Akte 1: Team Konoha

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Ich trete völlig entnervt aus dem Hubschrauber und versuche mit einer Hand mein schwarzes Haar zu bändigen. Die Schraubenblätter wirbeln die Luft um mich herum so sehr auf, dass meine perlschwarze Cartier-Sonnenbrille fast reißaus in die Umgebung nahm, anstatt auf meiner Nase zu sitzen und mich vor den grellen Strahlen zu schützen.

Seattle ist nicht besonders interessant, das stelle ich schnell fest. Lieber säße ich mit einem Caipirinha in Florida oder Californien, wenn ich mein wertvolles Leben schon in Amerika verbringen muss. Hier, mit vielen Kollegen, die alle lange nicht so gut sind wie ich. Ich bin mit Abstand der beste Chirurg der Welt, denn ich kann mit meinen Adleraugen und meinen Grab-ruhigen Händen jedes noch so kleine Haar aus einer Herzmenbran ziehen, ohne Gewebe zu verletzen. Wenn der neue Chef meine Fähigkeiten also nicht ausreichend anerkennt, dann kann er sich seine Neuropsychologie sonst wo hin schieben.

Der alte Mann wartet schon auf mich und streckt mit ernst die Hand entgegen. Ich schüttel sie nicht. Fremde Keime kann ich mit meinem Job nie gut gebrauchen, deshalb nehme ich bloß meine Sonnenbrille ab und sage:
»Orochimaru. Ich bin wirklich überzeugt von Ihren Kompetenzen.«
»Lord Orochimaru, so viel Zeit muss sein. Ich freue mich, dass Sie hier sind, Sasuke.« entgegnet der Wissenschaftler mit einem gehässigen Grinsen. Er ist widerlich. Obwohl er fast sechzig Jahre alt ist sieht er aus wie dreißig, wenn überhaupt. Seine Schlangenaugen machen mir Angst, aber so lange er mich gut bezahlt, werde ich sogar seine eklige, lange Zunge ertragen, die ich sehe, als er mich instruiert:
»Kommen Sie, ich zeige Ihnen ihren neuen Arbeitsplatz und stelle Sie dem Kollegium vor.«

Ich bin als letzter eingetroffen, nicht weil ich von Tokyo aus einen langen Flug hatte, sondern weil ich einfach keine Motivation hatte mich früher in Bewegung zu setzen. Außerdem braucht es seine Zeit, bis meine Villa hier in der Nähe auf mich zugelassen wird. Was soll ich hier ohne Pool? Meine Kollegen scheinen in der Hinsicht keine Standards zu haben, aber ich kenne sie auch nicht. Ich will sie auch nicht kennenlernen. Keiner von ihnen kann mir das Wasser reichen.
»Wir gehen zuerst in den Ostflügel, in die Neurochirurgie. Das wird Ihr Arbeitsplatz sein. Ich gehe davon aus, dass Sie sich selbst schnell einfinden werden?«
»Hat meine Assistentin ein Büro?« frage ich gelangweilt und gehe Orochimaru ein paar Schritte vorraus um durch die vielen Glastüren zu sehen.
»Ja, Sie beide haben einen Büroraum, voll ausgestattet.«
»Nicht so geizig, wie ich erwartet habe.« gestehe ich und betrachte den großen Raum mit den neusten technischen Geräten. Der Kaffeevollautomat mit Karamellsirup-Funktion hat mein Herz erobert, sobald ich ihn gesehen habe. Ich mag es süß.

Orochimaru reißt mich von dem Gedanken an den genialen Kaffee los und klärt mich über den Laufplan auf, über Kommunikation und Hierarchien, aber ich höre ihm nicht zu. Ich gebe offen zu, dass die Klinik mich begeistert. Sie ist topmodern, unheimlich groß und sehr ansprechend.
»Wir haben eine Kapazität von 3000 Betten und dementsprechend viel Pflegepersonal.« erklärt Orochimaru zwischendurch und ich folge ihm in den Nordturm, wo sich ein gigantischer Raum mit vielen Stühlen um einen großen, schwarzen Tisch befindet. Auf einem der Plätze steht ein Kärtchen mit meinem Namen.

Ohne den anderen Individuen im Raum Beachtung zu schenken setze ich mich auf meinen Platz und rücke mein Hemd zurecht. Die anderen scheinen ebensowenig Interesse an mir zu haben wie ich an ihnen, was zwar ungewöhnlich, aber keinesfalls hinderlich ist. Noch behandeln sie mich wie einer von ihnen, aber irgendwann verstehen sie, dass ich ihnen meilenweit überlegen bin. Ich lehne mich lässig zurück und warte darauf, dass Orochimaru mit dem Briefing beginnt, doch das zieht sich gerade ziemlich in die Länge.

»Worauf warten wir?« fragt eine blonde Frau mit erstaunlicher Oberweite und klickt auf ihrem blauen Kulli herum. Ich kenne sie. Sie ist eine bekannte Ärztin. Ihre Methode zur Heilung von Infektionskrankheiten hat einen Wirkungsgrad von 93%. Sogar Malaria kommt gegen sie nicht an. Orochimaru hat anscheinend wirklich nur die besten der besten abgeschleppt. Ich muss mich in Acht nehmen und meinen Ruf bewahren, sonst lande ich schnell nur in der zweiten Reihe.

Die St. Konoha Klinik || Naruto & Anime OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt