Christmas

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Wednesday, 24th December 2014, Christmas

Weihnachtsmorgen. Kylie hatte drüber nachgedacht heute doch noch ein Video für ihren YouTube Channel zu machen, hatte den Gedanken aber wieder verworfen, weil sie einerseits keine Idee hatte worüber sie würde reden können und anderseits ihr fünfundzwanzigjähriger Bruder Christopher mitsamt Verlobten und dreijährigem Sohn am Abend auftauchen würden und sie bis dahin noch ein paar Dinge zu erledigen hatte. Ihr Vater war arbeiten und sie wurde den Gedanken nicht los, dass er sich nicht einmal gewehrt hatte, als die Schichten eingeteilt wurden.

Da ihre Mutter Deutsche gewesen war, hatte es sich in dieser Familie zu einer kleinen Tradition entwickelt, dass Weihnachten schon am Abend des 24. Dezembers gefeiert wurde und nicht wie bei vielen Briten erst am 25. Dezember

Sie freute sich, dass sie dieses Jahr den Weihnachtsabend alle zusammen verbringen würden, denn sie hatte ihren Vater, auch wenn sie noch bei ihm wohnte, wegen seiner Schichten und ihren Terminen überdurchschnittlich selten zu Gesicht bekommen. Ihr Bruder hatte sich mit Jessica eine Wohnung in der Nähe von London gesucht und seine Besuche vielen nur spärlich aus. Wenn sie nicht ab und an Trips nach London unternehmen würde, hätten sich die zwei, mal abgesehen von Skypeanrufen, schon seit Monaten nicht mehr gesehen.

Es würde ein schöner Abend werden, darum würde sie sich bemühen, aber sie wusste auch, dass sie sie niemals würde ersetzten können.

„Hübsch siehst du aus“, begrüßte Christopher sie, als sie die Treppe runterstolperte. Ihr Vater hatte ihm und Jessica, die lächelnd mit dem kleinen Mason auf dem Arm neben ihm stand, die Tür geöffnet, während sie sich in letzter Minute geduscht, umgezogen und fertig gemacht hatte.

Atemlos grinste sie ihn an und machte einen koketten Knicks. „Danke, du auch. Süß, die Fliege“, neckte sie ihn und zupfte besagtes Stoffteil zurecht.

Er verdrehte die Augen. Er kannte seine kleine Schwester zu gut, um sich von ihr ärgern zu lassen. Sie hatte sich bereits seiner Verlobten zugewandt. „Hey Jess, hey kleiner Mann. Na, hast du auch so einen Propeller wie dein Daddy? Kannst du damit fliegen?“

Der kleine Junge grinste und bemühte sich eine Propellerimitation zum Besten zu geben. Sie kniff ihm sachte in die Wange.

„Der wird Pilot!“, prophezeite sie an die stolz lächelnden Eltern gerichtet. „Geht schon mal ins Wohnzimmer, ja? Ich komm gleich mit dem Essen nach.“

„Soll ich dir helfen?“, fragte Jessica und war schon dabei Mason an seinen Vater zu übergeben, aber Kylie winkte ab.

„Nein, geh ruhig schon, ich mach das.“ Sie verschwand in der Küche.

Christopher sah seine Verlobte an und schüttelte leicht den Kopf. Er kannte seine sture Schwester und wusste, dass sie ihren Gästen so wie jeder anderen Person, die ihr begegnete, alles recht machen wollte. Noch nie hatte es ihr gefallen die Hilfe von anderen Menschen anzunehmen oder gar danach zu fragen, denn es vermittelte ihr immer ein Gefühl der Schwäche.

Kylie stellte den Ofen aus und machte sich daran das Essen herzurichten. Der Rest der Familie nahm währenddessen im Wohnzimmer Platz und hörte dem kleinen Mason zu, wie er über den bunt geschmückten Weihnachtsbaum staunte.

Lächelnd stieß sie zu ihnen, bemühte sich entspannt zu wirken, obwohl sie sich über alles Mögliche Sorgen machte, und eröffnete das Dinner. Masons sehnsüchtige Blicke in Richtung der Geschenke unter dem Weihnachtsbaum wurden mit einem Lächeln abgetan.

Christopher unterhielt sich ungezwungen mit seinem Vater, seine Verlobte wurde hin und wieder mit einbezogen, aber ihre Aufmerksamkeit lag größtenteils auf ihrer zukünftigen Schwägerin. Diese zwang sich zu einem andauernden Lächeln und nur Mason schaffte es sie aus ihren Gedanken zu reißen und ihr ein echtes Lachen zu entlocken.

Merry Christmas.x |♥| lwt || GERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt