammen Thorin!, denke ich. Wütend auf mich sebst, weil ich so etwas denke. Als hätte ich Gefühle für diesen Halbling. Lächerlich! Als ich das denke, versetzt es mir einen Stich in der Brust. Schnell verdränge ich diese Gedanken und dieses schmerzliche Gefühl und lege mich auch schlafen. Jedoch kann ich nicht verhindern, dass ich, bevor ich einschlafe, das Bild eines schlafenden Bilbo Beutlin vor Augen habe. Letztendlich schlafe ich endlich ein.

Der Hobbit - NightbloodsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt