4.2.2 Sollte ich einen Literaturagenten haben?

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Ich habe im Verlaufe der letzten Kapitel immer wieder angedeutet, dass es heutzutage beinahe unmöglich ist, als Neuautor bei einem großen Publikumsverlag zu landen. Man geht in der Masse der Einsendungen unter und wird vielleicht nie von einem menschlichen Auge angeschaut. Genauso kann es sein, dass man gar nicht weiß, an welchen Verlag man sich wenden soll, weil man in der Masse nicht erkennt, welches Genre passt und wer vielleicht eher ein schwarzes Schaf ist.

Bei all diesen Problemen kann ein Literaturagent helfen.



Was macht ein Literaturagent?

Eine Agentur übernimmt in der Buchbranche eine ganze Reihe von Aufgaben, die darauf ausgerichtet sind, Autorinnen und Autoren zu fördern, aber auch den Verlagen helfen. Innerhalb eines Verlags ist es der Lektor, der üblicherweise die (meist unverlangt) eingesandten Manuskripte prüft, auswählt, mit Autoren kommuniziert, Manuskripte überarbeitet, dem Autor beim Aufbau seiner Karriere hilft etc. Die Aufgaben sind so umfangreich heutzutage, das Verlagslektoren dankbar sind, wenn Literaturagenten ihnen einzelne Aufgaben abnehmen.

Ein Literaturagent erkundet zusammen mit dem Autor, was dessen Ziele sind. Er schaut sich das Manuskript an, hilft eventuell sogar beim Schreiben. Zusammen mit dem Autor überlegt der Agent eine Strategie, um das Manuskript bei einem geeigneten Verlag unterzubringen. Er übernimmt die Vertragsverhandlungen im Interesse des Autors, ist aber auch in der Lage, auf die Wünsche des Verlages einzugehen, um einen für alle Seiten zufriedenstellenden Vertrag auszuhandeln. So ist der Agent ein vertrauenswürdiger Ansprechpartner für Verlage und der Autor profitiert von der Erfahrung.

Doch auch wenn ein Manuskript von einem Verlag angenommen wurde, hört die Arbeit des Agenten nicht zwingend auf. Es kann sein, dass der Agent sich auch um die Honorarabrechnung kümmert, d.h. er überprüft, ob die Abrechnung des Verlages korrekt und stimmig ist und kümmert sich im Zweifel um ausstehende und verspätete Zahlungen an den Autor. So hält er dem Autor den Rücken frei, damit der sich ganz auf sein Handwerk konzentrieren kann.



Wie viel muss ich für einen Literaturagenten zahlen?

Gar nichts.

Wie auch bei Verlagen gilt bei Literaturagenten: Das Geld fließt nie vom Autor zum Agenten. Stattdessen wird der Literaturagent an den Einnahmen des Autors prozentual beteiligt, üblicherweise mit 15-20%. Das ist vor allem deswegen hilfreich, als dass so auch der Agent ein Interesse daran hat, dass der Autor erfolgreich ist.

Du musst niemals Geld an eine Literaturagentur zahlen!



Wie finde ich eine Agentur für mich?

Grundsätzlich bewirbt man sich bei einer Literaturagentur auf ähnlichem Wege wie bei einem Verlag. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Agenturen am Ende des Tages gewinnorientierte Unternehmen sind. Wenn du dich also an eine Agentur wendest, musst du signalisieren, dass du ernsthaft eine Schriftstellerkarriere aufbauen möchtest und nicht bloß mal eben eine Geschichte, die du runtergeschrieben hast, verlegen lassen willst. Je mehr du zeigst, dass du langfristig am Schreiben interessiert bist und fleißig lernen möchtest, umso eher wird ein Literaturagent an dir interessiert sein.

Wie auch Verlage haben sich die meisten Agenturen auf bestimmte Genres spezialisiert. Schau dir also vorher an, welche Agentur für dein Genre in Frage kommt. Heutzutage ist das über die Internetauftritte der Agenturen leicht herauszufinden.

Es kann auch hilfreich sein, zunächst einen persönlichen Kontakt zu einer Agentur herzustellen, indem du zum Beispiel Buchmessen und andere Events in der Branche besuchst. Händeschütteln und Networking gehören zu unserem Beruf dazu, so introvertiert und schüchtern viele von uns auch sind.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2020 ⏰

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