R&R in Yokosuka

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Zwei Wochen sind vergangen. Michaela schlug sich wacker und hatte gestern sogar versucht, mit Pierce eine Frühschicht zu bewältigen. Dennoch, auch wenn ihr physischer Zustand Fortschritte machte, sah er wie sie innerlich zerbrach.

"Michaela?", fragte er vorsichtig und hatte sie mehrere Minuten beobachtet, wie sie in ihrem Essen herumstocherte. Michaela hat ihn nicht bemerkt, dass er sich an den Tisch zu ihr gesetzt hatte.

"Ich fühl' mich so schrecklich", hauchte sie hervor.

Sie starrte auf das Tablett. Ihre Fingernägel krallten sich an das Metall.

"Das weiß ich", nahm er einen tiefen Atemzug und hielt ihr einen Telefonhörer in ihre Blickfeld, "Tante Edith ist deswegen am Telefon."

Sie drehte ihren Kopf und sah Hawkeye etwas perplex an. Ein leichtes Lächeln war auf seinen Lippen, welches es schaffte, auch sie anzustecken.

"Du solltest sie nicht warten lassen", hob er den Hörer unterstreichend etwas höher, den sie schlussendlich unsicher nahm. Sie sah Hawkeye an, als würde sie seine Einverständnis bekommen müssen, dass es für sie sicher war. Doch sein Nicken gab ihr die Kraft, den Hörer an ihr Ohr zu halten und ein leises Tante Edith zu hauchen. Hawkeye erhob sich und schnappte den Kasten. 

Sie starrte ihn immer noch an und auch wenn Tante Edith sie mit Worten überfiel und sie keineswegs bereit dazu war, war sie erneut von dem Mann überwältigt, den sich ihr Herz ausgesucht hat. 

Er deutete ihr, dass sie das Messezelt verlassen und wanderten zum kleinen Gartenstuhl vor dem Sumpf. Benjamin setzte sich auf eine Armlehne und hörte nur mit einem Ohr zu.

Hawkeye musste selbst mit seinen Gedanken spielen. Er wusste weswegen sie Edith Kennethy tagelang verzweifelt zu erreichen versucht haben. Es ging um die Begräbnis Michaelas Eltern.

Doch er war sich mit seinem Gewissen noch nicht einig, ob er sie allein fahren ließ, da die Prellung erst seit guten zwei Wochen passiert war. Er sah auch, dass sie ihn brauchte und alles in ihm schrie dafür, sie nicht alleine zu lassen. Und andererseits wird er seinen Urlaub in Japan auf einer Armybegräbnis verbringen; Michaela zuliebe.

Weswegen dies nicht in den Staaten geschieht, war selbst ihm ein Rätsel, welches er aber nicht weiter hinterfragte. 

Am liebsten würde er Michaela sowieso nicht mit ihrer Rippenprellung fahren lassen, da sie ungewöhnlich lange Nachblutungen bei einem simplen Eingriff gehabt hat. Andererseits sollte dies kein Grund zur Hindernis sein.

Hawkeye wusste, was es hieß, einen Elternteil zu verlieren. 
Auch wenn Michaela keine 10 war, litt sie dennoch mehr darunter, wie man in der letzten Woche mitverfolgen konnte.

Pierce verschwand in den Sumpf. Die Schlieren von Tränen auf ihren Wangen zeigen, dass das Gespräch Wunder wirkte.

Sie genoss das Telefonat mit ihrer Tante. Sie hat sie so lange nicht mehr gehört und sie klang immer noch wie die gleiche Person, die sie aufgezogen hat. Im Hintergrund hörte McLennon immer wieder Spencer bellen.

Radar kam auf sie zugerannt, als wäre ein Schwarm Bienen hinter ihm her und flehte sie Stumm an, dass er das Telefon wieder zurückbräuchte. Seine Hände umklammerten schon den Kasten.

"Tante Edith?", fragte sie vorsichtig, dennoch um einiges stärker als am Anfang des Gesprächs. "Darf ich jemanden zur Verabschiedung mitnehmen?"

Radar begann ihr beinahe die Hölle heiß zu machen und auch wenn sie nicht wollte, musste sie das Gespräch beenden.

"Dann bist morgen Tante Edith", verabschiedete sie sich flüchtig und als sie Radar den Hörer in die Hand gab, begann er auch schon wieder am Telefon zu kurbeln. 

[1] M*A*S*H | 1950/51Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt