3rd Advent

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Sunday, 14th December 2014, 3rd Advent

„Hallo, liebe Leute! Ein paar von euch haben mich gefragt, warum ich nicht ein Adventskalender-Monat mache – oder wie auch immer man das noch nennen kann – bei dem man halt jeden Tag ein neues Video hoch lädt und der ganz einfache Grund ist, dass mir dazu die Zeit fehlt. Außerdem wollte ich nicht alles zu weihnachtlich machen, da einige ja nicht einmal feiern, allerdings wollte ich das Thema auch nicht ganz außer Acht lassen. Deshalb…“

Sie machte eine dramatische Pause.

„…hab ich ein bisschen auf den sozialen Netzwerken gestöbert und mal versucht herauszufinden, was euch am meisten in dieser Zeit beschäftigt.“

Sie kratzte sich am Hinterkopf.

„Ehrlich gesagt waren da ‘ne ganze Menge Sachen, aber um die Länge des Videos nicht unnötig langzuziehen, hab ich mir ein paar rausgesucht, die auch mich beschäftigen und bei denen ich euch auch möglicherweise helfen kann.“

Sie lachte unwohl.

„Dass worüber sich wohl die meisten – meistens unnötigerweise wohlgemerkt – Sorgen machen, sind Geschenke. Was ist das passende Geschenk? Wann sollte man es kaufen? Wo ist das Preislimit? Oder noch schlimmer und viel weiter verbreitet: Was ist, wenn ich meine Geschenke nicht mag?“

Sie stützte ihre Ellenbogen auf die Oberschenkel, legte ihr Kinn in die Handfläche der linken Hand und ließ ihre Finger ein paar Mal demonstrativ gegen ihre Wange klopfen. Sie lächelte ertappt. Er verspürte den Wunsch ihre Wange ebenfalls zu berühren.

„Also erstmal, sollte man nicht so ein Drama daraus machen, was man jemandem schenkt. Klar sollte es der Person schon gefallen, aber es sollte auch persönlich sein. Geld ist ja immer ‘ne tolle Sache: Am Ende kann man sich dann das kaufen, was man wirklich möchte. Aber seit mal ehrlich: Wollt ihr, dass eure Eltern oder Verwandten oder wer auch immer euch ein paar Pfundnoten in die Hand drücken und gut ist? In der Theorie mag das nett klingen und man hätte viele Möglichkeiten aber wow, irgendwie unpersönlich oder? Klar wenn man wirklich keinen Plan hat was jemand möchte, kann man das wohl machen, aber man legt doch trotzdem ‘ne Kleinigkeit dazu oder? Würde ja auch irgendwie keinen Sinn machen, wenn man jemandem zwanzig Pfund schenkt und derjenige einem ebenfalls ‘ne zwanzig Pfundnote in die Hand drückt.“

Sie richtete sich auf und hob beschwichtigend die Hände.

„Im äußersten Notfall könnte man sich ja auch erkundigen, was denn im Interesse des zu Beschenkenden wäre. Alles in allem ist mir das echt zu viel Drama. Solange man sich Gedanken gemacht und es gut gemeint hat, sollten wir alle eigentlich glücklich sein, oder nicht? Wisst ihr was letztes Jahr zu meinen besten Geschenken gehörte? Die vielen süßen Weihnachtsnachrichten auf Twitter! Hundertwatt-Grinsen inklusive!“

Ihr Lächeln erwärmte sein Herz.

„Über den richtigen Zeitpunkt ein Geschenk zu kaufen, kann man streiten. Am besten so, dass es nicht auf den letzten Drücker und unüberlegt ist. Früh kaufen muss auch nicht unbedingt sein, aber es kommt eigentlich ganz drauf an, um was es sich handelt. Mein Bruder zum Beispiel hat seiner Freundin letztes Jahr an Weihnachten Karten für ein Festival gekauft – und das schon im August, aber die Viecher gingen auch weg wie warme Semmel! Da sie im Juli Geburtstag hat und das Festival im April war … oder war es Mai…?“

Den Kopf schief gelegt, starrte sie für ein paar Sekunden an die Decke.

„Ach keine Ahnung, auf jeden Fall gibt es da Ausnahmen. Und am Ende ist es doch eh egal, oder? Solange des der Person gefällt, ist doch alles super – und man muss ja auch nicht jedem erzählen, dass man das Geschenk für Cousin xy schon im Oktober gekauft hat.“

Sie grinste.

„Nächstes Thema, was ich gerne noch ansprechen wollte: Weihnachtsdekoration. Wo ist das Limit? Ich find's ja immer schön, wenn man ein paar Lichterketten, Schnee- oder Weihnachtsmannfiguren aufstellt, aber man muss ja nicht übertreiben.“

Sie machte ein missbilligendes Gesicht, was dafür sorgte, dass er Grinsen musste. Sie war echt süß.

„Ich bin letztens an 'nem Haus vorbeigefahren ... wow! Meine Augen haben zwei Kilometer weiter noch getränt! Da konnte man das Haus vor lauter Weihnachtsbeleuchtung nicht mehr sehen! Dagegen liebe ich ja die dezenten Lichterketten in den Innenstätten und die Deko in vielen Läden. Da kommt man immer sofort in Weihnachtsstimmung und hat Lust auf einen heißen Punsch.“

Sie grinste und wackelte mit den Augenbrauen. Das Video zeigte eine Schnittstelle.

„Kennt ihr auch solche extremen Fälle? Tweetet doch mal Bilder mit den Hashtag #KyliesChristmasMood! Würd' mich auch über ein paar schönen Beleuchtungen und Deko-Ideen freuen. Zeigt Kreativität!“

Erneut eine Schnittstelle.

„Was außerdem ein großes Thema ist: Jahresrückblicke und Vorsätze fürs neue Jahr! Wo wir wieder beim Stichwort Übertreibungen wären. Jahresrückblicke sind ja ganz nett, aber um ehrlich zu sein, hab ich da noch nirgends was gemacht. Spotify labbert ja nur noch davon, da ist mir die Laune schon längst vergangen.“

Sie rieb sich die Stirn und strich sich eine Strähne hinters Ohr.

„Was die Vorsätze fürs neue Jahr angeht ... nehmt euch nichts vor, wovon ihr wisst, dass ihr es nicht einhalten könnt. Die Enttäuschung wird groß sein ... oder auch weniger groß, aber das Rumposaunen lohnt sich nicht.“

Sie schüttelte leicht den Kopf, zwang sich zu einem Lächeln und fuhr fort. Ihr Lächeln wurde wieder echter.

„Ich liebe ja diese sarkastischen Vorsätze auf Twitter. Leute, wir wissen doch alle, dass es nicht funktionieren wird nächstes Jahr weniger Zeit im Internet zu verbringen. Twitter ist doch schon fast unser zweites Leben! Wollt ihr das wirklich missen?“

Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte sie erwartungsvoll in die Kamera.

„Seht ihr? Hab ich ja gesagt.“

Sie grinste zufrieden.

„Es ist immer gut Ziele zu haben und der Jahresanfang ist immer ein guter Anlass sich welche zu setzten, aber dabei sollte man sich nicht überfordern. Überlegt euch was Gutes und Sinnvolles, kann jedenfalls nicht schaden.“

Beide Daumen in die Höhe gestreckt lächelte sie aufmunternd in Richtung der Kamera. Nach dem Schnitt saß sie wieder wie vorher, mit einer Hand locker auf ihrem Oberschenkel und mit der anderen fuhr sie sich gerade durchs Haar. Wie es sich wohl anfühlte?

„Das war's für heute! Ich hoffe, ich konnte euch helfen und ihr fandet es interessant! Bis nächste Woche!”

Nächste Woche. Ihm kam es wie eine unendlich lange Zeit vor, bis er sie wiedersehen konnte. Dieses Lächeln ließ ihn einfach nicht los. Er beschloss, das Video erneut anzusehen. Genauso wie die vielen anderen, die sie hochgeladen hatte, solange, bis sie endlich in sein Leben treten würde.

Merry Christmas.x |♥| lwt || GERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt