[Kapitel 3] So leicht kann das doch jetzt nicht gewesen sein..."

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Immer stärker zieht der Mann das Seil nach oben, während Ayleen versucht mit ihren Händen das Seil einbisschen zu lösen, um Luft zu schnappen. Doch der Mann ist einfach zu stark und zieht noch fester am Seil, sodass Ayleen aufkeucht und ein Rinnsal Blut an ihrem Hals entlang läuft. Sie steht schon nur noch mit Zehenspitzen auf dem Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sucht sie nach einem Ausweg.
Was konnte sie tun?
Sie musste ruhig bleiben! Durfte nicht die Geduld verlieren! Und durfte auf gar keinen Fall Panik bekommen!
Plötzlich hat sie eine Idee. Sie musste an eine Stelle kommen, wo der Mann keine Chance hatte!
Sie löst ihre Hand vom Seil, holt aus und rammt ihr Ellbogen nach hinten. Direkt zwischen die Lungen des Mannes, sodass dieser keuchend auf die Knie fiel und versuchte Luft zu schnappen. Sie stand wieder normal und das Seil fiel auf den Boden.
,,Perfekt getroffen.", murmelt Ayleen. Nun ist sie an der Reihe.
Sie packt das Seil an beiden Enden, wickelt dieses schnell um den Hals des Mannes und stellt sich hinter diesen. Sie zieht fest und zwingt ihn dazu, sich hinzulegen. Den gleichen Fehler wie er, wird sie sicher nicht begehen. Grob lässt sie sich auf seinen Rücken sinken und holt mit einer Hand ihr Messer aus der Tasche.
Ein letztes mal zieht sie das Seil hoch, sodass sein Kopf mit hochgezogen wird und zieht das Messer einmal an seiner Kehle entlang. Keuchend versucht er sich noch zu befreien, doch dies gelingt ihm nicht und er schließt ein für allemal die Augen.
Seufzend lässt sie das Seil sinken und mit einem dumpfen Geräusch schlägt der Kopf des Mannes auf.
,,So leicht kann das doch nicht gewesen sein...", skeptisch sieht Ayleen sich im immer noch erleuchteten Raum um und steht langsam auf. Sie hatte vorhin echt Glück nicht gegen etwas gelaufen zu sein. Hier steht fast der ganze Raum zu.
Ein knackendes Geräusch.
Erschreckt zuckt sie zusammen.
Wo kam das her?
Kam gerade noch jemand runter?
Schnell springt Ayleen hinter das nächste Teil, sodass man sie nicht mehr sieht, wenn man in die Tür rein kommt.
Das knackende Geräusch hört nicht auf, allerdings kommt auch keiner mehr in den Raum.
Was konnte das denn sein?
Mit einem zischenden Geräusch wird alles stumm. Nun weiß auch Ayleen, wovon das Geräusch ist...
Die Stacheln.
Die Stacheln, die Simon umbrachten und auch viele andere Menschen.
Als sie sich daran erinnert, erschaudert sie und spürt noch mehr Wut in sich aufkommen. Noch mehr Rachegefühl.
Diese Person musste leiden.
Mit einem Schuss wird sie diese
Person nicht umbringen, das war klar. Die Person wird nämlich leiden müssen.
Etwas warmes tropft auf Ayleen's Hand. Erneut zuckt sie erschrocken zusammen und schaut auf ihre Hand.
Blut.
Woher kam... Ihr Hals. So gut es eben geht, wischt sie sich das Blut vom Hals, sodass sie keine Spuren mehr hinterlässt.
Als sie sich sicher ist, dass keiner mehr kommt und dass das Geräusch von den Stacheln kommt, steht sie vorsichtig auf und geht auf die Tür zu. Vorsichtig linst sie heraus, doch der Flur ist komplett dunkel, sodass sie nichts erkennen kann. Taschenlampe sollte sie jetzt nicht rausholen. Sie dreht sich um und schaut auf die zwei am Boden liegenden Leichen. Die sollte sie hier auch nicht einfach mitten im Raum liegen lassen. Seufzend hebt sie mit einem Schultergriff den dünnen Mann und wirft ihn in eine dunkle Ecke hinter Kommoden. Den zweiten auch, zwar etwas schleppend und langsam, da dieser um einiges schwerer ist, aber wenigstens hat sie es überhaupt geschafft. Erschöpft drückt sie erst mal ihren Rücken durch. Das war nicht gut für ihren Rücken.
'Hoffentlich muss ich heute nicht mehr so viele Leute tragen...', hofft sie in Gedanken und wirft auch das Seil in die Ecke.
Es kann also weiter gehen...
Sie macht das Licht aus, verlässt den Raum und schließt die Tür. Es musste so aussehen, als ob sie nie da gewesen wäre.
,,WO BLEIBEN DIE DENN?!", die weibliche Stimme.
,,Ich seh mal nach.", ertönt eine weitere männliche Stimme etwas leiser. Er geht die Treppen runter und das Mädchen verschwindet wieder.
,,Verdammt.", flucht Ayleen leise. Im Flur konnte sie nicht bleiben, sonst würde der Mann sie entdecken. Im Raum davor konnte sie eigentlich auch nicht hin, da dort zu viel Blut auf dem Boden war.
Wo sollte sie denn jetzt hin?!

Alles nur ein Spiel? (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt